Grenzübertritt nach El Salvador
Mit gemischten Gefühlen machten wir uns am Morgen des 21. Februars 2019 auf den Weg Richtung Grenze. Einerseits waren wir froh weiterziehen zu können, andererseits ist El Salvador nicht gerade führend in der Hitliste der beliebtesten Reiseziele. Vielmehr ist El Salvador einer der traurigen Führer was die Kriminalitätsrate im Allgemeinen und Mordrate im Speziellen betrifft. Viel von sich reden machen die äusserst skrupellosen und brutalen Jugendbanden. Um ihre heranwachsenden Kinder vor diesen Gangs zu schützen, fliehen viele Familien aus dem Land. Von der kriegerischen Vergangenheit des Landes gibt es immer noch sehr viele Waffen im Umlauf. Wie wird es wohl sein, ein solches Land zu bereisen? Aus dem Austausch mit anderen Reisenden und von Berichten im Internet wussten wir, dass die Gewalttätigkeiten sich zum allergrössten Teil zwischen den Gangs abspielen und Touristen kein primäres Ziel krimineller Handlungen sind. Im Gegenteil, die El Salvadorianer sind stolz auf ihr Land und würden sich freuen, wenn Touristen trotz negativer Schlagzeilen ihr Land bereisen würden. Dass dennoch eine erhöhte Wachsamkeit gefordert ist und man klare Verhaltensregeln berücksichtigen soll, ist klar. Dazu gehört z.B.: nach 18h nicht mehr fahren, nicht bei unbewachten Aussichtspunkten anhalten, keinen teuren Schmuck tragen, sich vorgängig bei den Einheimischen informieren, wo ein sicherer Übernachtungsort ist.
Wir wollten die Grenze bei Valle Nuevo passieren, ein Ort ca. 145km und knapp 3 Std. von Antigua entfernt. Die Strasse windet sich durch die bergige Landschaft. Bei der guatemaltekischen Grenze angekommen, wurden wir sofort von etwa fünf aufdringlichen Männern umzingelt, welche uns - wie wir es ja schon kennen - ihre Hilfe beim Grenzübertritt und die Möglichkeit zum Geldwechsel anbieten wollen. Energisch wiesen wir sie zurück, parkten unser Auto und machten uns zu Fuss auf zum Migrationsgebäude. Die grosse Hitze, die hektische und angespannte Atmosphäre (bettelnde Menschen, Männer, welche versuchen, irgendwelche Geschäfte mit den Grenzgängern zu machen, ratternde Busse, welche auf die Rückkehr der Passanten warten, Grenzbeamte mit ihren Gewehren) forderten uns einmal mehr, die eigene Ruhe zu bewahren. Es verlief dann aber alles reibungslos: Ausreisestempel in den Pass und Bestätigung des Exports unseres Autos. Die Dame hinter dem Schalter war sehr freundlich und hilfsbereit. Mit den entsprechenden Papieren bewaffnet ging es nun auf zur El Salvadorianischen Grenze. Wir überquerten den Grenzfluss und wurden auf der anderen Seite von einem Grenzbeamten angewiesen zu parkieren, um alle Formalitäten zu erledigen. Die Hitze war brütend und Schatten Mangelware. Wir mussten zunächst bei einem klitzekleinen Häuschen warten, damit wir ein Formular erhielten, um sämtliche Angaben zu unserem Auto anzugeben. Nach etwa einer Stunde, welche wir mit warten und ausfüllen des Formulars verbracht hatten, brachte uns der nette junge Herr, welcher für dieses Formular zuständig war, zum Migrationsgebäude. Das Formular hatten wir dank unserem Offline Google Übersetzer ausgefüllt. Wir hatten gar nicht gewusst, dass man so viele Fragen zu einem Auto stellen kann.
Vor dem Migrationsgebäude wies uns der nette Herr an zu warten, damit die Papiere bearbeitet werden können. Nach etwa einer weiteren halben Stunde war es soweit und wir hatten unseren Camper erfolgreich importiert. Lynn, welche des Wartens müde geworden war, verkroch sich ins Auto, wo sie bei laufendem Motor und laufender Klimaanlage sich in ein Hörbuch vertiefte und zwischendurch auch mal ihren Hunger und Durst stillen konnte. Für den Gang zum Passbüro musste sie dann wieder mit uns mitkommen. Dies war dann eine schnelle Sache. Nach fast zwei Stunden war es soweit und wir konnten unser neues Abenteuer in El Salvador beginnen. Nur noch einmal beim Grenzposten den Pass zeigen. Danach hatten wir freie Fahrt.
21.-22.02.2019: Ruta de las Flores und Lago de Coatepeque
Unser erster Eindruck von El Salvador waren die freundlichen und hilfsbereiten Grenzbeamten und die guten Strassen! El Salvador fühlt sich ganz anders an als Guatemala. Es wirkt lebendiger, die Menschen auf Strasse nehmen Augenkontakt mit uns auf und winken und lächeln uns zu. Darunter fühlten wir aber auch eine Anspannung und Wachsamkeit - wohl auch unsere eigene.
Nach diesem anstrengenden Morgen wollten wir heute nicht mehr allzu weit fahren. In einem so kleinen Land wie El Salvador, kommt man zum Glück auch schnell voran. Unser erstes Ziel war der Kratersee Lago de Coatepeque. Wir wählten die Route entlang der bekannten bergigen Strasse Ruta de las Flores, welche durch verschiedene hübsche koloniale Städte führt. Auf unserer Fahrt sahen wir aber nicht nur die schönen Städten mit ihren farbigen Gebäuden und bunten Märkten sondern auch einfachste Hütten aus Wellblech, in welchen die Ärmsten wohnen.
Die letzten 2km führte eine steile ungeteerte Strasse runter zum Kratersee. Wie in iOverlander beschrieben fanden wir ein Restaurant am See, bei welchem wir sicher übernachten und ihre Toiletten benutzen konnten. Wir teilten den Platz, wo wir unseren Camper abstellen durften mit einem Pferd, welches sich in Stephen verliebt zu haben schien. Nebenan wohnte eine El Salvadorianische Familie in ihrer Wellblechhütte, welche uns jeweils mit einem Strahlen begrüsste, wenn sie uns sahen. Wir assen im Restaurant etwas zum Abendessen. Schon während dem Essen hörten wir laute Musik. Als wir zurück zu unserem Camper gingen, sahen wir, dass die Musik aus einem Gebäude auf der anderen Strassenseite kam. Neugierig näherten wir uns dem einfachen Betongebäude mit Wellblechdach und guckten in die offene Tür. Dort stand eine Band auf der Bühne, welche gemeinsam mit dem stehenden Publikum lauthals sang und musizierte. Wir realisierten, dass es sich hier um einen Gottesdienst handelte. Ein Herr am Eingang winkte uns freundlich zu und lud uns ein, rein zu kommen. Uns wurden Stühle und etwas zu trinken zur Verfügung gestellt. Und so nahmen wir ganz unerwartet an einem Gottesdienst einer El Salvadorianischen Freikirche teil. Das ganze lief so ab, dass die Kirchgemeinde gemeinsam den Gottesdienst gestaltete und jeder, welcher das Bedürfnis hatte, auf die Bühne treten konnte und seine Gedanken und Erfahrungen mit Gott teilen konnte. Danach wurde jeweils gesungen. Die Lautstärke war echt ohrenbetäubend und machte jeder Disco Konkurrenz. Die Lautsprecher überschlugen sich. Dass dabei die vielen Kinderohren zu Schaden kommen, schien niemand zu kümmern. Wir hielten es nicht bis zum Schluss aus. Es war aber trotzdem ein schönes Erlebnis und gab uns die Möglichkeit in ein Stück El Salvadorianisches Dorfleben eintauchen zu können.
In einer anderen Ecke des Dorfes schien ebenfalls irgendeine Predigt durchgeführt zu werden und wahrscheinlich in etwa derselben Lautstärke. Wir wurden in unserem Camper sozusagen stereo beschallt und es schien dabei teilweise ziemlich ekstatisch zu und her gegangen zu sein.
Nach diesem ersten Tag in El Salvador können wir einen weiteren Eindruck über dieses Land festhalten: die Gastfreundlichkeit der Menschen und schöne, saftig grüne und bergige Landschaft.
22.-23.02.2019: Playa El Tunco bei La Libertad
Von der - zumindest nächtlichen - Kühle des Kratersees fuhren wir am Morgen des 22. Februars an die Pazifikküste nach Playa El Tunco. Bei der Rancho Carolina fanden wir für 10$ die Nacht einen gemütlichen Ort mit Pool und Restaurant direkt am schwarzen Strand. Santiago, der Besitzer der Rancho Carolina, war gastfreundlich und liebenswürdig. Wir waren die einzigen Gäste. Auch in den daneben liegenden Restaurants und Ranchos war kaum etwas los. Der Strand mit seinem schwarzen Sand war wunderschön und bot für Surfer gute Wellen.
Der Pool war Gold wert und bot eine angenehme Abkühlung bei der Hitze, welche mangels Wind zusätzlich drückte und kaum aus unserem Camper entwich. Wir verbrachten die Nacht schwitzend bei rund 31° Celsius. Etwas gerädert nahmen wir es am nächsten Morgen gemütlich, bestellten ein typisch El Salvadorianisches Frühstück (bestehend aus roten Bohnen, Rührei, gebratenen Platanos (Kochbananen), Käse und Tortillas) und kühlten uns nochmals im Pool ab. Gegen Mittag zogen wir weiter, wieder rauf in die Berge zur Laguna de Alegria, ein wunderschöner Kratersee. Um eine Baustelle zu umfahren, welche uns wahrscheinlich eine stündige Wartezeit beschert hätte, wählten wir eine etwas andere Route: eine kurvenreiche Bergstrasse. Ob diese alternative Route schlussendlich wirklich kürzer war, werden wir wohl nie erfahren. Unterwegs hielten wir in einem Bergdorf, deckten uns im Dorfladen mit frischem Gemüse und Früchten ein und füllten unseren Wassertank mit den 20l Garafones (Wasserflaschen), welche man überall in Mittelamerika bekommt. Bei einer Strassenverkäuferin kauften wir zudem frische Tamales. Auf unserer Wegstrecke mussten wir auch noch durch den Stadtverkehr von der Hauptstadt San Salvador manövrieren. Der Verkehr war trotz mehrspurigen Strassen teilweise etwas zäh. Ansonsten verlief die Fahrt aber problemlos. Man merkt, dass El Salvador zu einem der bevölkerungsreichsten Ländern Mittelamerikas gehört.
Als wir das Dorf Alegria durchfuhren, trafen wir auf den samstäglichen Abendmarkt. Das ganze Dorf schien auf den Beinen zu sein. Einzelne Strassen waren voll von Essensständen und allerlei Ware wurde angeboten. Es war eine fröhliche Stimmung, die Leute winkten und lächelten uns beim vorbeifahren zu. Wir waren bereits spät dran und hatten so leider keine Zeit, über den Markt zu schlendern.
Es war bereits kurz vor dem Eindunkeln als wir schliesslich bei der Laguna ankamen. Beim Eingang zum Park, welcher die Laguna einschliesst, hiess uns der Parkwächter willkommen und gab uns einige kurze Instruktionen und Empfehlungen. Wir bezahlten die Eintrittsgebühr von 4$ fürs Campieren, was hier offiziell erlaubt ist. Ausser uns waren noch eine Gruppe Jugendlicher anwesend. Die Jungs waren ziemlich aufgedreht und schienen den “Ausgang” zu geniessen. Uns war etwas mulmig zu Mute als wir von dieser Gruppe mehr oder weniger umzingelt waren und sie sprachlich auch nicht verstanden. Auf unsere Kontaktaufnahme grüssten sie jedoch freundlich zurück und liessen uns in Ruhe. Als sie dann beim Eindunkeln den Park verliessen, waren wir ganz alleine. Die wirkliche Schönheit der Laguna di Alegria zeigte sich uns erst am nächsten Morgen bei Tageslicht. Umgeben von den steilen Wänden des Kraters lag der Kratersee in unglaublich schönen Grüntönen.
24.-27.02.2019: Adela’s Place bei Playa El Cuco
Trotz der Hitze zog es uns nochmals an die Pazifikküste El Salvadors. In iOverlander wurde ein Ort besonders erwähnt: Adela’s Place. Bekannt für die Liebenswürdigkeit von Adela, ihren feinen Pupusas (ein El Salvadorianisches Nationalgericht) und die Gemütlichkeit des Ortes direkt am Meer. Wir planten nur eine Nacht dort zu verbringen und dann die nahe gelegene Grenze zu Honduras zu queren. Wir fühlten uns aber derart wohl in den Händen von Adela, dass wir schlussendlich drei Nächte blieben.
Da unser Camper zu hoch war, um das Tor zum Grundstück zu passieren, offerierte Adela uns einen Platz auf dem Nachbargrundstück, wo wir ganz alleine für uns den dortigen Pool und sanitären Anlagen benutzen konnten. Zum Essen und die Benutzung des Internets gingen wir dann rüber zu Adela. Sie kochte extra für uns El Salvadorianische Gerichte wie z.B. auf verschiedene Arten zubereitete Yucca (was ähnlich wie Kartoffel schmeckt) und eine feine Bohnen-Reis-Suppe sowie ihre berühmten Pupusas. Ein aus Maismehl zubereiteter Teig, welcher mit verschiedenen Zutaten wie z.B. Käse oder Poulet gefüllt und im Öl gebraten wird - so lecker!
Adela lebt mit ihrem Mann und den vier fast erwachsenen Kindern in einem kleinen Haus. Die Kinder leben nur am Wochenende zu Hause und sind unter der Woche an der Uni oder in der Schule. Das Restaurant stand sozusagen in ihrem Garten und die Küche war unter freiem Himmel.
Wir genossen drei Tage lang das Nichtstun. Lynn vergnügte sich ausgiebig mit Chacala, ihrem aufblasbaren Delfin im Pool, Stephen ging nach Möglichkeit kiten, wir lagen in der Hängematte, lasen, schrieben an unserer Homepage oder waren in Kontakt mit Freunden und Familie. Im Meer konnten wir nicht wirklich schwimmen, dazu war es zu rau und sowieso viel zu warm. Ja, die Hitze und schlaflosen Nächte hatten uns wieder. Zum Glück wehte ständig eine leichte Brise, so war es etwas angenehmer. Viel unternehmen mochten wir dennoch nicht, dazu war es bei rund 37°Celsius einfach zu heiss.
Adela hatte den Narren an Lynn gefressen. Der Abschied fiel ihr schwer und sie erdrückte Lynn fast vor Überschwänglichkeit. Wir werden Adela und ihre wunderbare Küche in unserer Erinnerung und unseren Herzen behalten.
El Salvador hat uns wirklich positiv überrascht. Wir haben uns stets sicher gefühlt und erlebten die Menschen kontaktfreudig und hilfsbereit. Dass das Land stark von Gewalt geprägt ist, das wollen wir nicht schön reden und es ist auch eine verstärkte Wachsamkeit und das Einhalten von entsprechenden Verhaltensregeln geboten. Dieses Gefühl, dass eine erhöhte der Wachsamkeit notwendig ist, prägte die Zeit in El Salvador und liess uns nie ganz los. So ganz entspannt war deshalb die Reise durch El Salvador doch nicht. Auch die omnipräsenten bewaffneten Sicherheitsleute - wie wir es auch schon in Guatemala gesehen haben - tragen mit bei zu einer angespannten Atmosphäre im Land.
Wir waren oft die einzigen ausländischen Touristen. El Salvador hat aber definitiv ein Potential ein beliebtes Touristenziel zu werden. Es ist ein Land, welches viel zu bieten hat.
Paul Hughes (Montag, 10 Juni 2019 18:36)
Good day world travelers ! We met in Cholula MX and hosted you that night and the next morning. Well we are planning to be traveling through Switzerland in September would love to see you again. How are you all doing?