05.02.2019 Grenzübertritt nach Belize
Die letzte Nacht in Mexico haben wir auf einem Parkplatz vor einem Café verbracht. Der Inhaber des Cafés erlaubte uns dort zu übernachten. Es war ein junger Mexikaner, welcher sich den Traum vom eignen Lokal verwirklicht hatte. Jeden Tag steht er morgens früh auf, um um 6h frische Brötchen zu backen und kommt erst abends spät ins Bett nachdem die letzten Gäste das Café verlassen haben. Trotz der harten Arbeit strahlte er eine grosse Zufriedenheit und Stolz aus.
Nicht ganz so früh standen wir ebenfalls an diesem 5. Februar auf und stärkten uns mit einem schwarzen Kaffee und frisch gebackenen “Pain au chocolat”. Danach füllten wir nochmals unseren Tank auf nahmen die letzten 35km bis zur Grenze von Belize unter die Räder.
Wir waren schon etwas aufgeregt was uns an der Grenze erwarten wird und gleichzeitig fiel uns der Abschied von Mexiko nicht ganz leicht.
Der Grenzübertritt verlief aber dann ganz unspektakulär und reibungslos. Auf der mexikanischen Seite gaben wir unsere Touristenkarten inkl. Quittung der Einreisegebühr ab und erhielten im Gegenzug einen Ausreisestempel in den Pass. Danach mussten wir noch unseren Camper exportieren. Auch diesen Papierkram war relativ schnell erledigt. Anschliessend fuhren wir zur Grenze von Belize. Als erstes mussten wir mit unserem Auto durch eine Art Waschanlage fahren zur “Fumigation” oder Desinfektion, wofür wir eine Gebühr von umgerechnet 5 $US bezahlten. Anschliessend ging es zum Immigrationsgebäude. Wir füllten die Touristenkarten aus, bekamen einen Einreisestempel in den Pass mit einer Aufenthaltsbewilligung von 12 Tagen. Wir mussten vorher angeben, wie lange wir uns im Land aufhalten wollen. Im Anschluss mussten wir auch noch unseren Camper importieren und beim Verlassen des Gebäudes noch eine “Bearbeitungsgebühr” von ungefähr 15 $US pro Person bezahlen. Nun mussten wir nur noch eine KFZ-Versicherung für Belize abschliessen. Die liebenswürdige Dame hinter dem Schalter bot uns denn auch gleich noch an unsere restlichen mexikanischen Pesos zu einem guten Kurs in Belize Dollars zu wechseln und gab uns auch noch ein paar Tipps für Sehenswürdigkeiten in Belize.
So nun konnte es los gehen mit dem Eintauchen in das neue Land.
Die Unterschiede zu Mexiko sind nicht zu übersehen. Angefangen damit, dass die Landessprache von Belize Englisch ist. Man hat zudem das Gefühl irgendwo in der Karibik, vielleicht in Jamaika gelandet zu sein. Statt Latino-Musik hört man Reggae und viele Menschen scheinen afrikanische Wurzeln zu haben. Die Leute sind extrem freundlich und entspannt. Wenn wir an ihnen vorbei fahren, winken sie uns zu und schenken uns ein strahlendes Lächeln. Sogar als wir am Gefängnis vorbeifahren, welches direkt an der Hauptstrasse liegt, winkten uns die Insassen in ihren orangenen Overalls lächelnd zu. Augenscheinlich war aber auch die Armut und bescheidenen Wohnverhältnisse. Insbesondere in ländlichen Gebieten lebten die Menschen vorwiegend in einfachen Holzhütten, welche oft windschief und lottrig in der Gegend standen. Einige hatten weder fliessend Wasser noch Strom. Auf der Strasse gab es kaum Verkehr, die meisten waren zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs.
Die Landschaft ist sehr saftig und grün. Da Belize mit lediglich gut 350’000 Einwohner zu den am dünnsten besiedelten Ländern Mittelamerikas gehört, gibt es hier sehr viel Natur. Zudem ist Belize ein Paradies für Taucher und Schnorchler. Ein grosses Reef zieht sich von Mexiko bis runter nach Honduras entlang der karibischen Küste von Belize.
An diesem ersten Tag in Belize fuhren wir erstmal bis in den nächst grösseren Ort, wo wir etwas zu Mittag assen und den Internetzugang nutzten, um unsere sozialen Bedürfnisse zu befriedigen und Schularbeiten sowie Administratives erledigten. Anschliessend fuhren wir zu einer Bungalowanlage an einer Lagune, welche bekannt ist für die vielen Vogelarten, welche dort leben. Der Inhaber, ein Engländer welcher mit einer Belizerin verheiratet ist, liess uns auf seinem Grundstück übernachten und wir konnten seine sanitären Anlagen benutzen.
6.-7.02.2019 Gales Point
Nach unserer ersten Nacht in Belize fuhren wir am 6. Februar 2019 weiter nach Gales Point, ein Dorf auf einer schmalen Landeszunge innerhalb einer Lagune. Gales Point wird vor allem von Garifuna, einer Bevölkerungsminderheit in Belize bewohnt. Man sagt, dass Gales Point von entflohenen Nigerianischen Sklaven gegründet wurde. Die Garifunas haben ihre eigene Sprache - Englisch ist ihre Zeitsprache - und sind berühmt für ihre Trommelmusik.
Wir konnten bei Kevin, dem Wildhüter für die Schildkröten dieser Lagune, unseren Camper abstellen. Viel gab es hier nicht zu sehen, mit einem kurzen Spaziergang hatten wir die Landeszunge, welche teilweise nicht viel breiter als die Strasse war, schnell erkundet. Ins Auge sprangen uns die bescheidenen Wohnverhältnisse. Ihre Häuser waren nichts mehr als einfache Holzhütten aus ungleichen Brettern zusammengezimmert. Viele wirkten heruntergekommen. Es schienen vorwiegend nur noch ältere Menschen hier zu leben. Ein 85jähriger, gebrechlicher Mann, welcher vermutlich einen Schlaganfall hatte und nur noch undeutlich sprach, suchte das Gespräch mit uns und freute sich, über den menschlichen Kontakt. Etwas später fuhr ein Mann mit seinem klapprigen Fahrrad und zwei frisch gefangenen Fischen an uns vorbei. Er hielt an und fragte mich ob ich einen Fisch wolle. Ich lehnte dankend ab, erklärend, dass ich keine Ahnung habe, wie man einen Fisch zubereitet. Er bot mir stattdessen an, mir einen Sack Orangen zu besorgen. Dieses Angebot nahm ich gerne an. Etwa zwei Stunden später kam er zurück mit den Orangen und erzählte, dass er rund 3km mit dem Fahrrad gefahren sei und die Orangen frisch gepflückt hatte. Er wollte 2 Belize Dollar dafür. Das ist umgerechnet etwa 1 sFr. Er war happy, wir waren happy.
Es gab so etwas wie ein Restaurant hier, so wurde uns von einer Engländerin erzählt, welche ebenfalls bei Kevin mit ihrem umgebauten Bus übernachtet hat. Das Restaurant entpuppt sich als privates Wohnhaus. Die Eingangstür war zweigeteilt - ähnlich einer Stalltür. Der obere offene Teil, gab uns den Blick frei in die Wohnstube der hier lebenden Familie. Wir klingelten, eine alte Frau öffnete uns und wir fragten, ob wir etwas essen können. Nach einem kurzen Blick in die Küche, erklärte sie uns, dass sie noch eine Portion übrig hätten. Wir verstanden nicht, woraus die Malzeit bestand, bestellten aber mal. Hunger ist ja bekanntlich der beste Koch. Wir setzten uns auf die klapprigen Stühle an einen der beiden Tische auf der Veranda. Eine etwas jüngere Frau - vermutlich die Tochter - kam vorbei und nahm noch unsere Getränkebestellung auf. Wir bekamen schlussendlich ein Belizisches Nationalgericht, bestehend aus Reis und Poulet an einer Art Currysauce serviert. Wenn ich hier nicht verhungern will, kann ich echt nicht auf meine vegetarische Lebensweise beharren. Zu Dritt stürzten wir uns auf das Teller und stillten etwas unseren Hunger.
Am Abend, es war bereits dunkel und wir hatten es uns in unseren Camper gemütlich gemacht, klopfte es plötzlich. Wer konnte das sein? Die Polizei?!? Mit einem etwas mulmigem Gefühl in der Magengegend öffneten wir die Tür. Davor standen die beiden Jungs von Kevin und deren Freund. Sie wollten uns eine kleine Darbietung auf den Trommeln geben. Wow - so cool! Wir hatten gehofft, dass wir hier auf eine Gelegenheit stossen, um jemandem beim Trommeln zuhören zu können. So hatten wir uns ganz privates kleines Trommelkonzert. Obwohl sie noch jung waren, hatten sie es echt drauf. Die Hände wirbelten und trommelten in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Fasziniert lauschten wir den Trommelklängen.
7.-9.02.2019 Hopkins
Von Gales Point fuhren wir südwärts über den Manatee Hwy nach Hopkins, einem Fischerdorf an der karibischen Küste. Auch wenn sich die Strasse Highway nennt, so ist es nicht mehr als eine meist ungeteerte Schotterpiste.
In Hopkins parkten wir unseren Camper auf einem Sandplatz direkt am Meer. Wir gingen erstmal etwas trinken und schmiedeten unsere Pläne. Der Deutsche Besitzer des Restaurants gab uns einige hilfreiche Tipps. Wir wollten einerseits eine Bootstour by Night zur bekannten Anderson Lagune machen. Dort gibt es nämlich das Phänomen der Biolumineszenz. In der Lagune gibt es eine bestimmte Art Algen, welche durch Bewegungen im Wasser zu leuchten beginnen - ein wahres Naturspektakel. Zudem ist Belize berühmt für sein langes vorgelagertes Reef, welches dem Great Barrier Reef in Australien Konkurrenz macht. Deshalb haben wir uns entschieden, eine Schnorcheltour zu buchen. Der Deutsche empfahl uns direkt bei der Marina von Hopkins nachzufragen. Das taten wir dann auch. Noch für denselben Abend konnten wir eine Nachttour zur Anderson Lagune und eine Schnorcheltour für den nächsten Morgen buchen. Terry, ein wirklich aufgestellter Belizer war unser Guide. Wir fuhren kurz vor dem Eindunkeln zunächst mit dem Boot dem Fluss entlang. Terry zeigte uns Tiere (verschiedene Vogelarten und Leguane) entlang des Flusses. Ein Krokodil bekamen wir leider nicht zu Gesicht. Als es dann wirklich stockdunkel war, zweigten wir in einen Nebenarm des Flusses, welcher zur Lagune führte. Das Naturereignis der Biolumineszenz war wirklich einmalig! Das Boot, welches mit seinem Motor das Wasser aufwirbelte, zog eine leuchtende Spur hinter sich - genauso wie vorbei schwimmende Fische. Mit den Händen konnte man ins Wasser zeichnen und wenn man eine Handvoll Wasser in Luft warf, sah es aus glühende Funken. Wassertropfen auf der Haut hinterliessen glitzernde Spuren. Ein Höhepunkt war, als Lynn und ich in die Lagune schwimmen gingen. Unsere Schwimmbewegungen liess uns wie Engel aussehen. Leider war es viel zu Dunkel um Fotos davon zu machen. Die Bilder in unserem Kopf bleiben unvergesslich.
Wir konnten glücklicherweise auch gleich auf dem von einem mit Pumpgun bewaffneten Nachtwächter bewachten Parkplatz des Hafens übernachten. So hatten wir es am nächsten Morgen nicht weit, wenn wir bereits um 8h wieder auf der Matte stehen müssen für unsere Schnorcheltour.
Auch Terry war wieder unser privater Führer und empfing uns fröhlich. Wir fuhren zunächst in einem Höllentempo raus zum Reef. Eine ca. 15minütige Fahrt, welche etwas an eine Achterbahnfahrt erinnerte, da unser Boot bei diesem Tempo über die Wellen zu fliegen drohte. Es gab unzählige kleine Inseln, welche oft von Privatpersonen gekauft werden und bewohnbar gemacht werden. Auf einigen gibt auch Ressorts mit Übernachtungsmöglichkeiten. Das Paradies wie man es sich vorstellt. Terry führte uns zu zwei verschiedenen Insel, in deren Nähe wir je eine Schnorcheltour machte. Terry nahm uns mit in die Unterwasserwelt und zeigte uns Fische, welche wir selber wohl übersehen hätten und kannte sie alle bei Namen. Das Highlight war die Sichtung eines Manta Rochen, welchen wir über längere Zeit beobachten konnten sowie eine Schildkröte. Daneben gab es unzählige Fische in allen Farben. Das Wasser war sehr klar und zeigte sämtliche Blau- und Türkistöne.
Bereits um die Mittagszeit waren wir wieder zurück und fuhren danach zurück zu unserem Platz am Meer. Es hatte genügend Wind, so dass Stephen sogar noch zu einer Kitesession kam.
Hier trafen sich am frühen Abend viele Kinder und Jugendliche zum Fussballspiel. Hier schien sich einiges an Dorfleben abzuspielen. Es war schön mitten drin zu sein und aus der ersten Reihe beobachten zu können, wie sich das Sozialleben hier im Dorf abspielt. Das Kiten von Stephen zog sehr schnell eine kleine Truppe von Schaulustigen an, welche mitfieberten und in Gelächter ausbrach, wenn Stephen ins Wasser fiel. Lynn freundete sich währenddessen mit zwei kleinen Mädchen an und führte sie ins UNO Spiel ein. Am Abend gingen wir ins Restaurant nebenan essen. Es war eine einfaches Gebäude, in welchem sich einige Tische und die Küche befanden. Die meisten Gäste sassen jedoch draussen, innerhalb eines eingezäunten und mit Palmblätter überdachten Sandplatzes. Die Tische und Stühle waren aus Plastik. Alles sehr einfach. Ich glaube das Restaurant hatte nicht mal einen Namen. Die Gerichte waren aber lecker. Wir hatten das Glück, dass dort jeweils am Freitagabend ein Trommelkonzert gegeben wird. Diesmal waren es Profis, welche trommelten und dazu sangen. In der Pause kamen wir kurz ins Gespräch mit dem einen Trommler und erklärte uns, dass diese Lieder Kulturwissen und ethische Verhaltensweisen der Garifuna von Generation zu Generation weitertragen.
Wir trafen hier auch Tanja wieder, die Engländerin, welche wir in Gales Point kennengelernt haben. Bei einem gemeinsamen Schlummertrunk tauschten wir unsere Reiseerfahrungen aus. Sie ist wirklich eine mutige Frau. Seit 1.5 Jahren ist sie alleine unterwegs, hat in Kanada einen Bus gekauft und alleine umgebaut. Sie will runter bis Feuerland. Immer wieder treffen wir auf allein reisende Frauen hier in Mittelamerika, welche meist als Backpackerinnen unterwegs sind.
9.-10.02.2019 Februar: Blue Hole Nationalpark und Belize Zoo & San Ignacio
Blue Hole Nationalpark und Belize Zoo
Am Morgen des 9. Februars fuhren wir entlang des Hummingbird Highways, welcher deutlich in besserem Zustand war, Richtung Westen der Grenze zu Guatemala entgegen. Wir stoppten im Blue Hole Nationalpark und besuchten die dortigen Herman’s Cave. Ein Höhlensystem, welches man auf den ersten ca 300m alleine begehen konnte. Für eine grössere Höhlenwanderung hätte man eine geführte Tour buchen müssen. Die Begehung war auch auf eigene Faust beeindruckend. zunächst führte ein 10minütiger Spaziergang durch den Dschungel zum Höhleneingang. Der Weg in der Höhle war zwar mit Seilen markiert, jedoch nicht beleuchtet und als wir am Ende des Weges ankamen und unsere Stirnlampen ausschalteten, war es pechschwarz. Es war ein sonderbares Gefühl mit offenen Augen mehrere Minuten zu stehen und einfach nichts zu sehen ausser die dunkelste Schwärze.
Zurück beim Parkplatz fuhren wir ein kurzes Stück mit dem Auto bis zum Blue Hole, welches dem Nationalpark den Namen gibt. Es ist eine offene Cenote mitten im Dschungel in einem tiefen Blau! Nach der tropischen feuchten Hitze ins kühle Nass zu springen und in diesem natürlichen Swimmingpool mitten im Dschungel zu schwimmen war ohne Worte!
Erfrischt machten wir uns auf den Weg zum Belize Zoo. Dieser ist ein Auffanglager für verwaiste oder verletzte Tiere oder für Tiere, welche aus unerlaubtem Privatbesitz befreit wurden und dient zusätzlich Bildungszwecken für die Einwohner von Belize. Wir sahen all die exotischen Tiere wie Tapire, Pumas, Jaguars, Krokodile, Papageien, Affen etc., welche hier in Belize heimisch sind.
Nach diesem vollen Tag fuhren wir noch bis nach San Ignacio, unweit der Grenze zu Guatemala, wo wir unsere letzte Nacht in Belize auf einem Campingplatz verbrachten.
San Ignacio
Eigentlich hätten wir den Ort noch etwas erkunden wollen. Immer noch voll von all den Eindrücken, welche wir in den letzten Tagen hier in Belize gesammelt hatten, beschlossen wir einfach, den Vormittag hier auf dem Campingplatz zu verbringen und das gut funktionierende Internet zu nutzen. Lynn lernte ein gleichaltriges Mädchen kennen, welches hier auf dem Campingplatz lebt und genoss das Spielen mit ihr.
Am frühen Nachmittag packten wir dann unsere Sachen und machten uns auf den Weg zur Grenze zu Guatemala - gespannt, was uns diesmal erwarten wird.