8. - 10. März 2019: Bahia de Salinas im Norden der Provinz Guanacaste
Nach dem Grenzübertritt wollten wir uns nicht mehr zuviel vornehmen und fuhren an die Playa Rajada in der Bahia de Salinas. Es soll eine der schönsten Strände in Costa Rica sein.
Unterwegs hielten wir in der Kleinstadt La Cruz um bei einer Bank Geld beziehen zu können. Während der Geldbezug in Ländern wie El Salvador und Nicaragua völlig unkompliziert möglich war, fanden wir hier keinen einzigen Geldautomaten, welcher bereit war, uns ein paar Colones auszuspucken. Bargeldlos setzten wir unsere Fahrt fort, um noch etwas vom Tag zu haben bis wir die Playa Rajada erreichen. Die Gegend hier ist sehr trocken und oft kahl. Viele Bäume haben ihre Blätter verloren in der Trockenzeit. Es war dennoch eine schöne Fahrt. Eine Anhöhe gab uns einen atemberaubenden Blick frei auf die Bahia de Salinas. Die letzten Kilometer führten über eine Schotterpiste bis zur Playa Rajada - und es war wirklich eine der schönsten Strände, welche wir bisher gesehen hatten. Die geschützte Bucht mit seinem weissen Strand und dem kristallklaren blauen Wasser war eine Perle. Das Wasser war flach - eine angenehme Abwechslung zu dem sonst rauen Pazifik. Der nach wie vor stark ablandig wehende Wind, hat das Meer jedoch empfindlich abgekühlt. Es war tatsächlich nicht möglich viel länger als 5min. im Wasser zu bleiben. Ich schätze die Wassertemperatur auf etwa 15° Celsius.
Tagsüber kamen ein paar Ausflügler und Touristen, welche eine Tour mit dem Quad gebucht haben, an den Strand. Mit ihren Quads ratterten sie an uns vorbei, parkten unweit von uns, erhielten ein Getränk und ein paar Minuten um Photos zu machen. Spätestens jetzt wurde uns klar, dass wir mit dem Grenzübertritt nach Costa Rica wieder eine ganz neue Welt betreten hatten. Seit unserer Einreise nach Belize vor einem Monat haben wir uns in sehr armen Ländern mit wenig Tourismus und einfachster Infrastruktur bewegt. Doch hier bewegen wir uns wieder in einem weit fortschrittlicheren Land - was man unter anderem an den deutlich saubereren Stränden und Strassenrändern bemerkt. Überall hat es Abfalleimer und der Abfall wird getrennt. Aber wir sind auch wieder mit den Einflüssen des Massentourismus konfrontiert: es fahren uns Quads und Jetskis um die Ohren, viele Einheimische sprechen Englisch, Hotels, Restaurants, Bars und unzählige Touristenattraktionen schiessen wie Pilze aus dem Boden, die Preise sind oft überhöht. Wir brauchten etwas Zeit um uns an diese neuen “Vibes” zu gewöhnen. Es fühlte sich so an, als ob wir nach einer langen Reise durch die Wüste in einer Oase angekommen wären - zurück im Komfort, zurück in der Konsumwelt. Die Costa Ricaner waren unter all den Touristen viel weniger spür- und wahrnehmbar als zum Beispiel die Nicaraguaner, welche uns mit so grosser Neugier und Offenheit begegnet sind. Dennoch, auch hier begegneten uns die Einheimischen mit der Freundlichkeit und Offenheit der Mittelamerikaner.
Gegen Abend wurde es ruhig und in der Nacht waren wir praktisch alleine. Ausser ein, zwei anderer Abenteurer, welche die Nacht ebenfalls am Strand verbrachten, teilten wir uns die Bucht nur noch mit den “White Face Monkeys”, Kolibris und anderen Vögeln. Nebenan weideten Kühe und im Fluss hinter uns, sollen Krokodile leben. Wir haben leider keines zu Gesicht bekommen.
Wir lernten Gigi kennen, einen nach Costa Rica ausgewanderten Israeli und ebenfalls ein Overlander und Kitesurfer. Er gab uns seine Telefonnummer und lud uns ein, ihn zu besuchen. Er wohnt in einem Dorf in der Nähe der Playa Rajada.
Wir blieben zwei Nächte an diesem Strand und liessen einfach die Seele baumeln. Einzig der ununterbrochen heftig blasende Wind wurde zeitweise etwas unangenehm. Er bescherte uns dafür kühle und insektenfreie Nächte. Am Morgen des 10. März trafen wir uns mit Gigi, welcher uns zum Frühstück einlud. Stephen und Gigi kam rasch ins Fachsimpeln über das gemeinsame Hobby Kitesurfen. Gigi nahm uns mit an einen beliebten Kitesurfbeach in der Nähe. Der Wind blies erbarmungslos. Lynn und ich blieben unterdessen im Camper und hielten eine Schulstunde ab.
Gigi gab uns noch einige Reisetipps und erlaubte uns unseren Frischwassertank aufzufüllen. Danach zogen wir weiter.
10.-12. März: Via Playa Panama und Playa Brasilito an die Playa Conchal und Playa Minas
Da es bereits mitten am Nachmittag war, als wir uns von Gigi verabschiedet hatten, kamen wir an diesem Tag nicht mehr weit und suchten lediglich einen Ort, wo wir die Nacht verbringen konnten. Wir fanden einen etwas weniger romantischen Parkplatz an der Playa Panama- jedoch mit Meerblick - links und rechts von Hotels eingesäumt. Er bot jedoch den Mindeststandard und das ist Sicherheit.
Ich nutzte einmal mehr die frühen Morgenstunde für etwas Zeit für mich - Stephen und Lynn sind definitiv die Langschläfer unter uns. Ich genoss einen Spaziergang dem Strand entlang und machte noch etwas Yoga. Ein perfekter Start in den Tag. Danach gab es Kaffee für uns und Schoggimilch für Lynn am Strand.
Wir fuhren weiter zur Playa Brasilito - ein Tipp von Gigi. Von dort aus könne man auf den bekannten weissen Strand Playa Conchal fahren. Einen direkten Zugang gebe es nicht mehr seit ein Luxusressort diesen für sich beansprucht. Wir erfuhren dort, dass man inzwischen nicht mehr auf den Strand fahren darf - was ich ehrlich gesagt auch eine vernünftige Entscheidung finde. Mir machten an der Playa Brasilito dennoch einen kurzen Halt, um etwas zu Mittag zu essen. Lynn und ich versuchten uns darin, Pupusas - das El Salvadorianische Nationalgericht - selber zu backen. Wir hatten uns Maismehl gekauft und stellten damit selber den Teig her. Es ist uns gar nicht so schlecht gelungen. Zudem haben wir so wieder mal etwas Abwechslung in unserem Menuplan.
Lynn, welche sich immer mehr mit dem Thema Umweltverschmutzung beschäftigt und sich sehr an der Achtlosigkeit der Menschen stört, welche ihren Abfall einfach am Strand liegen lassen oder zum Autofenster rauswerfen, hat wieder mal einen Sack gepackt und angefangen Abfall zu sammeln. Und an diesem Tag, an der Playa Brasilito, ist die Idee zu unserem kleinen Projekt entstanden. Mit dem Titel “BetterThanNothing” wollen wir die sozialen Medien nutzen um die Menschen zu motivieren, ein kleines Bisschen zur Verbesserung der Situation auf unserem Planeten beizutragen - im Moment vor allem mit dem Schwerpunkt Abfall. Nach dem Motto “BetterThanNothing” zählt jede Handlung und möge sie einem noch so gering vorkommen, welche dem Wohle der Umwelt dient.
Nach der Abfallsammlungsaktion und einem Bauch voller Pupusas sind wir noch ein kleines Stückchen weiter südlich gefahren und fanden dort einen Zugang zum südlichsten Ende der Playa Conchal. Wir richteten uns unter den Schatten spendenden Bäumen ein. Stephen genoss eine weitere Runde beim Kitesurfen auf dem Meer und Lynn und ich verköstigten uns im kleinen Strandrestaurant und spielten Karten. Im regelmässigen Rhythmus kamen Gruppen von Quadfahrern vorbei, hielten beim Restaurant, tranken ihr Bier oder Pina Colada und zogen sonnenverbrannt wieder weiter. Ab und zu kamen auch Gruppen hoch zu Ross vorbei und genossen den Ritt dem Strand entlang. Beim Eindunkeln leerte sich der Strand, das Restaurant schloss und wir hatten den Ort wieder ganz für uns alleine.
Den nächsten Tag wollten wir an einer benachbarten Bucht verbringen - der Playa Minas. Das war ein weiteres Juwel - einfach nur wunderschön! Leider verlangte unser Programm, dass wir noch am selben Tag unsere Zelte abbrechen und uns auf den Weg ins Landesinnere machen. Morgen ist Lynn’s Geburtstag und wir hatten für sie eine Überraschung geplant.
13. März 2019: Lynn’s Geburtstag
Bereits am Vorabend waren wir rund 4 Std. von der Küste rauf in die Berge gefahren und haben in St. Elena, dem Eingangstor zu der Region von Monteverde auf einem Parkplatz übernachtet.
Dank Zeitverschiebung konnten wir am Abend des 12. März sogar pünktlich auf die Geburtsminute auf Lynn’s Geburtstag anstossen.
Wir hatten zu Lynn’s Geburtstag eine Canopytour im Jungle gebucht. Bereits um 7h mussten wir bei der Organisation auf der Matte stehen, damit wir rechtzeitig für die Tour gerüstet werden konnten. Nach ein paar ersten Informationen und ausgestattet mit Helm, Handschuhen und Gurtzeug ging es los. Ein kurzer Spaziergang führte uns in den Jungle hinein. Nach einem kleinen “warm up”, bei welchem wir von einem Hochgestell aus, angegurtet an einem langen Seil - ähnlich wie Tarzan durch die Lüfte schwingen konnten. Da kamen doch gleich Kindheitserinnerungen hoch. Danach hiess aufzusteigen zu den Baumkronen, geschätzte 20 bis 30m über Boden. In diesen luftigen Höhen konnten wir entlang eines langen Stahlseil von Baum zu Baum sausen. Teilweise bot es uns eine grandiose Sicht über die Berge bis runter zum Pazifik. Senkrecht abseilen und auf einer Strickleiter, welche innerhalb eines hohlen Baumes montiert war wieder hoch gehörte ebenfalls zum Programm. Nach einer knappen 1.5 Std. standen wir wieder auf dem Parkplatz. Lynn war vollends begeistert und wir auch. Es war wirklich ein Adrenalinkick und hat total Spass gemacht.
Nach diesem Abenteuer frühstückten wir erstmal. Anschliessend wollten wir die Hängebrücken im Nebelwald zeigen. Stephen und ich waren vor 13 Jahren bereits einmal in Costa Rica und haben die Brücken, welche auf Höhe der Baumkronen befestigt waren noch in bester Erinnerung. Dort angekommen, war es allerdings recht ernüchternd. Carweise wurden die Touristen hochchauffiert und der Eintritt hätte uns 100 Fr. gekostet. Das fanden wir für einen kurzen Spaziergang durch den Park dann doch übertrieben. Zudem stand uns auch nicht so viel Zeit zur Verfügung. Denn wir hatten noch eine weitere Überraschung geplant. So entschieden wir uns gegen den Eintritt und fuhren stattdessen bereits jetzt los Richtung San José, wo Stephen’s Bruder landen wird. Lynn wusste zwar, dass ihr Onkel nach Costa Rica kommt. Aber sie wusste nicht genau wann.
Das war ein schöner und spezieller Moment, als wir nach rund 8 Monaten erstmals wieder ein Familienmitglied sehen und in die Arme nehmen konnten.
Da unser Auto eigentlich nicht gerüstet war für den Transport von 4 Personen, mussten wir etwas improvisieren. Lynn kam zu mir auf den Schoss, den Kindersitz demontierten wir, damit Martin sich hinten hinsetzen konnten. Lynn fand es ganz toll so die Strecke bis Jaco an der Pazifikküste zu fahren. Nachdem wir für Stephen’s Bruder eine Unterkunft gefunden hatten, gingen wir in einem von einem Einheimischen empfohlenen Soda zu Abend essen. Soda’s sind ganz einfache Restaurants, welche meist nur eine geringe Menüauswahl aus der heimischen Küche bieten. Das Soda, in welchem wir Lynn’s Geburtstagsessen feierten bot ein Buffet mit verschiedenen Gerichten, die man sich selber zusammenstellen konnten. Es gab Plastiktische und Plastikstühle und eine Portion Costa Ricanische Authentizität. Es war ein gemütlicher Abend.
Lynn hat den Tag vollends genossen und wir Eltern waren glücklich, dass wir Lynn trotz Abwesenheit von Freunden und Familie einen tollen Geburtstag bescheren konnten.
14. März 2019: Jaco
Wir verbrachten den ganzen Tag mit Stephen’s Bruder und tauschten uns über das Leben aus. Im Stadtzentrum verköstigten und am Strand entspannten wir uns. Lynn und ich hatten herausgefunden, dass wir zu zweit auf dem Boogieboard ganz toll die Wellen surfen konnten. Das hat wirklich Spass gemacht.
Am nächsten Morgen früh musste Stephen’s Bruder dann schon weiterziehen und wir fuhren wieder zurück Richtung Norden, wo wir die Nicoya Halbinsel noch etwas erkunden wollten.
15.-21.März 2019: Erkundung der Nicoya Halbinsel
Fast eine Woche lang tingelten wir rund um die Nicoya Halbinsel von einem schönen Strand zum nächsten. Wir kamen sozusagen in einen etwas langweiligen Alltagstrott: morgens aufstehen und die kühlen Temperaturen (25-27° Grad) nutzen, je nach Lust und Laune etwas meditieren, dem Strand entlang joggen oder spazieren, Kaffee trinken mit Aussicht aufs Meer, frühstücken, herumplätschern, Mittagessen einnehmen, sich möglichst im Schatten aufhalten, die kühleren Abendstunden nutzen mit baden im Meer und surfen, danach Apéro, Abendessen, schlafen. Ab und zu suchten wir ein Strandrestaurant oder ein Soda auf, um auswärts zu essen. Ein entspannter Alltagstrott, welchen wir da erfahren durften. Einzig die Fahrten durch die Landschaft boten etwas Abwechslung. Manchmal mussten wir Flüsse durchqueren (was in der Trockenzeit kein Problem ist) oder die Strasse soweit von einem umgestürzten Baum befreien, dass wir passieren konnten. Auf einer langen holprigen Strecke merkten wir einmal, dass unser Auto sonderbare Geräusche von sich gab. Eine Schraube hat sich gelockert und musste angezogen werden. So Kleinigkeiten halt, welche dem Ganzen eine Prise Spannung und Gefühl von Abenteuer gaben.
Die Hitze, welche gemäss Aussagen der Einheimischen in diesem Jahr besonders hoch ist, erlaubt einfach nicht viel mehr Aktivität. Die Sonne brennt erbarmungslos in einem fast 90 Grad Winkel aus dem wolkenlosen Blau. Täglich stiegen die Temperaturen auf 35-38° Grad. Herausfordernd für Lynn war bei diesen Temperaturen zu lernen. Es war ein Balanceakt, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Am Morgen war sie teilweise noch zu müde und unmotiviert, nach 10 Uhr, war es dann schon zu heiss und am Abend war die Lust auf Schularbeiten auch nicht immer so gross. Ab 30 Grad im Schatten beginnt einfach das Hirn zu schmelzen. Trotz diesen widrigen Umständen, hat Lynn mit erstaunlicher Disziplin gearbeitet. Am besten ging es, wenn sie ihren Rhythmus bestimmen konnte oder wir die Schulzeit mit einer gemeinsamen Spielrunde zwischenzeitlich etwas aufgelockert haben.
Ein besonderer Moment war der Besuch von Montezuma am südlichen Zipfel der Halbinsel. Stephen und ich hatten während unserer Costa Rica Reise vor 13 Jahren Montezuma bereits einmal besucht und es in guter Erinnerung. Wir fanden sogar unsere Unterkunft wieder und der kleine Ortskern mit seinen unzähligen Bars, Restaurants und Tourenanbieter konnten wir teilweise auch wieder erkennen. Montezuma ist ein Magnet für Aussteiger oder welche, die es gerne tun würden. Einige leben mit ihrem Zelt am Strand und versuchen tagsüber mit dem Verkauf von selbst hergestelltem Schmuck ihr Überleben zu sichern - oder was auch immer. Manche schliefen sogar einfach in eine Decke gewickelt am Strand. Wir gesellten uns für eine Nacht zu ihnen.
In Montezuma gibt es einen schönen Jungelpfad entlang des Meeres und durch den Wald, welcher bis ans Meer kommt. Wir sind diesen Weg schon vor 13 Jahren gegangen und damals an eine wunderschöne Bucht gekommen. Dort wollten wir wieder hin. Unterwegs konnten wir uns an fast nichts mehr erinnern und auch die vermeintliche Bucht war nicht mehr wieder zu erkennen. Der Lauf der Zeit hat seine Spuren hinterlassen.
22.-25. März 2019: Osa Halbinsel
Am Tag zuvor hatten wir die Nicoya Halbinsel verlassen und sind einmal mehr auf einer langen Schotterpiste rund zwei Stunden gefahren bis wir wieder eine Teerstrasse unter den Rädern hatten. An diesem Tag sind wir noch bis zur Playa Hermosa in der Nähe von Puntaneras gefahren. Es ist eine beliebte Bucht bei Surfern und anscheinend kommen aus dieser Gegend einige der erfolgreichsten Surfer weltweit.
Stephen versuchte sich in den Wellen. Lynn und ich gingen lediglich knietief ins Wasser, um uns wenigstens ein bisschen abzukühlen. Die Dünung war wirklich stark und ein Schwimmen, wäre wegen der Strömungen zu gefährlich gewesen.
Nach einer weiteren Nacht ohne Bettlaken setzten wir unsere Fahrt fort Richtung Osa Halbinsel im Südwesten von Costa Rica. Je südlicher wir fuhren, desto grüner wurde es und die Luftfeuchtigkeit stieg. Es war eine lange Fahrt und deshalb machten wir einen Mittagsstopp an einem der Strände in der Nähe von Uvita - ebenfalls Playa Hermosa genannt. Gegen Abend, kurz vor dem Eindunkeln erreichten wir unser Ziel - Drake Bay auf der Osa Halbinsel. Drake Bay ist eine sehr abgelegene Bucht, welche vor allem via Boot oder Flugzeug gut zu erreichen ist. Alternativ gibt es eine rund 25km lange Schotterpiste, welche durch eine bergige Landschaft führt. Mehrmals müssen Flüsse durchquert sehr steile Abschnitte überwunden werden. Technisch ist es keine grosse Herausforderung. Unser Auto wurde aber stark gefordert. Seit einiger Zeit haben wir das Problem, dass v.a. auf steilen Strassen unser Auto einen starken Leistungsabfall hat und wir dann nur im Schritttempo vorwärts kommen, bis es dann plötzlich wieder Kraft aufbauen kann. So waren diese Steilstücke immer etwas ein Nervenakt, ob es unser Auto ohne Leistungsabfall schafft. Zudem wurden die Pneus extrem strapaziert und verloren stark an Profil.
Die Fahrt hat sich aber gelohnt. Drake Bay ist eine wunderschöne Bucht mit einem kleinen Dorf, welches auch einiges an Unterkünften und Restaurants für die Touristen bietet. Für uns war es auch ein spezieller Ort, weil wir uns hier vor 13 Jahren verlobt hatten. Wir fanden sogar die exakte Stelle wieder.
Da es weder einen Campingplatz hat noch sonst viel Platz, um sein Auto abzustellen, war es nicht ganz einfach einen Ort zu finden, wo wir bleiben konnten. Am Ende des Ortes fanden wir schliesslich eine Stelle direkt am Meer, wenn auch nicht die schönste Ecke. Wenn wir aber unsere Campingstühle und -tisch ein paar Meter trugen, konnten wir gemütlich unter den Palmen am Strand sitzen. Die Drake Bay ist ein sehr entspannter Ort und hat eine gute Atmosphäre. So verbrachten wir drei Nächte dort. Tagsüber erkundeten wir die Gegend zu Fuss, Lynn baute stundenlang einen Staudamm, um einer der Bäche, welcher ins Meer floss zu stauen, Stephen ging Kitesurfen und so gut es ging, bauten wir die Schulstunden ein.
Langsam neigt sich die Reise dem Ende zu und wir mussten uns definitiv damit beschäftigen, wie und wo wir die restlichen zwei Wochen verbringen wollten. Einige Fixtermine haben wir schon: am 3. April haben wir einen Termin in Panama City bei einer Ford Garage für einen Service, welchen unser Auto dringend benötigt. Und am 5. April ist Abgabe unseres Campers am Hafen von Colon auf der Karibikseite von Panama.
Wir wollten zudem noch auf die Isla Colon in der Gegend von Bocas del Toro im Nordosten von Panama. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, um dorthin zu gelangen. Entweder wir queren die Berge in Costa Rica über eine Passstrasse, welche uns auf über 3000müM und dann runter zur Karibikküste geführt hätte. Wir sind diese Strasse ebenfalls schon mal gefahren und haben sie sehr eindrücklich in Erinnerung. Wir hatten aber Angst, dass unser Auto diese Strapazen nicht gut überstehen könnte und entschieden uns deshalb für die andere Route. Das heisst die Grenze zu Panama an der Pazifikküste passieren und dann in Panama die Berge queren um an die Karibikküste zu kommen. Diese sind deutlich weniger hoch. Da die Strecke bis zur Grenze noch etwa 8 Std. Fahrt und eine Rückfahrt über dieselbe Schotterpiste bedeutet, entschlossen wir uns, in Pavones einen Zwischenstopp einzuschalten und dort einen Tag zu verbringen.
25.-27. März 2019: Pavones
Pavones war ein weiterer wunderschöner Strand an der Pazifikküste. Aus dem geplanten einen Tag als Zwischenstopp vor der Grenzüberquerung gedacht, wurden zwei. Es hatte noch zwei andere iOverlander, welche es sich hier ebenfalls gemütlich gemacht haben und die tollen Wellen zum surfen nutzten. Stephen hat es inzwischen ziemlich im Griff mit dem SUP die Wellen zu reiten. Für Stephen war es ein perfekter Ort: am Morgen Wellenreiten und ab dem Mittag, wenn der Wind aufkam, kitesurfen.
Lynn und ich genossen die gemeinsame Zeit. Da Lynn inzwischen keinen Spaziergang am Strand machen kann, ohne den herumliegenden Abfall einzusammeln, kommen wir stets beladen mit Abfall, soviel wir auf einmal tragen können zurück.
Am 27. März hiess es dann definitiv Abschied nehmen von dem wunderschönen Costa Rica. Wir haben es sehr genossen wie unkompliziert hier das wilde campen ist und wir praktisch überall am Strand unseren Camper abstellen konnten. Fast täglich sind wir mit dem Rauschen des Meeres aufgewacht und wieder eingeschlafen, haben einen Sonnenuntergang schöner als der andere sehen können. Costa Rica ist von all den mittelamerikanischen Ländern auch das Einzige, welches aufgrund seiner gesetzlichen Regulierungen der freie Zugang zum Meer erlaubt. Es ist hier nämlich verboten innerhalb von 50m zum Strand zu bauen. Es gibt hier also trotz viel Tourismus kaum Hotels oder Privatgrundstücke, welche die Sicht zum Meer zumauern.