Update 17.01.2019
Grenzübertritt nach Mexiko
Am 21.12.18 ist es soweit: wir fahren nach Mexiko! Wie aufregend! Wir werden unsere bisherige Komfortzone verlassen und ein uns unbekanntes und weniger weit entwickeltes Land bereisen, welches vor allem durch Negativschlagzeilen aufgrund seiner hohen Kriminalitätsrate und den Drogenkartellen von sich reden macht. Wir kennen weder die mexikanische Kultur noch sind wir des Spanischen mächtig. Ich versuche zwar mit einer App im Selbststudium ein paar Brocken Spanisch zu lernen. Im Moment reicht es gerade um einen Burrito und Agua zu bestellen und nach den Toiletten zu fragen. Damit wären immerhin doch schon einige Grundbedürfnisse abgedeckt :-)
Wir haben uns entschieden die Grenze bei Tecate zu passieren. Das ist ein kleiner Ort etwas weiter östlich von Tijuana. Tijuana ist ein riesige Grenze und ein Schmelztiegel für so einiges. Zudem hat Tijuana derzeit ein riesiges Problem mit tausenden von gestrandeten Flüchtlingen aus anderen mittelamerikanischen Ländern zu lösen. Seit Wochen harren die Flüchtlinge in menschenunwürdigen Lagern aus.
Dank dem Internet und der Erfahrung von anderen Reisenden, welche die Abläufe am Zoll detailliert beschrieben haben, wussten wir bereits, was uns erwarten wird.
Den ersten Grenzzaun auf der amerikanischen Seite passierten wir ohne Kontrollen. Es war nicht mal ein Zöllner zu sehen. Auf der mexikanischen Seite wurden wir zur “Inspeccion Agricultura” angehalten. Die Frau am Zoll stellte uns ein, zwei Fragen, schaute kurz von aussen in den Camper und liess uns weiter ziehen. Niemand wollte unsere Papiere sehen. Da wir jedoch noch ein Touristenvisum brauchten und unseren Camper offiziell einführen müssen, parkierten wir “ännet” der Grenzen und gingen zu Fuss zurück zum Grenzzollgebäude und suchten die “Oficina de migracion”. Ein netter mexikanischer Herr, welcher gebrochen Englisch sprach, liess uns Papiere ausfüllen und bot uns so nebenher Honig und Sosse für die Burritos aus Eigenproduktion zum Verkauf an. Zu sehr beschäftigt mit unserem Zollkram, lehnten wir dankend ab.
Nachdem wir die Papiere ausgefüllt hatten, schickte er uns mit einer Bestätigung und den Touristenkarten zur “Banjercito” im Gebäude nebenan, um die Gebühren für die Touristenkarten zu begleichen. Wir wussten, dass wir dort auch gleich die Formalitäten für den Import des Campers erledigen konnten. Ein ebenfalls netter und sehr präzise prüfender Herr bediente uns. Sein Englisch war immerhin etwas besser als unser Spanisch. Wir mussten ihn überzeugen, dass wir ein Wohnmobil und nicht ein Fahrzeug importierten - so kommen wir um die sonst anfallende Kaution von 400 Dollar herum. War gar nicht so einfach, weil wir eigentlich weder ein Fahrzeug noch einen Camper haben, sondern irgendetwas dazwischen. Der Herr schickte uns dann mit dem Auftrag, Kopien von den Touristenkarten, Pässen, dem Fahrzeugausweis und der Autoversicherung zu besorgen. Er verwies uns an ein Kopiergeschäft oder die Apotheke, welches beides an der Strasse auf der anderen Seite des Grenzzauns sind. So passierten wir diesmal zu Fuss die mexikanische Grenze, wobei sich niemand für uns zu interessieren schien und fertigten die gewünschten Kopien an. Zurück beim Herr der “Banjercito” stellte dieser bei der Prüfung der Autoversicherungspapiere fest, dass der Jahrgang des Fahrzeugs nicht mit demjenigen im Fahrzeugausweis übereinstimmt - ein Tippfehler bei der Abschliessung der Versicherung. Also mussten wir Kontakt aufnehmen mit der Versicherung, welche uns eine neue Police erstellte und per Mail zu schickte. Dieses Mail mussten an den Mexikaner vom “Kopiergeschäft” schicken. Er druckte es uns dann aus. Zum dritten Mal querten wir die Grenze von Mexiko her und konnten schlussendlich unseren Camper erfolgreich importieren. Mit der Quittung für die Touristenkarten konnten wir nun zurück zum “Oficina de Migracion” und erhielten unsere Stempel in die Pässe! Drei Stunden hat das ganze Procedere gedauert - verzögert jedoch durch unsere fehlerhafte Autoversicherung.
Glücklich und erleichtert fuhren wir los, gespannt was uns alles erwarten wird.
Ensenada
Von Tecate aus sind wir dann erst mal bis Ensenada, eine kleinere Stadt im Norden von Baja California gefahren. Dort organisierten wir uns eine mexikanische Telefonnummer, damit wir mobile Daten zur Verfügung haben. Anschliessend machten wir einen Grosseinkauf. So spannend in einem fremden Land einzukaufen und zu sehen, was es für Besonderheiten und für uns Exotisches zu kaufen gibt. Vor allem die riesige Auswahl an (tropischen) Früchten und Gemüse hat es uns angetan.
Es war bereits späterer Nachmittag, als wir uns auf den Weg zum einem nahe gelegenen Campingplatz machten.
Playa Hawaii
Am nächsten Tag, der 22. Dezember fuhren wir nach einem späten Frühstück weiter. Unser Ziel ist es, die ganze Baja California runter zu fahren. Die Baja California (BC) ist die zweitgrösste Halbinsel der Welt (fragt mich nicht, welches die Grösste ist) und entspricht etwa der Grösse von Italien.
An diesem Tag hatten wir uns als Etappenziel die Playa Hawaii gesteckt; einen Strand an der Ostseite von BC, im Golfo de Baja California. Da Ensenada an der Pazifikküste liegt, mussten wir die Halbinsel queren. Wir verliessen also die Mexico 1, die Hauptstrasse, welche längs durch die ganze Halbinsel führt und fuhren auf der weniger gut ausgebauten Mexico 5 nach Osten. Weniger heisst, dass es mehr Schlaglöcher gibt und weite Stellen überhaupt nicht geteert sind. Vielerorts waren geteerte Strassenstücke auch weggespült worden und erforderten eine Umfahrung über Schotterstrassen. Auch die Mexiko 1 ist nicht ganz ohne: die weisse Sicherheitslinien sind so ziemlich bündig mit dem Strassenrand. Von Pannenstreifen kann überhaupt nicht die Rede sein. Eine kleine Unachtsamkeit oder Fehler und man landet im Strassengraben. Wenn sich dann zwei grosse Lastwagen kreuzen, wird es wirklich eng. Kein Grund aber das Tempo zu drosseln. Mit 80km/h donnern sie aneinander vorbei. Zudem muss man immer wieder militärische Grenzposten passieren. Die Wachsoldaten wollen wissen woher man kommt, wohin die Reise geht, was der Grund der Reise ist und dann wird mit grösserer oder kleinere Gründlichkeit das Auto inspiziert. Keine Ahnung was der Grund für diese Kontrollen sind. Die Soldaten sind jedoch stets freundlich.
Gegen Abend sind wir dann am Playa Hawaii angekommen. Der Name tönte irgendwie vielversprechender als das, was wir angetroffen hatten. Es war eine wilde, verlassene Gegend, sehr trocken, fast ohne Vegetation. Wir waren mutterseelenallein. So entschieden wir uns, lediglich die Nacht dort zu verbleiben und am nächsten Tag weiterzuziehen.
Bald steht ja auch Weihnachten vor der Tür und wir wollten diese Tage doch irgendwie in der Nähe der Zivilisation verbringen, damit wir wenigsten fein essen gehen können. Wir beschlossen deshalb, am nächsten Tag bis Guerrero Negro an der Pazifikküste zu fahren. Dies ist der nächst grössere Ort etwa 430km südlich.
Heilig Abend und Whale Watching in Guerrero Negro
An diesem 23. Dezember, nach einer ruhigen Nacht an der Playa Hawaii sind wir früh aufgestanden. Ich wollte meditieren und Lynn die Sonne über dem Meer aufgehen sehen. Zum krönenden Abschluss dieses frühen Morgens gab es noch heissen Kaffee und danach machten wir uns auf den Weg.
Der Strassenzustand verschlechterte sich zunehmend und wir kamen nur schleppend voran. Zum Glück ist unser Auto Offroad tauglich. Wir benötigten über 7 Stunden für diese Fahrt. Guerrero Negro ist ein kleines, verschlafenes Städtchen. Es lebt v.a. von der riesigen Salzindustrie. Die dortigen Salzanlagen gehören zu den grössten der Welt. In der grossen Lagune vor Guerrero Negro ist der Salzgehalt des Meeres deutlich höher. Dies sei auch der Grund weshalb die Wale mit Vorliebe diese Bucht wählen, um ihre Babies zu gebären. Es gibt ihnen mehr Auftrieb und sie sind geschützt vor dem offenen Meer. Whale Watching es denn auch ein weiterer Einkommenszweig für die Einwohner von Guerrero Negro. Zwischen Januar und April kommen die Wale zu Tausenden in die Lagune. Sie migrieren von Alaska in die wärmeren Gewässer des südlichen Pazifiks.
Es war bereits Nachmittag als wir Guerro Negro erreichten. Nun ging es darum ein Plätzchen zum Schlafen zu finden. iOverlander schlug uns einen kleinen, von einer Familie geführten Campingplatz ausserhalb der Stadt vor. Es wurde als einfach (Toilette ohne Spülung, keine Duschen) beschrieben. Es habe ein feines, von der Familie geführtes Restaurant. Dort angekommen, wussten wir gar nicht ob wir richtig waren, es schien niemand dort zu sein, kein Schild wies darauf hin, dass hier so etwas wie ein Campingplatz ist und es wirkte etwas heruntergekommen. So kehrten wir um und übernachteten schlussendlich auf einem grossen Platz beim Leuchtturm des Ortes.
Lynn war bereits aufgeregt für Weihnachten. Sie hätte sich so gerne ein klitzekleines Weihnachtsbäumchen für unseren Camper gewünscht. Leider konnten wir ihr diesen Wunsch nicht erfüllen. Lynn blieb hartnäckig und bastelte kurzerhand einen Weihnachtsbaum aus Papier. Noch bis spät am Abend war sie mit basteln beschäftigt. Stephen und ich waren bereits eingeschlafen.
Am nächsten Morgen erwartete Stephen und mich eine schöne Überraschung! Feierlich stand der Papierweihnachtsbaum da und rundherum lagen schön eingepackt die Geschenke, welche Lynn für uns gebastelt und gekauft hat. Mir blieb gerade noch genug Zeit bevor auch Lynn aufwachte, um auch die Geschenke für Lynn einzupacken und unter den Baum zu legen. Als Packpapier musste ebenfalls das farbige Bastelpapier von Lynn herhalten.
So starteten wir den Morgen des 24. Dezember mit Päckchen auspacken und Kaffee trinken im Bett.
Damit wir den Tag etwas besonders gestalten können, haben wir beschlossen eine Whale Watching Tour zu buchen. Obwohl es noch etwas früh in der Saison ist, versicherten uns die Organisatoren, dass bereits einige Wale in der Lagune eingetroffen seien und wir ziemlich sicher einige sehen werden. Um 11h wurden wir abgeholt und zum Boot gefahren. Gemeinsam mit fünf anderen Personen verbrachten wir zwei Stunden auf dem Meer auf der Suche nach Walen. Und wir sahen sie! Einige Male schwammen sie ganz nahe an unserem Boot vorbei, tauchten auf, spuckten eine Fontäne und tauchten wieder unter. Meist sahen wir einen einzelnen Wal, manchmal waren sie auch zu zweit unterwegs. Da sie unter Wasser jeweils eine grosse Strecke zurücklegen konnten, war es gar nicht so einfach an ihnen dran zu bleiben. Auch wenn wir wahrscheinlich bloss einen kleinen Eindruck bekommen haben, es war beeindruckend diese riesigen Tiere so nahe zu sehen. Wir sahen aber nicht nur Wale sondern auch Delfine, Seelöwen und viele Vögel. Guerrero Negro ist auch bekannt für die vielen Vögel, welche dort nisten.
Nach unserer Rückkehr machten wir uns langsam bereit für Heilig Abend. Wir hatten beim Hotel Malarrimo die Möglichkeit unseren Camper im hoteleigenen RV Park abzustellen und hatten somit auch wieder mal Zugang zu heissen Duschen - eine Wohltat! Frisch herausgeputzt und zurecht gemacht, gingen wir im Hotel fein Essen. Sich vegetarisch zu ernähren ist in Mexiko eine Herausforderung. Man ist hier schon Vegetarier wenn man nur Poulet aber sonst kein Fleisch isst. So gab es halt Fisch aus der Lagune.
Zum Abschluss spielten wir noch eine Runde Billard in der Hotelbar. Für Lynn ein weiterer Höhepunkt des Tages. Mit dem guten Gefühl trotz der Abwesenheit von Familie, in einem fernen Land und ohne die für uns übliche Weihnachtsstimmung, einen schönen Weihnachtsabend verbracht zu haben, sanken wir müde in unsere Betten.
Weihnachtstage in San Ignacio und Bahia de Concepcion
Am 25. Dezember am Morgen früh haben wir unsere Route fortgesetzt. Wir wollten entlang der Mexico 1 zurück an die Ostküste zur Bahia de Concepcion.
Am Vortag hatten wir noch unseren Camper wieder frisch getankt, damit wir unterwegs nicht nach einer “guten” Tankstelle Ausschau halten müssen. In Mexiko muss man beim Diesel tanken etwas vorsichtig sein, da die Dieselqualität bei kleineren Tankstellen so mangelhaft sein kann, dass es zu einem Motorschaden führt. Auch bei den grossen Tankstellen ist der Diesel immer noch um einiges schlechter als bei uns in Europa. Wir fügen deshalb jeder Tankfüllung ein Dieseladditiv bei. Das ist zwar jedesmal etwas eine Prozedur, aber es lohnt sich.
Die reine Fahrzeit von Guerrero Negro bis zur Bahia de Concepcion dauerte rund 3.5 Stunden. Unterwegs hielten wir in San Ignacio einem kleinen Dorf und Oase mitten in der Wüste. Das Grün der Dattelpalmen war eine Wohltat nach der steinigen und von Kakteen geprägten ansonsten aber öden Landschaft. Die von den damaligen Jesuiten 1786 fertiggestellten Kirche prägt den Dorfplatz mit seinen kleinen Geschäften und Cafés.
Im Verlauf des Nachmittags erreichten wir schlussendlich die Bahia de Concepcion. Eine grosse Bucht mit kristallklarem blauem Meer und kleinen Inseln - ein wahres Juwel.
San Juanico
Am 27.12.18 entschieden wir uns weiterzuziehen und nach San Juanico an der Pazifikküste zu fahren. San Juanico ist ein kleines Dorf und bekannt für seine Bucht mit guten Wellen zum Surfen.
Google Maps zeigte uns an, dass wir für die gut 180km 4.5 Stunden brauchen. Das tönt nach einer holprigen Strasse. Und das war es auch. Nach etwa 60km auf der Mexiko 1 mussten wir abzweigen auf eine ungeteerte Strasse. Welche zu Beginn noch aus einer ganz ordentlichen Sandpiste bestand. Aber dann wurde es immer unwegsamer. Wir mussten einen Fluss durchqueren und teilweise war kaum mehr eine Strasse ersichtlich. Das war echt ein Offroad Trip, welcher unsere Auto (und wir) mit Bravour bestanden haben.
Etwa 15km vor dem Ziel stiessen wir plötzlich auf eine Abzweigung, welche uns zu einer wunderschön geteerten Strasse brachte - grmpfh!!! Da hat uns Google Maps ordentlich an der Nase herumgeführt. Wie wir bei unserer Rückfahrt noch herausfinden sollten, führt diese geteerte Strasse zur Mexiko 1, ist aber nicht vollständig in Google Maps erfasst, deshalb wurden wir durch die Pampas geführt. Eine ordentliche Strassenkarte hätte uns hier gute Dienste erwiesen, was wir leider nicht haben.
Nichtsdestotrotz es war auch landschaftlich eine spektakuläre Fahrt und nach 6.5 Stunden hatten wir die 180km geschafft!
In San Juanico verbrachten wir drei entspannte Tage mit schwimmen, spazieren, lesen, backen. Stephen fand ideale Wellen um mit dem SUP wellen zu surfen und genügend Wind um zu kiten. Auch Lynn übte sich beim Surfen. Die grossen Wellen blieben während unserem Aufenthalt aus. Dafür blieb auch der Rummel aus und für unsere Bedürfnisse reichten die kleineren Wellen gut aus.
Todos Santos
Die Tage vom 30.12.18 bis 4.1.19 verbrachten wir in der Gegend rund um und in Todos Santos, einem Charme versprühenden, international wirkenden Städtchen. Die Fahrt von San Juanico bis zur Playa de Tortugas, einem Strand etwas nördlich von Todos Santos verlief absolut unspektulär. Wir nahmen diesmal die geteerte Strasse - was zwar unser Navigationssystem zeitweise überforderte, da die Strasse laut Google Maps nicht existierte. Für uns war es dafür umso entspannter.
Silvester verbrachten wir am Strand. Es gab noch einige andere Camper - v.a. Kanadier und Amerikaner, welche das wilde Campieren an diesem schönen Strand ebenfalls genossen. Am Morgen kamen jeweils die “Locals” zum Wellenreiten.
Während Stephen eine letzte Kitesession im Jahr 2018 hatte, spazierten Lynn und ich dem Strand entlang und rekognoszierten das einzige Strandrestaurant, welches es an diesem Ort gab. Es sah nach einer gemütlichen Strandbeiz aus - perfekt für unser Silvesterdinner. Wir hatten denn auch riesiges Glück ohne Reservation einen Tisch zu ergattern. Offensichtlich ist das Restaurant bei den Lokalen - fast ausschliesslich englisch Sprechenden sehr beliebt. Kein Wunder bei der exzellenten und fantasievollen Küche, der Lage direkt am Strand und kreativen Gestaltung des Lokals. Das Menu war zwar sehr einseitig - es gab nur Thunfisch, dafür in allen Variationen - jedoch eine wahre Gaumenfreude. Wir haben selten so fein gegessen.
Zurück beim Camper machten wir noch ein kleines Feuer und stossen dort bereits um 11h aufs neue Jahr an. Zu müde um bis Mitternacht durchzuhalten, verschliefen wir den Jahresübergang. Ist ja auch egal. Wir haben schon lange den Zeitbegriff verloren, lassen uns mehrheitlich von unserem Biorhythmus leiten, wissen nicht mehr so genau welcher Wochentag ist und leben einfach in den Tag hinein. Einzig unsere Reiseroute gibt uns einen gewissen Takt vor und der Wecker, welcher in einer Beharrlichkeit morgens um 7h klingelt, erinnert uns ans Aufstehen. Ob wir dann wirklich um 7h aufstehen, entscheiden wir nach Rückfrage bei unserer inneren Uhr.
2018 war für uns alle ein tolles Jahr und wir sind sehr gespannt was das neue Jahr uns bringen wird.
Am ersten Januar brachen wir die Zelte an der Playa de Tortugas ab und fuhren erstmal ins Städtchen rein und flanierten durch die Strassen. Als wir bei der Dorfkirche vorbei kamen, konnten wir gerade noch das Ende der Predigt mit anhören. Das Eingangstor stand weit offen. Berührend war die Verabschiedung des Priesters und seinem Gehilfen von ihren Gläubigen. Beide verliessen als erstes die Kirche und verabschiedeten vor der Kirche jeden einzelnen Gläubigen per Händedruck und Umarmung.
Am 2. Januar hatten wir ein strenges Programm: Wir mussten unsere Wäsche abholgen, welche wir am Vortag in einer Wäscherei abgegeben hatten. Nicht einmal waschen müssen wir jetzt mehr. In Kanada und den USA war dies stets eine mehrstündige Prozedur bis wir alles gewaschen und getumblert hatten. Zudem hatte Stephen sein eines Kiteboard, welches beim Flug von Hawaii beschädigt worden war einem Shaper gegeben zur Reperatur. Dieses sollte heute auch abholbereit sein. Und dann stand noch ein Coiffeurtermin für uns alle drei an. Stephen wollte seine langen Haare wieder kurz schneiden und Lynn und ich brauchten definitiv eine Kur mit Schere für unser vom Reise arg strapaziertes Haar. Mit Händen und Füssen und Bildern aus dem Internet erklärten wir was wir gerne hätten. Stephen erhielt eine wirklich coole neue Frisur und ist kaum mehr wieder zu erkennen. Lynn’s Haar wurde etwas kürzer und meine langen Haare wurden “schnipschnap” um sicherlich 12cm kürzer. Ich brauchte 2 Tage, um mich von diesem Schock zu erholen. Zum Glück habe ich nicht zu viele Spiegel um mich herum.
Nach diesem mehr oder weniger erfolgreichen Tag fuhren wir zum Strand San Pedrito, etwas südlich von Todos Santos, wo wir weitere zwei Nächte blieben. Lynn vergnügte sich ausgiebig beim Schlitteln auf Sand: mit ihrem Boogieboard rutschte sie den steilabfallenden Strand hinunter. Mami und Daddy durften auch mal. Das war echt witzig. Zudem sahen wir immer wieder Wale vorbeiziehen und manchmal sahen wir sie auch aus dem Wasser springen. Auch eine Art Roche sahen wir häufig. Sie sprangen auch aus dem Wasser und machten dabei “Flügelschläge”.
Die letzten Tage in Baja California: Cabo San Lucas und Cabo Pulmo
Am 4. Januar setzten wir unsere Reise fort. Cabo San Lucas, ein Ort am südlichsten Zipfel der Baja California war unser nächstes Ziel. Der Reiseführer hatte uns bereits darauf aufmerksam gemacht, dass dort touristisch viel los ist. Dem war dann auch so. Es wirkte irgendwie wie “Little Monaco” mit grossen Yachten im Hafen, vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffen und mit Hotelanlagen zugebaute Strände. Am Strand vergnügten sich die - meist Amerikanischen und Kanadischen - Touristen mit Jetski fahren, Parasailing, Bananenboot fahren, Stand Up Paddeln… Zum “Land’s End” kommt man nur mittels organisierten Bootstouren. Es gab nichts, was uns länger hier behalten würde. So fuhren wir nach einem kurzen Picknick am Strand weiter, an der östlichen Küste entlang wieder Richtung Norden. Die nächsten paar Tage verbrachten wir im Nationalpark Cabo Pulmo. Es ist ein Meeresnaturschutzgebiet und bietet ein tolles Reef mit vielen Fischen zum Schnorcheln. Leider erwischten wir eine sehr windige und eher kühle Phase, so dass es uns nicht wirklich ins Wasser zog. Schön war die Gegend trotzdem - und sehr entspannt.
Bevor wir von La Paz die Fähre zum Festland nahmen, schauten wir uns noch den Ort La Ventana an. Dies ist ein Surfmekka weil es regelmässig starken Wind gibt. Viele Amerikaner und Kanadier überwintern hier und wer am Strand in der ersten Reihe sein Wohnmobil platzieren will, muss bereits im November vor Ort sein. Die Campingplätze waren zugeparkt, der Strand und die Bucht mit Kitesurfern übersät. Da bevorzugte Stephen dann doch die einsameren Strände, auch wenn der Wind nicht so zuverlässig blässt. Also machten wir auch hier rechtsumkehrt und fuhren dann ziemlich spontan direkt zum Fährhafen in La Paz. Wir kamen 2 Stunden vor Abfahrt der Fähre an und schafften es problemlos noch einen Platz zu buchen und rechtzeitig auf dem Schiff zu sein.
Die Fähre legte am 8. Januar 2019 um 14:30 ab. Die Überfahrt dauerte 7 Stunden. Es war eine mühsame Fahrt. Die Passagiere waren fast ausschliesslich Lastwagenfahrer. Wir waren fast die einzigen, welche mit einem PW oder Camper auf der Fähre waren. Man hat uns “Pullman” Sitze reserviert. Aber der Raum war so ungemütlich, dass wir uns dort kaum aufhielten. Es hatte keine Fenster, war schlecht belüftet und nonstop lief im Fernseher irgendein Spielfilm. Auf Deck gab es keine Sitzgelegenheit und im Restaurant war es wegen denselben Spielfilmen stets sehr laut - die halbe Lautstärke hätte auch gereicht.
Kurz nach Abfahrt gab es einen riesigen Run auf die Küche, alle schienen sich hier zu verpflegen. Wir “greenhorns” dachten uns, dass wir später uns was zu essen holen, wenn der ganze Trubel vorbei ist. Bloss danach war auch die Küche geschlossen und öffnete nicht wieder. Mit knurrenden Mägen, welche wir bloss mit ein paar selbst mitgenommenen Snacks beruhigen konnten und keinem wirklich ruhigen und gemütlichen Ort zu sein verbrachten wir die langen 7 Stunden auf der Fähre.
Ziemlich pünktlich um 21:30 kamen wir in Topolobamo an. Nicht weit vom Hafen entfernt fanden wir an der Strandpromenade einen Parkplatz für die Übernachtung. Gemütlich war es nicht. Bis spät in die Nacht wurden wir von lauter Musik , feiernden Menschen und vorbeifahrenden Autos wachgehalten. Etwas gerädert standen wir am nächsten Morgen auf und machten uns auf den Weg Richtung Süden, der Pazifikküste entlang.
Erst im Nachhinein haben wir erfahren, dass wir mit den Baja Ferries die falsche Fährgesellschaft erwischt haben. Die Konkurrenz war leider nicht im Internet vertreten und deshalb haben wir davon nichts gewusst. Diese wäre um einen etlich günstigeren Preis zu einem Hafen deutlich südlicher gefahren. Nun mussten wir halt die zusätzlichen 400km mit dem Auto zurücklegen. Tja, wir vergessen hier immer wieder mal, dass wir in einem Schwellenland sind und die Infrastruktur und Organisation nicht denselben Standard haben, welchen wir mit einer solchen Selbstverständlichkeit erwarten.