9. - 13.01.2019 Von Topolobampo via San Blas nach Chacala
Nach dieser eher ungemütlichen Nacht in Topolobambo sind wir am Morgen früh los auf der Mexiko 15d Richtung Süden. Wir wollten heute ein ziemliches Stück Weg hinter uns bringen. Man könnte die Mexiko 15D als einspurige Autobahn bezeichnen. Falls es einen Pannenstreifen hat, wird dieser als Ausweichstreifen benutzt, um einem sich von hinten nahenden Fahrzeug Platz zu machen. Überholt wird manchmal etwas wagemutig. Was die Geschwindigkeit betrifft, erlauben die Strassenverhältnisse höchstens 100km/h. Eher öfter sind es etwa 80km/h. Dies wird nun wohl meist unsere Geschwindigkeit sein, um die rund 3000km bis zur Ostküste zurückzulegen. Das werden wir in unserer Zeitplanung berücksichtigen müssen.
Die Fahrt führte uns durch eine eher langweilige Landschaft: topfeben, viel landwirtschaftliche Nutzung, kaum Besiedelung. Es erinnerte etwas an die Po-Ebene von Italien.
Nach einer gut vierstündigen Fahrt, machten wir Rast an einem einsamen Strand. Vereinzelte “Palapas” (Schattenspender aus Palmblätter) erinnerten daran, dass hier mal mehr Betrieb gewesen ist. Alles wirkte ziemlich verlassen. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag dort und wollten eigentlich zunächst auch dort übernachten. Irgendwie hatten wir aber ein etwas ungutes Gefühl. So entschieden wir uns weiter zu fahren, obwohl es kurz vor dem Eindunkeln war. Stephen wollte möglichst weit kommen und so nahm er sich nochmals eine lange Strecke vor. Ziel war San Blas, weitere 4 Stunden südlich. Zum Glück ist alles gut gegangen. Aber nachts zu fahren ist keine besonders gute Idee: es gibt diverse Tiere (z.B. Hunde, Kühe, Pferde), welche plötzlich vor dem Auto auftauchen können, man sieht Schlaglöcher weniger und wahrscheinlich ist auch die kriminelle Energie höher. Auf der Mexiko 15 waren lediglich die Lastwagenfahrer noch unterwegs. Bei den Tankstellen boten Prostituierte ihre Dienste an. Und als wir für die letzten Kilometer den “Highway” verliessen waren wir mutterseelenallein auf der Strasse. In San Blas fuhren wir zum Strand runter. Gemäss iOverlander soll man bei einem Restaurant direkt am Strand übernachten können und die dortigen sanitären Anlagen, inkl. Dusche. Wir fuhren an etlichen Restaurants am Strand vorbei und fanden auch das Gesuchte. Aber auch hier war alles verlassen. Wir fragen uns, was geschehen ist, weshalb die Touristen wegbleiben. Immerhin ist der Januar ein beliebter Reisemonat für Mexiko.
Froh, heil angekommen zu sein, schlüpften wir rasch in unsere Betten. Es war ja auch bereits ca 23h. So schnell ging es aber nicht mit einschlafen. Wir merken, dass wir 700km südlicher sind. Wir sind in den Subtropen angekommen. Es bleibt nun auch nachts über 20 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit ist deutlich höher. Auch die Vegetation hat sich verändert. Trotz der Dunkelheit konnten wir erkennen, dass es hier deutlich grüner ist. Die Bäume bilden richtige Tunnels über die Strassen.
Am nächsten Morgen erwachten mit uns die Sandfliegen. Das war neben der bereits schnell entstandenen Hitze eine echte Qual und trieb uns in die Flucht. Lynn und mich hat es am meisten erwischt. Vor allem unsere Beine sahen danach aus als hätten wir Windpocken. Und der Juckreiz: drei Tage lang hätten wir aus der Haut fahren können. So fies diese kleinen und fast unsichtbaren Viecher.
Also fuhren wir ins Städtchen San Blas zurück und frühstückten erstmal bei der Plaza. Es gab frisch gepressten Orangensaft (hier in Mexiko einfach der Hammer), Omelett resp. Spiegeleier, Bohnen, Nopal (Kaktusblätter) und Toast. Als dann auch noch zwei Mexikaner mit ihrer Gitarre vorbeikamen und uns ein Ständchen hielten, war das echt la Viva Mexicana!
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die MexikanerInnen unglaublich liebenswürdige, herzliche und hilfsbereite Menschen sind. Wenn man die offiziellen Reisehinweise zu Mexiko liest, dann liest sich das wie die Packungsbeilage einer Antibabypille und man bleibt mit einem flauen Gefühl im Magen zurück. Von all den Sicherheitsbedenken aufgrund der hohen Kriminalität haben wir bisher nichts mitbekommen. Stattdessen haben wir ein Volk kennengelernt, welches soviel Herzlichkeit und Lebensfreude versprüht. Die Mexikaner lieben das singen und tun dies lauthals, ob es nun richtig tönt oder nicht. An den Wochenenden scheinen sich viele mexikanische Familien zu treffen und gemeinsam den Tag zu verbringen. Viele Menschen leben hier in sehr bescheidenen Verhältnissen, oft würde ihre Behausung bei uns als Schuppen durchgehen. Hier sieht man einmal mehr, dass es keinen Zusammenhang zwischen Geld und Glück gibt.
Nach dem ausgiebigen Frühstück und einem kurzen Spaziergang durch San Blas peilten wir unser nächstes Ziel an: Chacala, ein Küstenort etwa eine Stunde südlich. Unterwegs hielten wir bei Strassenständen, welche v.a. frische Früchte und Gemüse, aber auch ein super feines Bananenbrot zum Verkauf anboten. Es ist einfach paradiesisch, sich mit allerlei tropischen Früchten ohne schlechtes Gewissen eindecken zu können. Auch die Preise sind unglaublich: eine riesige Papaya und ein ganzer Bund Bananen kosten zusammen 20 Pesos (1 Fr.)!
Chacala war ein typisches, etwas heruntergekommen wirkendes Dorf direkt am Meer, bot aber eine tolle Bucht mit Palmenstrand und einen einfachen “Campingplatz”. D.h. es war ein von Sicherheitsleuten bewachter Platz unter den Palmen. Die Sanitären Anlagen mit einfachen Kaltwasserduschen und Toiletten wurden von einer anderen Familie geführt. Kosten waren 5 Pesos (25Rp) pro Toilettengang und 10 Pesos für eine Dusche. Dafür wurde alles schön sauber gehalten. Der Campingplatz kostete uns 20 Fr. für die drei Nächte, welche wir blieben.
Während die Strandverkäufer in Europa einem billigen Ramsch andrehen wollen, kommen hier die Mexikaner vorbei mit selbstgebackenem Kuchen, Tamales (eine Art Polenta und Fleisch, gebacken in Maisblätter - so vermute ich zumindest), mit frischem Obst und Gemüse, mit selbstgeschnitztem Holzgeschirr, Hängematten etc. Es machte richtig Spass mit den Leuten etwas zu schwatzen und zu schauen, was sie alles in ihren Körben und Kühlboxen anzubieten hatten. Ein “No, Gracias” wurde jeweils sofort respektiert. Das war echt angenehm.
An diesem Strand bei Chacala wurden wir zudem Zeuge, wie eine Scharr frisch geschlüpfter Schildkröten versuchten ins Meer zu gelangen. Zu ihrem Schutz wurden sie jedoch eingefangen und erst später von den Einheimischen ins Meer getragen. Die Gefahr, dass sie durch die Menschen zertrampelt oder nach Hause genommen werden oder von herumstreunenden Hunde gefressen würden, sei zu gross. Wir hörten etwas unterschiedliche Theorien. Die einen sagten, man solle den Schildkröten nicht helfen, sie müssten den Weg alleine zum Meer finden, weil sie ihn sonst nicht zurückfinden würden, um am selben Ort ihre Eier zu legen. Andere meinten, dass dies keine Rolle spiele und es wichtiger sei, dass man sie vor neuen Gefahren schütze. Auch die Strassenbeleuchtung sei ein Problem. Weil die Schildkröten sich am Mond orientieren, um den Weg ins Meer zu finden, würde sie von künstlichen Lichtquellen in die Irre geführt und würden dann den falschen Weg einschlagen. Jedenfalls haben die Mexikaner ein hohes Bewusstsein, was die Schildkröten anbelangt. Es gibt entlang der Pazifikküste viele Schutzgebiete für die Schildkröten und eine genaue Überwachung der Tiere.
13. - 15.01.2019 Von Sayulita über Puerto Vallarta nach Tenacatita
Am 13. Januar zogen wir weiter. Nach unserem obligaten Kaffee fuhren wir los, der Küste entlang südwärts. Nicht weit entfernt zweigten wir ab nach Sayulita, einem bunten Touristenstädtchen am Meer. Die farbenfrohe Pracht liess uns trotz riesigem Touristenrummel einige Stunden verweilen. Wir zirkelten etwas mit unserem Auto durch das Gedränge und fanden sogar einen freien Parkplatz. Nach einem Frühstück auf der Plaza, schlenderten etwas durch die Strassen und machten einen kurzen Abstecher ans Meer. Dort fühlten wir uns eher wie in Rimini. Die Farbenpracht mit den aufgehängten bunten Fähnchen, den farbigen Gebäuden und bemalten Fassaden, der Duft von frisch gebackenen Tortillas und die vielen kleinen Cafés und Läden zogen uns in ihre Bann.
Auf der Suche nach einem angeblich guten Surfspot fuhren wir zum Nachbarort Punta Mita. Wir wurden jedoch nicht fündig und so setzten wir die Fahrt fort nach Puerto Vallarta, einer kleinen Stadt an der Küste. Es hätte sicherlich das eine oder andere Sehenswerte gegeben. Wir schauten uns jedoch nur den Walmart näher an und stockten unsere Vorräte wieder etwas auf. Für die Nacht fanden wir einen überwachten Parkplatz bei einer Beachbar. Es war wahrlich kein schöner Ort. Die an und für sich noch gemütliche Bar am Strand war umgeben von hässlichen und teilweise baufällig wirkenden oder unfertigen mehrstöckigen Gebäuden. Am einen Ende des grossen Parkplatzes standen Lastwagen und am anderen Ende hauste eine arme Familie in einer aus Planen und sonstigen Bauabfällen errichteten Behausung. Aber es war dank des Nachtwächters sicher und für eine Nacht ok. Stephen konnte sogar noch eine kurze Kitesession bei Sonnenuntergang machen.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf, ich genoss noch kurz eine kalte Dusche in den primitiven sanitären Anlagen, welche uns zur Verfügung standen. Bei der Wärme war dies mehr als angenehm und inzwischen haben wir allerlei an Toiletten und Bäder gesehen. Wir sind schon zufrieden wenn es einigermassen sauber aussieht und der Rest muss einfach seinem Zweck dienen.
Den kurvigen Küstenstrasse entlang fuhren wir ca. 250km weiter südlich zu einem Strand namens Playa Tenacatita. Es war ein abgelegener Ort, wobei man nicht von einem wirklichen Ort sprechen kann. Es war eine langgezogene, schöne Bucht mit Felsen auf der einen Seite. Früher scheinen hier mal einzelne Hotels und Bungalowanlagen gestanden zu haben. Davon sind nur noch ein paar Bauruinen übrig. Wir wir herausfanden, gab es hier vor rund 10 Jahren einen florierenden Tourismus bis es zu einem Streit um das Landbesitzrecht kam. Irgendein Mexikaner behauptete, dass dies sein Land sei und liess die Buldozer auffahren. In mühseligen Rechtsstreitigkeiten sind nun die Bewohner dabei, um Land und Bewilligungen zu kämpfen. Es standen nun einzig ein paar Tische mit Sonnenschirmen am Strand. Jemand hat eine Art Toilettenhäuschen aufgestellt, wo man für 10 Pesos sein Geschäft verrichten kann. Eine andere Familie lud uns ein Platz zu nehmen und setzte uns eine Menükarte vor. Wir wunderten uns noch, wo denn die Küche ist. Ausser einem kleinen Stand, wo sie Früchte zum Verkauf anboten, gab es nichts. Wir gaben also mal unsere Bestellung auf und warteten und warteten und warteten. Dann tauchte auf einmal der Sohn, ein ca. 8jähriger Junge auf und brachte uns in Take away Plastikgeschirr verpackt unsere Bestellung. Die Besitzerin des “Lokals” ist also schnell mit ihrem Motorrad in den nächsten Ort gefahren und hat dort die Menüs zubereitet. So geht das! Als wir unsere Rechnung bezahlt hatten und aufgestanden sind, liefen sie uns hinterher und verlangen zusätzliche 150 Pesos (7.5 sFR.) für den Sonnenschirm. Mit Hilfe eines eingewanderten Deutschen konnten wir ihnen klar machen, dass wir ihrer Einladung für ein Essen gefolgt sind, aber nie die Rede von der Miete der Sonnenschirme war. Etwas beschämt liessen sie dann von der Forderung ab. So versuchen dort halt die Einheimischen irgendwie über die Runden zu kommen.
Wir verbrachten eine Nacht an diesem Strand und obwohl es uns sehr gefallen hat - ein schöner Ort zum Schwimmen und Schnorcheln - entschieden wir weiter zu fahren. Mexiko ist riesig und wir haben noch so einiges vor uns bis zu unserem Ziel: Panama.
Wir sind nicht weit gekommen, als uns ein Camper entgegen kam und uns per Handzeichen aufforderte anzuhalten. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Schweizer Ehepaar handelte, welches seit mehreren Jahren in Mexiko lebt. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch. Sie gaben uns ihre Telefonnummer und luden uns ein, bei ihnen vorbei zu kommen. Wir hatten bereits gehört, dass es in Mexiko zu Engpässen in der Treibstoffversorgung gekommen ist, wussten aber noch nichts genaueres. Sie erklärten, dass inzwischen in den Grossstädten Mexiko City und Guadalajara ca. 80% der Tankstellen ohne Benzin sei und bei den anderen mehrer Stunden für eine Tankfüllung angestanden werden müsse. Sie empfahlen uns, die Route weiter der Küste entlang zu nehmen, da dort die Benzinversorgung besser sei. Der Grund für die Kraftstoffknappheit sei eine Anordnung des neuen Präsidenten Andrés Manuel Lopez Obrador. Er wolle gegen die weit verbreitete Korruption vorgehen. In den letzten Jahren sei in Milliardenhöhe Benzin aus den Leitungen abgezapft und illegal verkauft worden. Hohe Beamte von Pemex, der mexikanischen Erdölgesellschaft sowie die Mafia seien dabei mit involviert gewesen. AMLO, wie der Präsident genannt wird, habe nun die Hahnen zugeschraubt und lasse die Tankstellen nur noch von Tanklastern, welche von der Polizei eskortiert werden, beliefern. Deshalb komme es nun zu Verzögerungen in den Lieferungen.
Für uns bedeutete diese Nachricht, dass wir unsere ursprünglich geplante Route, welche uns ab heute Inland geführt hätte abändern müssen. Wir bedauerten dies sehr, da wir gerne das Eine oder Andere an Sehenswürdigkeiten besucht hätten. Aber irgendwo stehen zu bleiben, weil es kein Benzin mehr gibt, war auch keine Alternative. Das mit dem Tanken wird nun echt langsam zum Nervenkitzel. Zum einen müssen wir darauf bedacht sein, Tankstellen mit guter Qualität an Diesel zu finden (wobei wir diesbezüglich schon etwas entspannter geworden sind). Zum anderen sind die Tankstellen oft nur mit den dicken Zapfhahnen für die Lastwagen ausgerüstet. Diese passen gar nicht in unseren Tank. Und nun müssen wir damit rechnen, dass es Tankstellen ohne Diesel resp. Benzin geben wird. Wir nahmen uns vor, sobald wir die Gelegenheit zum Tanken haben, diese auch nutzen, auch wenn der Tank noch gut gefüllt ist.
So setzten wir unsere Reise fort. Im nächst grösseren Ort, wollten wir noch einen Mechaniker finden, welcher uns eine Ölwechsel machen und die Räder andersrum montieren kann, da diese etwas einseitig abgefahren werden. In Melaque, einem verschlafen wirkenden Städtchen etwas nördlich von Manzanillo fanden wir dank iOverlander einen Mechaniker. Mit Händen und Füssen und den paar Brocken Spanisch, welche wir kennen, erklärten wir unser Anliegen. Drei Mechaniker kümmerten sich um unser Auto. Glücklicherweise war die Garage auch auf das Ausrichten der Räder spezialisiert und so waren wir in guten Händen. Ca. 2 Std später konnten wir unser Auto abholen. Kostenpunkt: 1025 Pesos für das Öl und etwa 500 Pesos für die Arbeit. Das Ganze kostete uns also umgerechnet etwa 75 sFr. In der Zwischenzeit setzten wir uns in ein kleines Restaurant nebenan und tranken drei Limonaden für je 1.50 sFr. Dazu erhielten wir einen Brotkorb voller kleiner Snacks und liebevoll zubereiteten Tortillas belegt mit einem feinen Thunfischsalat. Das war alles im Preis inbegriffen. Ein junger Mann, kaum aus den Teenagerjahren entkommen, bediente uns rührend aufmerksam. Wir fühlten uns fast ein bisschen beschämt ob der Liebenswürdigkeit und Grosszügigkeit und das für drei Limonaden! Dieses herrlich erfrischende Getränk aus Limettensaft, Zucker und entweder Sprudelwasser oder stilles Wasser ist ein typisches Getränk hier in Mexiko.
16. - 19.01.2019 Cuyutlan und Barra de Nexpa
Nach unserem kleinen Autoservice fuhren wir noch ein Stück weiter bis Manzanillo, wo wir die Nacht in einem hässlichen RV Park verbrachten. Vor allem französische Kanadier hatten es sich dort eingerichtet und scheinen meist für mehrere Monate zu campieren. Für 100 Dollar pro Monat gibt es Strom, eine Dumpstation, Duschen und WC. Wir blieben auch nur für die Nacht und fuhren am Morgen früh des 16. Januars weiter. Da uns die Sorge um die Benzinversorgung immer noch etwas im Nacken sass, wollten wir uns auf die Suche nach einem Benzinkanister machen um zusätzlich zu unserem bereits vorhandenen Kanister noch etwas mehr in Reserve zu haben. Bei einer der Tankstelle des Ortes wollten wir uns erkundigen und auch gleich noch unseren Tank wieder auffüllen. Einmal mehr standen wir an, weil sie nur die dicken Zapfhahnen haben. Der nette Herr, welcher uns bediente, empfahl uns einen Gemischtwarenladen um die Ecke. Dort könnten wir neben dem Benzinkanister auch gleich einen Trichter besorgen, damit wir in Zukunft auch bei den Lastwagensäulen tanken können. Gesagt, getan. In besagtem Laden - ein kleines, von unten bis oben vollgestopftes Geschäft fanden wir einen Trichter und ergatterten den letzten Kanister (Kanister sind derzeit Mangelware, da sich halb Mexiko mit Benzinkanistern einzudecken scheint), welcher zwar bereits gebraucht war, aber seine Zwecke wohl erfüllen wird. Der Verkäufer empfahl uns, den Kanister gut mit Benzin auszuwaschen. Zurück bei der Tankstelle und dem liebenswürdigen Herr, merkten wir, dass wir den Kanister trotz sorgfältigem auswaschen nicht wirklich sauber kriegen. Da meinte der Herr, dass er noch einen Kanister habe, welchen er gegen unseren eintauschen könnte. Kurze Zeit später kam er mit besagtem Kanister zurück. Dem Kanister fehlte zwar der Deckel, aber wir schraubten einfach kurzerhand den Deckel unseres Kanisters drauf, welcher zum Glück passte. Unendlich dankbar für seine Grosszügigkeit und Hilfe und mit dem guten Gefühl, dass es unsere Schutzengel gut mit uns meinen, setzten wir unsere Reise fort. Die zusätzlichen 30l Diesel, welche nun mit uns mitreisen, fühlen sich gut an.
Nach etwa zwei Autofahrt, zweigten wir - auf der Suche nach einem Plätzchen für eine Mittagspause - zum Küstenort Cuyutlan ab. Er ist bekannt für seinen schwarzen Strand und die Schildkrötenfarm, wo sich die Einheimischen um den Schutz der dortigen Schildkröten kümmerten. Der Ort versprühte seinen eigenen Charme und am Strand reihten sich Restaurants mit unzähligen Liegestühlen und Tischen, jedoch kaum irgendwelche Touristen oder sonstige Gäste. Uns ist immer noch nicht klar, weshalb wir oft die einzigen Touristen sind und es so viele verlassene oder schlecht besuchte Restaurants gibt.
Uns gefiel es hier so gut, dass wir entschlossen erst mal hier zu bleiben und den Tag am Strand und im Meer zu verbringen. Das Meer war ziemlich rau, aber im Stehbereich machte es Spass mit den Wellen zu spielen. Für die Nacht campierten wir wild und parkten unseren Wagen direkt am Strand.
Am nächsten Morgen holten wir noch unsere frisch gewaschene Wäsche ab, welche wir am Vortag in einer ziemlich heruntergekommen wirkenden Wäscherei abgegeben hatten. Es war die einzige im Ort und wir brauchten dringend wieder frische Wäsche. Richtig sauber ist sie leider nicht geworden. Waren wohl nicht mehr die ganz modernsten Waschmaschinen.
Die kurvige Küstenstrasse zog sich in die Länge. Wir fuhren durch eine reiche Vegetation, vorbei an Papaya- und Bananenplantagen. An der Strasse gab es immer wieder Stände, welche frisches Obst und Gemüse verkauften oder kleine Essensstände. Unser Hunger führte uns an einen kleinen Küstenort namens Playa Maruata. Wir waren einmal mehr die einzigen Besucher des Restaurants am Strand. Wir waren zunächst gar nicht sicher, ob man hier bedient wird. Der Besitzer des Restaurants tauchte aber bald auf und nachdem er dann auch noch die Köchin gefunden hat, konnten wir unsere Bestellung aufgeben. Einmal mehr kümmerte man sich rührend um uns. Die Köchin offerierte uns sogar noch eine mexikanische Spezialität zum Dessert - in einen Sirup eingelegte Kürbisse. Süss aber fein. Sie zeigte uns auch noch ein paar, in der letzten Nacht frisch geschlüpfte Schildkröten. Sie wird diese heute Nacht zum Meer bringen. Von dort aus müssen sie dann ihre gefährliche Reise selber fortsetzen.
Nach unserer Mittagspause fuhren wir weiter, mehrere Stunden der Küste entlang. Es war ein stetiges rauf und runter und immer wieder boten sich uns grandiose Aussichten auf Küstenabschnitte mit kilometerlangen, einsamen Sandstränden. Es gab nur wenig Zivilisation.
Am frühen Abend des 17. Januars, kurz vor dem Eindunkeln kamen wir schlussendlich an unserem Zielort - Barra de Nexpa. Dieses verschlafene Fischerdorf ist ein Mekka für Surfer und der Campingplatz verströmte eine Atmosphäre, welche an Hippiezeiten erinnerte. Für 100 Pesos die Nacht hatten wir ein schönes Plätzchen direkt an der Lagune, Zugang zu Strom und sanitären Anlagen. Perfekt. Wir blieben zwei Nächte und erholten uns etwas von den sich endlos hinziehenden Fahrten entlang der Küste. Das einzige, womit v.a. Lynn und ich zu kämpfen haben, ist die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit und Moskitos. Wenn wir zu Bett gehen zeigt die Temperaturanzeige in unserem Camper immer noch 31 Grad Celsius und am Morgen kühlt es sich lediglich auf 25 Grad ab. Mehr ausziehen geht dann irgendwann einfach nicht mehr!
19. - 22.01.2019 Valle de Bravo, die Pyramiden von Teotihuacan und Mexico City
Am 19. Januar 2019, morgens um 5:00, es war noch dunkel, hatten wir unsere Zelte abgebrochen und verliessen unsere zwischenzeitliche Oase der Ruhe. Nicht wissend, was für Abenteuer uns heute erwarten, fuhren wir los. Es ist immer wieder eine Fahrt ins Ungewisse, nicht genau zu wissen, wo wir einen sicheren Ort zur Übernachtung finden werden, sich mit neuen Örtlichkeiten bekannt machen müssen, keinen Weg zweimal befahren, kein Geschäft oder Restaurant zweimal besuchen, nicht mit der Sprache und den kulturellen Begebenheiten bekannt zu sein. Diese Unsicherheiten reisen immer mehr oder weniger bewusst mit und sind vor allem dann präsent, wenn wir weiterziehen.
Unser Tagesziel war Valle de Bravo unweit von Mexiko City. Ja wir haben uns entschieden nun doch die Küste zu verlassen und ins Landesinnere zu fahren. Die Lage um die Benzinversorgung soll sich inzwischen etwas entspannt haben. Der Reiz mehr vom Landesinneren zu sehen überwog und das Risiko zwischenzeitlich im schlimmsten Fall mehrere Tage auf dem Trockenen zu liegen schien uns vertretbar. Laut Google Maps soll die Fahrt für die 550km 8 bis 9 Stunden dauern. Wir waren schlussendlich inklusive Pause und mehr oder weniger erwünschten Zwischenstopps 13 Stunden unterwegs! Die Fahrt führte uns zunächst auf einer kurvenreichen Bergstrasse hinauf auf ein Hochplateau von rund 2000müM. Was für eine Wohltat waren die kühleren Temperaturen auf dieser Höhe. Die Strasse war in einem schlechten Zustand und oft nur 3/4-spurig. Unterholz, welches die Strasse zu überwuchern droht und Spuren von Felsstürzen nahmen von der Strasse Besitz. Verkehr gab es kaum. Kurve um Kurve brachten wir die Strecke hinter uns. Ab und zu kamen wir an einem Dorf vorbei und wunderten uns, wovon die Einwohner hier leben. Ausser der Wildnis gab es hier nichts. Und dann wurden wir plötzlich von Zapatistas angehalten. Dorfbewohner, bewaffnet mit Flinten hielten uns an. Sie wollten lediglich wissen woher wir kommen und wohin wir wollen und liessen uns dann weiterziehen. Zum Glück hatten wir von solchen Strassenblockaden bereits gehört und wussten auch, dass sie die Touristen in Ruhe lassen. Eingefahren ist es uns trotzdem. Das Ganze ging so schnell, dass Lynn, welche hinten im Auto sass und in ihr iPad vertieft war, gar nichts mitbekommen hat. Die Zapatistas sind eine inzwischen stark geschrumpfte, politische Bewegung, welche in Folge des NAFTA Beitritts von Mexiko 1994 als linksgerichtete Guerillas von sich Reden liess.
Dies war bereits das zweite Mal, dass wir auf unschöne Art angehalten worden sind. In einem anderen Fall hatte ein junges Pärchen ein Seil über die Strasse gespannt, welches uns zum Anhalten zwang. Die junge Frau redete in einem Höchsttempo auf uns ein und wollte wegen irgendetwas Geld. Wir verstanden kein Wort und als sie merkte, dass wir kein Spanisch sprechen, liessen sie uns weiterziehen. Auch diese Seilgeschichte scheint eine bekannte Masche zu sein, um mehr oder weniger freundlich Geld zu fordern oder irgendwelche Sachen zu verkaufen.
Etwa 150km vor unserem Ziel kamen wir an den ersten Tankstellen vorbei, welche wegen Benzinmangel geschlossen waren. Viele haben ihr Auto einfach davor abgestellt, damit sie wahrscheinlich zuvorderst in der Reihe stehen, wenn die nächste Benzinlieferung kommt. Eine Tankstelle nach der anderen bot dasselbe Bild. Obwohl unser Tank noch gut halb voll war, fragten wir mal bei einer dieser geschlossenen Tankstellen nach, ob denn Diesel verfügbar sei. Und Gott sei Dank, dem war so! Der Tankwart winkte uns zur Rückseite der Tankstelle. Dass die absolute Mehrheit Benzin fährt und die Dieselversorgung wahrscheinlich oberer Priorität hat um die Logistik aufrechtzuerhalten, sowie der Goodwill dieses Tankwartes ist es zu verdanken, dass wir unser Auto nochmals volltanken konnten. Einige Kilometer weiter, kurz vor Valle de Bravo schien es vor uns Stau zu geben. Wir fragten nach, was los sei und erfuhren, dass die Autos alle anstanden, um bei einer geöffneten Tankstelle tanken zu können. Langsam fuhren wir an der Autoschlange vorbei. Wir schätzten sie ungefähr 500m lang. Die Tankstelle selber war ebenfalls voll von Autos. Da gab es keinen freien Quadratmeter. Die Leute müssen stundenlang angestanden sein!
Es war bereits am Eindunkeln als wir schliesslich erschöpft Valle de Bravo erreichten. Direkt am See fanden wir einen Campingplatz. Lynn freundete sich dort mit den dort lebenden Hunden an und als der Campingplatzbesitzer Lynn auch noch einer der Hunde schenken wollte, war kein Halten mehr. Es brauchte viel Überzeugungskraft unsererseits bis Lynn einsah, dass dies keine gute Idee ist.
Valle de Bravo ist ein auf 1800müM gelegenes, charmantes Städtchen mit engen Gassen, schön gelegen an einem See, umgeben von Bergen. Der Besuch dieses Ortes war auch eine kurze Zeitreise in die Gleitschirmwettkampfzeit von Stephen. Im Jahr 2007 wurde Stephen nach seinem Weltmeistertitel 2005 von seinem damaligen Sponsor Red Bull eingeladen an der Vorweltmeisterschaft in Valle de Bravo teilzunehmen. Zwei Jahre später, sollten dann dort die Weltmeisterschaften ausgetragen werden.
Diese Zeitreise zeigte auch, wie sehr die Zeit den Ort auch verändert hat. Stephen konnte vieles kaum wieder erkennen. Vieles ist inzwischen - wie überall - überbaut worden. So entschlossen wir uns Valle de Bravo hinter uns zu lassen und nochmals ein rechtes Stück Weg auf uns zu nehmen und nach Teotihuacan zu fahren. Wir wollten uns die dortigen Pyramiden anschauen, welche weltweit zu den grössten gehören.
Gegen Abend, kurz vor dem Eindunkeln erreichten wir unser Ziel, einen RV Park im Zentrum von Teotihuacan und unweit der Pyramiden entfernt. Der Platz scheint bei den Europäern beliebt zu sein. Wir freundeten uns mit einem Schweizer und Deutschen Ehepaar an, welche seit ihrer Pensionierung rund um die Welt unterwegs sind. Der Austausch war wertvoll und inspirierend. Da beide Paare von Südamerika her kommend waren, konnten sie auch einiges über die anderen mittelamerikanischen Länder erzählen, welche zum Teil nun ja nicht gerade mit Positivschlagzeilen punkten.
Am nächsten Tag machten wir uns früh auf den Weg zu den Pyramiden. Wir wollten vor den grossen Touristenstürmen dort ankommen und die grösste Mittagssonne vermeiden. Auf ca. 2200müM brennt hier die Sonne erbarmungslos. In der Nacht wird es dafür empfindlich kalt. Am Morgen gab es sogar Frost. Krass wie wir innert Tagen oder Stunden von einem Klima ins nächste fahren.
Die Pyramiden waren zutiefst beeindruckend. Neben den beiden Hauptpyramiden - der Sonnen- und Mondpyramide gab es noch viele kleinere Pyramiden und Überreste einer ehemals grossen Metropole. Nur ein Bruchteil der ehemaligen Stadt sind heute noch vorhanden oder ausgegraben. Die Stadt entstand irgendwann im ersten Jahrhundert nach Christus und ging rund 700 Jahre später unter. Nach dem Untergang der Stadt, wurde sie von den Azteken übernommen.
Niemand weiss heute, wer die ursprünglichen Erbauer und Bürger waren. Es gibt keine Schriften oder sonstigen Hinterlassenschaften. Die Erbauer schienen aber ein grosses astronomisches Wissen gehabt zu haben. Vieles bleibt jedoch ein Mysterium. Auch wenn der Ort inzwischen vieles an seinem Glanz und Prunk von damals verloren hat, hat er nach wie vor eine magische Ausstrahlung.
Am nächsten Tag stand ein Besuch von Mexiko City auf unserem Programm. Nachdem wir soviel Positives über die Hauptstadt gehört hatten, schlugen wir unsere Vorbehalte in den Wind und statten Mexiko City einen Besuch ab. Am frühen Morgen nahmen wir den Bus von Teotihuacan bis in die Stadt. Wir waren aber immer noch fast eine halbe Stunde vom historischen Zentrum entfernt und nahmen von der dortigen Bushaltestelle die Metro bis in den Kern von Mexiko City. Die Busfahrt war interessant und führte uns durch die dicht besiedelten Vororte von Mexiko City. Die Bushaltestellen waren weder angeschrieben noch wurden sie im Bus angesagt. Wir wussten einzig wo wir aussteigen wollen und dank der Mithilfe von Mitfahrenden stiegen wir auch an der richtigen Stelle aus. Das Metrosystem in Mexiko City ist genial und super einfach. Für 25 Rp. pro Person kann man das ganze Netz benutzen. Oft herrschte dichtes Gedränge, aber wir fühlten uns stets sicher. An jeder Ecke standen Polizisten. Auch in Mexiko City fühlten wir uns sicher und wohl. Die Stadt war sauber und überall waren Sicherheitsleute anwesend. Es gab zwar einige Bettler, viele von ihnen mit einer körperlichen Behinderung - oft fehlenden Gliedmassen. Obdachlose oder Drogensüchtige, wie wir es in den nordamerikanischen Städten gesehen hatten, sahen wir hier jedoch nicht. Die Stadt bot einiges an Sehenswürdigkeiten und wenn man mehr Zeit hat, gäbe es auch viele interessante Museen und sonstiges Kulturelles zu sehen. Wir begnügten uns mit einem Bummel durch das historische Zentrum und fanden dank unserem Reiseführer einige interessante Orte auch wenn diese Stadt nicht an die Schönheit von europäischen Städten kommt. Angetan hat uns der Markt, wo man sich mit allerlei einheimischen und exotischen Lebensmittel eindecken kann und sich anscheinend auch die Gourmetköche Exklusives besorgen - wie z.B. Löwen- oder Krokodilfleisch. Wir schwankten zwischen Ekel und Faszination. Man konnte aufgehängte Gänse genauso betrachten wie liebevoll präsentiertes Gemüse und Obst. Oder dem Metzger bei der Zerlegung eines Tieres zuschauen.
Interessant war auch, dass einige Geschäftsstrassen in Mexiko City nach Themen geordnet waren. Da gab es die Strasse, in welchen man nur Elektronikgeschäfte in allen Grössen fand. Viele hatten ihre Soundsystem aufgestellt und beschallten die Strasse um die Wette. Bewunderns- und bedauernswert waren die Verkäufer, welche diesem Lärm ständig ausgesetzt waren. In einer anderen Strasse lautete das Thema “Papeterie”. Und wenn man eines der Geschäfte betrat, konnte man sich in dessen Tiefe verlieren. Es ist wie ein grosser Markt innerhalb eines riesigen Raumes, welcher nach hinten nicht mehr aufzuhören scheint. Jeder kleine Stand scheint mehr oder weniger dasselbe Sortiment zu haben. Die Gänge dazwischen waren so eng, dass man kaum aneinander vorbei kam.
Und noch etwas ist uns aufgefallen: wie klein die Leute hier sind. Die meisten Männer wie Frauen waren kleiner als wir und manche sogar kleiner als Lynn. Insbesondere diejenigen mit indigener Abstammung waren deutlich kleiner gewachsen. Es hatte auch nur wenige Touristen. Insbesondere in der Metro waren wir fast die einzigen Europäer unter den Einheimischen. Lynn mit ihren blonden Haaren und blauen Augen stach besonders heraus. Es gab aber niemanden, welcher uns belästigte oder anstarrte. Der Umgang war von einer respektvollen Zurückhaltung geprägt.
Unser Fazit des Ausfluges in die Hauptstadt von Mexiko ist einmal mehr, dass wir mit Vorurteilen über die “kriminellen Mexikaner” aufräumen können. Zumindest tagsüber kann man sich unbehelligt und mit einem sicheren Gefühl durch die Stadt bewegen. Ich würde sogar als Frau alleine dorthin zurückkehren. Und: die Stadt wirkt entspannt und ist definitiv einen Ausflug wert!
23.01.2019 Cholula
Am frühen Morgen des 23. Januars 2019 verliessen wir Teotihuacan und fuhren etwa 2 Stunden südöstlich nach Cholula. Der Ort ist bekannt für die zweitgrösste Pyramide der Welt und liegt direkt neben Puebla, einem bekannten Dorf für seine unzähligen Kathedralen und kolonialen Bauten. Unsere Vorstellung war zunächst Cholula und danach Puebla zu besuchen. Es kam jedoch anders….
Kurz vor Cholula verpassten wir eine Abzweigung, hielten am Strassenrand um zu wenden. Wir vermuteten schon, dass wir uns auf einer Einbahnstrasse befunden hatten, bei der manchmal etwas verwirrenden Ausschilderung waren wir uns aber nicht ganz sicher. Da es sich lediglich um etwa 30m handelte, welche wir als “Falschfahrer” zurückzulegen hatten, entschieden wir uns diese “Abkürzung” zu nehmen. Und prompt stand um die Ecke ein Verkehrspolizist, welcher unser Manöver mitbekommen hat und uns zum Halt aufforderte. Wir hatten uns tatsächlich in eine Einbahnstrasse befunden. Freundlich aber in schnellem Spanisch wies er uns auf unser Vergehen hin. Mehr schlecht als recht versuchten wir ihm zu erklären was geschehen ist. Er er wollte uns eine Busse von 4200 Pesos (220 sFr.) erteilen und uns mit auf den Polizeiposten nehmen. Wir stellten uns mit einem “no hablo espanol” unwissend (was nicht mal so gelogen war). Schlussendlich wollte er wissen, wieviel Bargeld wir bei uns trugen. Nachdem er sich einen Überblick über unser “Vermögen” verschafft hat, “einigten” wir uns darauf, dass wir ihm die 800 Pesos, welche wir auf uns trugen, geben - ohne Quittung selbstverständlich - und wir weiterfahren dürfen. Eine Art “winwin- Situation” für uns beide in dem Moment aber natürlich nur vordergründig und gleichzeitig ein kleiner Einblick in die Korruptheit der Polizei.
Nach diesem Intermezzo sind wir dann heil in Cholula angekommen. Cholula ist eine farbenfrohe, sehr saubern Stadt mit vielen kleinen Restaurants, Cafés und originellen Läden. Strassenhändler - meist indigener Abstammung - versuchen ihre Ware an den Mann resp. Frau zu bringen. Frauen sitzen am Boden und fertigen Handarbeiten wie Stickereien an, welche sie zu verkaufen versuchen. Einer dieser Strassenhändler bot uns frittierte Heuschrecken an. Mutig wagte ich den Versuch. Eine Woge des Ekels überkam mich als ich die Insekten in meiner Hand hielt. Der Mann gab mir noch ein paar Nüsse dazu. So kann ich zumindest das Knirschen und Knacken zwischen meinen Zähnen nicht eindeutig zuordnen. Mmmh, es schmeckte gar nicht so schlecht (irgendwie wie Brotkrummen mit einem leichten Fischgeschmack). Zumindest gut genug, dass wir dem Händler ein paar Heuschrecken abkauften und auch Stephen mutig zugriff. Da waren zwei Sinne, welche in gleicher Lautstärke nach dem absoluten Gegenteil schrieen: der visuelle Reiz löste nichts als Ekel aus und der Geschmackssinn machte “Mmmh, lecker!” Sonderbares Gefühl.
Neben dem kulinarischen Highlight von Cholula stand auch das historische Augenmerk auf die Pyramide im Fokus.
Die Pyramide ist als solches nicht mehr zu erkennen. Vielmehr ist es ein überwachsener Hügel, worunter sich die Pyramide verbirgt. An einigen Stellen ist sie inzwischen ausgegraben worden und Archäologen haben viele Gänge in die Pyramide geschlagen, welche teilweise öffentlich zugänglich sind. Ohne Führer und Spanischkenntnisse war der Besuch des Inneren der Pyramide nicht besonders interessant. Dafür bot sich uns auf der Spitze des Hügels ein toller Ausblick über Cholula und die angrenzenden Dörfer sowie die Möglichkeit zur Besichtigung der Kathedrale, welche auf dem Hügel thront.
Am Abend desselben Tages hatten wir eine Einladung von einem Amerikaner und seiner mexikanischen Ehefrau im Nachbardorf. Wir sind in den Gassen von Cholula mit Paul per Zufall ins Gespräch gekommen und er hat uns spontan zu einem Abendessen eingeladen. Die beiden sind nach ihrer Pensionierung aus den Staaten nach Mexiko gezogen.
Wir verbrachten einen sehr gemütlichen und interessanten Abend mit den Beiden. Irma erzählte uns viel über Mexiko, wie sie aufgewachsen ist und als junge Frau in die Staaten gegangen ist, um die Ausbildung ihrer Kinder zu finanzieren. Ihre Herzlichkeit und Grosszügigkeit war berührend. Wir konnten in der Einfahrt ihrer Wohnsiedlung übernachten und erhielten am nächsten noch ein leckeres Frühstück bevor wir weiterfuhren. Danke Irma und Paul für eure Gastfreundschaft und euren Einblick in das mexikanische und amerikanische Leben!
Tja, und an diesem vollgepackten und erlebnisreichen Tag waren wir mit dem Besuch von Cholula mehr als gesättigt und liessen Puebla aussen vor. Vielleicht ein anderes Mal auf einer anderen Reise….
24. - 27.01.2019 San Cristobal
Gestärkt nach dem Frühstück bei Irma und Paul nahmen wir die nächste Etappe in Angriff. Die Reise führte uns durch die hügligen und bergigen Staaten Tabasco und Chiapas. Es war wieder nur ein langsames Vorankommen. Die Landschaft erinnerte etwas an das Emmental nur mit viel mehr und höheren Hügeln. Es soll wieder ein langer Tag auf Rädern werden. Unser Ziel: San Cristobal erreichten wir an diesem Tag nicht. Das Einziehen der Dunkelheit zwang uns vorzeitig einen Platz zur Übernachtung zu suchen. Das erste Mal übernachteten wir an einer Tankstelle. Der Nachtwächter wies uns an, wo wir für die Nacht unseren Camper abstellen können und wo wir Dusche und Wc benutzen können. Sicher, immer wieder mal eingehüllt in Duftschwaden von Benzin und Diesel und dem Lärm der Strasse schliefen wir friedlich.
Es war das erste Mal, dass wir wieder mal Regen sahen und auch der nächste Morgen war trüb. Wir sassen mitten in den Wolken, da wir wieder einiges an Höhemetern überwunden hatten. Doch bei unserer Ankunft in San Cristobal begrüsste uns der pure Sonnenschein. San Cristobal hat es uns enorm angetan. Ein pittoreskes Städtchen mit internationalem Flair und einer starken Prägung durch die hier im Staat Chiapas mehrheitlich indigenen Bevölkerung. Wir hatten das erste Mal das Gefühl im “Indianerland” angekommen zu sein: die Frauen hatten ihre langen schwarzen Haare häufig in Zöpfe geflochten, trugen ausschliesslich Röcke und waren oft in traditionellen Kleidern mit bunten Stickereien gekleidet. Auch hier stachen wir mit unserer Körpergrösse heraus und staunten wie klein die Leute sind. Die Frauen sind oft zwischen 140 und 150cm gross und die Männer etwa 10cm grösser.
Wir blieben zwei Nächte und genossen das Flanieren über den örtlichen Markt und durch das Gewirr von engen Gassen - wobei hier die Strassen wie in Amerika alle im rechten Winkel zueinander angeordnet sind. Lynn erfüllten wir mit einem Pferdeausflug einen lang ersehnten Wunsch. Strahlend wie ein Honigkuchenpferd sass sie selbstbewusst und zufrieden auf ihrem Pferd. Man hätte nicht meinen können, dass noch kaum Reiterfahrungen hat. Wie glücklich die Pferde waren, bin ich mir nicht so sicher. Sie schienen nicht gerade im allerbesten Zustand zu sein. Das hatte einen etwas faden Beigeschmack. Ein Highlight dieses Ritts war jedoch der Besuch des indigenen Dorfes Chamula. Wir ritten durch das Hinterland von Mexiko, vorbei an Bauern (meist Frauen und Kinder), welche auf dem Feld arbeiteten und an Frauen, welchen im Dorfbach die Wäsche wuschen. Es war ein Eintauchen in eine andere Welt.
Am beeindruckendsten war die Dorfkathedrale. Vor einem grossen Dorfplatz stand sie erhaben in reinstem Weiss mit dezenten Verzierungen geschmückt. Das Imposante war aber das Innere (welches man nicht fotografieren durfte). Beim Betreten der Kathedrale tauchte man in ein Lichtermeer ein. Hunderte, wahrscheinlich tausende von Kerzen brannten. Die Wände und Decken waren schwarz vor Russ, die Luft geschwängert vom Duft der Kerzen. Es gab keine Kirchenbänke. Stattdessen war der steinere Boden mit Piniennadeln übersät, entlang der Wände standen Blumen und Statuen von Heiligen. Rund um den Altar war das reinste Blumen- und Kerzenmeer. Die Menschen versammelten sich in kleinen Gruppen, meist Familien. Sie sassen am Boden, hatten Getränke und Esswaren dabei, welche sie in einem Ritual wahrscheinlich segneten und dann konsumierten. Einige brachten ganze Hühner mit, welchen sie dann gleich vor Ort den Kopf umdrehten und möglicherweise als Opfergabe brachten. Betend, in leisen Gesprächen vertieft, die Babies stillend, die Kinder zwischen den Leuten umher spazierend waren die Menschen hier vereint. Ein Angestellter der Kirche war ununterbrochen damit beschäftigt, heruntergebrannte Kerzen zu entsorgen und somit Platz zu schaffen, wenn neue Leute kamen, um hier ihre Kerzen anzuzünden. Es war ein Ort, wo sich alte, indigene Rituale mit den Bräuchen der katholischen Kirche vermischt zu haben scheinen. Wir verstummten von Ehrfurcht und Staunen und waren tief berührt einen Einblick in die Welt und die spirituellen Praktiken der Menschen hier zu haben.
Vor den Toren der Kathedrale wurden wir von Heerscharen von Kindern umzingelt, welche uns Sachen verkaufen wollten und bettelten, etwas für sie an einem der Essensstände zu kaufen. Ein junges Mädchen, etwa im Alter von Lynn hatte ein Baby auf dem Arm und bettelte uns an. Ein paar Jungs waren mit Schuhputzkoffern unterwegs und hielten Ausschau nach Leuten mit Lederschuhen. Die Kinder waren extrem hartnäckig und folgten uns überall hin. Wir kauften ihnen schlussendlich für ein paar wenige Pesos etwas ab. Diese Horde von bettelnden Kindern überforderte uns und wir waren wirklich nicht sicher wie wir damit umgehen sollen. Wir wollten diesen Missbrauch von Kindern nicht unterstützen und andererseits sassen wir da mit, für ihre Verhältnisse, “Taschen voller Geld”. Dass die Leute hier arm sind und bescheiden leben, war offensichtlich. Sie scheinen ihren Kindern bereits im jüngsten Kindesalter beigebracht zu haben, Touristen um Geld anzubetteln.
Ein weiteres Erlebnis, welches uns nachdenklich stimmte, war die Begegnung mit einem Flüchtling aus Honduras. Ein junger Mann sprach uns in San Cristobal an und bat um Geld, damit er seiner chronisch kranken Tochter die nötige Medizin besorgen kann. In gutem Englisch erzählte er seine Geschichte. Er habe es bereits einmal geschafft von Honduras in die USA zu gelangen, sei aber nach zwei Jahren wieder rausgeworfen worden. Von seinen eignen Landsleuten in Honduras bedroht, sei er nun wieder auf der Flucht und sei illegal hier in Mexiko. Sein Ziel sei Mexiko City wo sein Bruder lebe. Zusammen mit seiner Frau und den beiden 5 und 7jährigen Töchtern zu Fuss und mit Bus unterwegs, irgendwo in Parks am Übernachten, von den Behörden auf der Flucht, nirgends erwünscht, einer ungewissen Zukunft entgegen gehend. Wenn wir da an unsere “Unsicherheiten” denken, welche wir im Zusammenhang mit unserer Reise erleben, so haben wir lediglich einen klitzekleinen Vorgeschmack erhalten von dem, was all diese Menschen auf der Flucht durchmachen müssen. Von der Geschichte berührt, ging Stephen mit dem Mann mit und besorgte ihm das entsprechende Medikament.
27. - 28.01.2019 Agua Azul & Palenque
Am frühen Morgen des 27. Januars 19 setzten wir unser Nomadenleben fort und zogen weiter. Nochmals stand eine lange Strecke durch die Berge von Chiapas vor uns. Wir fuhren vorbei an einfachen Bergdörfern und da Sonntag war waren viele Menschen in ihren “Sonntagkleider” (so vermuten wir jedenfalls) unterwegs - möglicherweise zu oder von ihrem sonntäglichen Kirchgang. Sie liefen jedenfalls weite Strecken zu Fuss um irgendwohin zu gelangen. Autos waren nur wenige unterwegs und scheinen hier in der Gegend ein Luxusartikel zu sein.
Mühsam waren die unzähligen “Topes” - Schwellen auf gut Deutsch. Sie zwingen die Autofahrer im Schneckentempo die Stelle zu überqueren. Und wehe, man übersieht so ein Tope! Das kann bös ins Auge gehen. Meist sind sei zum Glück signalisiert. Aber vor jedem kleinsten Anzeichen einer Siedlung hatte es diese Topes - mit der Zeit echt zermürbend.
Nach rund 5 Stunden erreichten wir schlussendlich unser erstes Etappenziel: die Wasserfälle Agua Azul. Etwas eine Touristenfalle aber nichts desto trotz sind die Wasserfälle beeindruckend. Ein tropischer Regenguss beendete unseren Besuch vorzeitig und so fuhren wir weiter Richtung Palenque. Dort wollten wir uns die bekannte Mayastätte ansehen, welche am Rande des Jungels steht und ein Unesco Weltkulturerbe ist. Kurz vor dem Eindunkeln erreichten wir einen Campingplatz im Nationalpark, wo sich auch die Mayastätte befindet. Es goss immer noch in Strömen. Und so machten wir es uns bei einem gemeinsamen Filmabend gemütlich. “Bailey” stand auf dem Programm und war wirkliche eine rührende Hundegeschichte.
Am nächsten Morgen war uns die Sonne hold und unserem Besuch der Tempelanlage stand nichts mehr im Weg. Ich lasse hier einfach die Bilder sprechen. Uns haben die Überreste der ehemaligen Mayastadt extrem beeindruckt und wie auch schon die Pyramiden von Teotihuacan scheint diese Stadt im ähnlichen Zeitraum ihre Geburt und Untergang erlebt zu haben.
28. - 30.01.2019 Campeche und Celestùn
Nach unserem Besuch von Palenque sind wir ein weiteres Stück ostwärts gefahren und haben vor dem Eingang zu einer sogenannten “Cenote” übernachtet. Es gibt rund 2000 Cenoten über die ganze Yucatanhalbinsel verteilt. Cenoten sind kleine Süsswasserseen, welche durch ein unterirdisches Wassersystem gespeist werden. Manche Cenoten sind oberirdisch, andere befinden sich in Höhlen. Es war bereits früher Abend und kurz vor dem Eindunkeln, als wir dort ankamen und am nächsten Morgen sind wir bereits früh wieder weitergezogen. Deshalb mussten wir das Schwimmen in der Cenote auslassen. Dafür hatten wir einen sicheren Platz für die Nacht, da ein Nachtwächter anwesend war.
Unsere Route führte uns nach Campeche, eine märchenhafte wirkende Stadt in Pastelltönen am Golf von Mexiko. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem kurzen Stadtbummel fuhren wir weiter bis Celestùn. Celestùn ist ein Fischerdorf etwas nördlich von Campeche, ebenfalls am Golf von Mexiko gelegen. Sie ist bekannt für ihre Flamingokolonien und einen pinken See. Celestùn war sehr einfach und versprühe anscheinend noch das Flair von Mexiko wie es vor den grossen Touristenanstürmen war.
Wir buchten für den nächsten Tag eine Bootstour, um die Flamingos und den pinken See zu besichtigen. Der Führer erzählte uns viel über die Gegend und die Flamingos - auf spanisch. Eine französische Backpackerin übersetzte uns, was wir nicht verstanden. Es war eine interessante und schöne Bootstour - wenn wir auch nicht ganz so viele Flamingos wie wir erhofft hatten, zu Gesicht bekamen. Der Sturm, welcher zwei Tage zuvor vieles verwüstet hat, scheint wohl auch die Flamingos etwas vertrieben zu haben.
31.01. - 01.02.2019 Chichen Itza und die Cenote von Samula bei Valladolid
Von Celestùn fuhren wir am frühen Morgen des 31. Januars 2019 zu der berühmten Mayastätte von Chitzen Itza. Diese Stätte zählt zu einem der sieben modernen Weltwundern. Und wenn ein Weltwunder schon auf unserem Weg liegt, so wollten wir uns das nicht entgehen lassen. Dass wir mit dieser Idee nicht alleine sind, war zu erwarten. So reihten wir uns in die Besucherströme ein und schlossen uns diesmal noch einer geführten Gruppe an. So konnten wir gleich viel mehr erfahren über diese ehemalige Stadt. So haben die Archäologen herausgefunden, dass der grosse Tempel zwei weitere Tempel beinhaltet, welche aufeinander gebaut sind (ähnlich wie die russischen Holzpuppen, welche man ineinander verschachteln kann). Zudem sei der Tempel auf einer Cenote gebaut. Bis heute habe man aber weder einen Zugang zum dritten, resp. ersten Tempel noch zu der Cenote gefunden. Die Forscher erhoffen sich, dort weitere wichtige Artefakte zu finden. Der Führer erzählte uns zudem von Opferpraktiken der Mayas. Es sei damals eine Ehre gewesen, wenn man als Mensch zu Ehren der Götter geopfert wurde. Die Mayas kannten Ballspiele, welche auf grossen Plätzen vor vielen Zuschauern durchgeführt wurden. Und dem Sieger kam die Ehre zu, geopfert zu werden. Dabei wurde das Herz herausgeschnitten und anschliessend wurde man geköpft. Es gab spezielle Opfersteine, wo sich die Opfer rittlings drauf legten.
Beeindruckend war auch das astronomische und architektonische Wissen und Können dieses Volkes. Die Tempel wurden exakt nach astronomischen Eckdaten wie z.B. der Tag-/Nachtgleiche ausgerichtet.
Nachdem wir rund 3 Stunden in die Welt der Mayas eingetaucht und soviel Interessantes und Beeindruckendes erfahren hatten, waren wir bereit für eine Abkühlung etwas zu Futtern. Noch auf dem Parkplatz vor den Toren von Chichen Itza assen wir etwas Kleines. Danach fuhren wir eine kurze Strecke bis Valladolid zu der Cenote von Samula. Das war einfach perfekt und ein wirklich tolles Erlebnis. In einer Höhle befindet sich ein See mit kristallklarem, blauen Wasser und so herrlich erfrischend.
Die Nacht verbrachten wir beim örtlichen Fussballplatz bei der Cenote Samula.
01. - 03.02.2019 Via Tulum nach Felipe Carillo Puerto
Den restlichen Schlaf mit einer erfrischenden Tasse Kaffee weggespült und die etwas kühleren Temperaturen des frühen Morgens nutzend, fuhren wir an diesem 1. Februar los Richtung Tulum an der karibischen Küste von Mexiko.
Tulum ist eine weitere touristische Hochburg. Die Küste ist zugepflastert mit Ressorts und Hotelanlagen. Für Individualtouristen wie uns, gab es da nicht wirklich einen tollen Ort um zu sein - ausser wir währen etwa 2 Stunden Holperpiste bis ans Ende des Strandes gefahren. So deckten wir uns in Tulum lediglich mit neuen Lebensmitteln ein und füllten unseren Frischwassertank bei einer der Frischwasserverkaufsstellen. Danach machten wir uns auf den Weg Richtung Bacalar. Bacalar liegt an einem Süsswassersee unweit der Grenze zu Belize. Da aber die Zeit bereits zu fortgeschritten war um vor dem Eindunkeln dort anzukommen, suchten wir uns ein Plätzchen zum Übernachten auf halber Strecke. Mit Hilfe von iOverlander fanden wir einen überraschend schönen Ort namens Felipe Carillo Puerto. Etwas ausserhalb dieses Ortes, mitten im Wald gab es ein kleines Naturschutzgebiet mit kleinen See und einfachen Bungalowanlagen. Es war die Idylle pur und gefiel uns derart, dass wir spontan entschieden zwei Nächte dort zu bleiben und die Ruhe und Schönheit dieses Ortes zu geniessen. Innerhalb des Sees gab es eine Cenote, welche man nur aufgrund des unterirdischen Frischwasserzufuhrs als solche erkennt; optisch aber nicht zu sehen ist. Das Schwimmen im See und der Cenote war herrlich. Insbesondere am frühen Morgen, wenn der See wie ein Spiegel da lag und sich das Morgenlicht darin spiegelte.
Stephen konnte sogar Kiten und war wohl der erste Kiter, welcher auf diesem See fuhr. Es war für ihn ein ganz besonderes Erlebnis, auf diesem spiegelblanken, weichen Wasser zu fahren.
Wir kamen mit einem mexikanischen Ehepaar ins Gespräch, welche zwischen ihren Wohnsitzen in Cancun und Bacalar pendeln. Sie erzählten, dass sie in Bacalar Miteigentümer einer Hotelanlage seien und luden uns ein, sie dort zu besuchen.
03. - 05.02.2019 Die Lagune von Bacalar
Nach einem letzten frühmorgendlichen “Schwumm” und unserem obligaten Kaffee verliessen wir die Oase bei Felipe und fuhren nach Bacalar - zum nächsten Paradies. Die Lagune, genauer der Süsswassersee erinnerte mit seinen türkisen Farbtönen in allen Nuancen an die Karibik. Einfach traumhaft. Es blies zudem ein ordentlicher Wind in perfekter Richtung, so dass Stephen die Kitesession seines Lebens hatte. Die Lagune hatte rund 60km Länge und war zwischen 50-500m breit und hatte sehr flaches Wasser, sodass die 60km eine Rennstrecke für "Kite-Foiler" bot. Die Startbedingungen sind jedoch etwas herausfordernd! Vor Nachahmung wird gewarnt.
Wir stoppten für die erste Nacht bei einer “mexikanischen Badeanstalt” in Bacalar und konnten auch gleich dort übernachten. Am nächsten Tag besuchten wir das mexikanische Ehepaar, welches wir zwei Tage zuvor kennengelernt hatten, in ihrer Hotelanlage. Es stellte sich heraus, dass dies keine gewöhnliche Hotelanlage ist, sondern ein holistisches Zentrum, wo sich Feriengäste mit Teilnehmern von Seminaren und Retreats mischten. Das Gemüse und die Früchte werden im eignen Garten biologisch angebaut. Eine wirklich friedliche Atmosphäre und Wohlfühloase - das Paradies im Paradies sozusagen. Ein krönender Abschluss unseres Aufenthalts in Mexiko. Denn morgen wollen wir endlich nach Belize fahren.
Sibe (Samstag, 19 Januar 2019 10:34)
Hallo zämä,
Einmal mehr, herzlichen Dank für Eure tollen Beiträge und die schönen Fotos!! Es ist immer wieder tolm wenn ein neuer Beitrag aufgeschaltet wird und man - zumindest für kurze Zeit - sich ein Bisschen mit euch auf der Reise fühlt :)
Geniesst Eure Reise weiter und häbet Sorg!
Ä liebe Gruess a aui
Sibe