Nicaragua

27.02 - 01.03.2019: Las Penitas

Las Penitas Beach
Las Penitas Beach

Wir blieben zwei Nächte im Hostel Caracolito in Las Penitas und pendelten zwischen Strand und Hostel. Der Strand war sehr schön und bot für Surfer tolle Wellen. Die Bars und Restaurants am Strand wirkten oft ausgestorben. Die politischen Unruhen vom letzten Jahr haben leider die Touristen vertrieben. Wir können all den Reisefreudigen nur sagen: kommt zurück nach Nicaragua!  Die Menschen hier strahlen eine grosse Herzlichkeit aus, wirken offen, interessiert, authentisch, sind sehr gastfreundlich und einfach so liebenswürdig. Wir waren bisher stets begeistert von den Leuten in Mittelamerika. Die Nicaraguaner haben uns irgendwie besonders berührt. Und: es sind sehr schöne Menschen.


01.03.2019: Vom Vulkan Masaya zum Kratersee Apoyo

Von Las Penitas fuhren wir wieder landeinwärts quer durch die Hauptstadt Managua zu einem unweit davon entfernten Nationalpark mit seinem immer noch recht aktiven Vulkan Masaya. 

In Managua erlebten wir die Stimmung ziemlich anders als in den ländlichen Gebieten, welche wie zuvor gesehen hatten. An allen grossen Kreuzungen standen Heerscharen von Polizisten. Wohl eine Machtdemonstration des immer noch fest im Sattel sitzenden Präsidenten Ortegas. Die Polizisten und Polizistinnen sahen alle sehr jung aus, kaum einer oder eine über dreissig Jahre alt. Ziemlich gelangweilt standen sie in ihrer schwarzen Uniform und Stiefeln, mit Gewehren und Schutzschildern bewaffnet in der brütenden Hitze. Keine Ahnung wie sie auf Konflikte reagieren würden, wie gut ausgebildet sie sind und wie sie in einer hitzigen Situation mit ihren Waffen umgehen würden. 

Wir hielten in Managua für einen Tankstopp und waren sofort umzingelt von jungen Männern, welche uns neue Scheibenwischer und sonstigen Autozubehör verkaufen wollten. Einigen sag man offensichtlich an, dass sie mit dem Leben und wahrscheinlich auch mit Drogen zu kämpfen hatten. Es war eine angespannte Stimmung und ich war froh, als wir weiterfahren konnten.

 

Etwa eine Stunde später erreichten wir den Eingang zum Volcano Masaya Nationalpark. Man kann dort bis zum Kraterrand hochfahren und darf sich dann etwas 5min. am Kraterrand aufhalten. Die ausströmenden giftigen Gase erlauben es nicht, sich dort länger aufzuhalten. Eine junge Nicaraguanerin erzählte uns einiges über den Vulkan. Als der Wind den ausströmenden Rauch etwas verblies, konnten wir sogar einen kurzen Blick auf die brodelnde Lava erhaschen. Leider waren die Wanderwege in Vulkannähe gesperrt, da vor sechs Jahren der Vulkan ausgebrochen war und einiges zerstört hat. Wir wissen nicht ob der Wanderpfad aus Sicherheitsgründen oder wegen der Zerstörung immer noch gesperrt ist. So war es denn ein kurzer Ausflug in diesen Park und wir entschlossen uns weiterzuziehen zu einem Kratersee, welcher schön zum Baden sei. Am späteren Nachmittag erreichten die Laguna di Apoyo. Der von uns gewählte Ort zum Übernachten, eine Auffangstation für Tiere, gab es nicht mehr oder war momentan geschlossen. Schlussendlich fanden wir einen Parkplatz vor einem Restaurant, welches direkt am See lag. Wir fragten im Restaurant, ob wir auf dem Parkplatz übernachten dürften. Sie meinten, dass dies ein öffentlicher Parkplatz und deshalb kein Problem sei. Nach einer erfrischenden Abkühlung im See bei Sonnenuntergang, kochten wir uns etwas zum Abendessen und gingen dann zu Bett. Wir hörten die Affen in den Bäumen, die Schweine des Nachbars quietschen und grunzen, ab und zu einen Hund bellen und die Hühner gackern. Und dann kamen auch noch ein paar Nicaraguaner, parkten ihr Auto neben uns und pissten tatsächlich neben unserem Camper auf den Boden. 5m weiter hätte es eine Toilette gehabt. Na dann, gute Nacht!


2. - 5.03.2019 Granada und Popoyo

Granada Plaza
Granada Plaza

Am frühen Morgen des 2. März brachen wir unsere Zelte ab und fuhren erst mal nach Granada - ein Stadt, schön am Lago Cocibolca gelegen. Der Lago Cocibolca ist der grösste See in Nicaragua und ich meine er ist so richtig, richtig gross.

Wir fuhren bis ins Stadtzentrum und parkten unser Auto erstmal vor einer Kirche. Ein älterer Herr mit gelber Leuchtweste - eine Art Parkeinweiser - meinte, dass er unseren Camper im Auge behalten werde. Man könnte es als Win-Win Situation bezeichnen: gegen ein Trinkgeld und somit einen kleinen Zusatzverdienst für den sympathischen Herrn, wissen wir unseren Camper bewacht. Gleich gegenüber hatte es ein gemütlich wirkendes Café, welches neben der Nicaraguanischen Küche auch Belgische Waffeln auf der Menükarte aufführte. Für Lynn gab dies eine freudige Abwechslung in den Speiseplan, welcher in zwischen recht Mittelamerikanische Züge angenommen hat. Reis, schwarze Bohnen, Tortillas, Burritos, Quesadillas, Guacamole und natürlich Mama’s Pasta haben sich so als gängigste Vertreter in unsere Essgewohnheiten eingeschlichen - und natürlich tonnenweise tropische Früchte!

Granada entpuppte sich als wahres kulinarisches Eldorado. Unzählige Cafés und Restaurants, welche mit viel Liebe und Kreativität geführt werden prägen das Stadtbild. Es scheinen sich hier viele Ausländer - insbesondere Amerikaner und Europäer niedergelassen zu haben. So haftete Granada irgendwie auch ein internationales Flair an. Um die wenigen Touristen, welche es derzeit nach Nicaragua oder eben auch nach Granada verschlägt, wird heftig gebuhlt. Im Minutentakt mussten wir Strassenverkäfuer, welche uns selbstgemachte Töpferwaren, Hängematten oder irgendwelchen Kitsch verkauften wollten, abwimmeln. Genauso wie die Heerscharen von Anbietern, welche uns von einer Stadtrundfahrt mit der Kutsche oder einer Bootstour auf dem See überzeugen wollten. Daneben gab es auch viele Bettler - oft schwer gezeichnet vom Leben oder körperlichen Erkrankungen. Irgendwie hatte Granada neben der Schönheit der Stadt auch etwas Schweres. Wir blieben nicht allzu lange und setzten noch am gleichen Tag unsere Reise fort. Unser nächstes Ziel war Popoyo, ein bekannter Ort zum surfen an der Pazifikküste. Unsere Route führte uns zunächst über die Hauptstrasse Richtung Süden. Die letzten Kilometer fuhren wir über eine Schotterpiste bis zum Strand. Die Landschaft ist in der Trockenzeit, welche noch bis April dauert teilweise recht öde und im wahrsten Sinn des Wortes “staubtrocken”. Wir hinterliessen auf den ungeteerten Strassen eine riesige Staubwolke, welche Tier und Mensch, die uns auf der Strasse entgegenkamen, einhüllte. Wir haben es schon lange aufgegeben, unser Auto und den Camper staubfrei halten zu wollen - ein Ding der Unmöglichkeit. Insgesamt gab es auf allen Strassen wenig Autoverkehr. Dafür begegneten wir in regelmässigen Abständen Menschen, welche mit Pferd und Wagen unterwegs waren, Ochsenkarren, einer Herde Kühe, welche von einem “Cowboy” auf seinem Pferd vorwärtsgetrieben wurde, Schweine oder streunenden Hunden. Es fühlte sich teilweise wirklich an wie eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. So musste ungefähr vor 100 Jahren auf den Schweizer Strassen ausgesehen haben. Auch die Behausungen der Menschen waren oft sehr einfach und reichten von Blechhütten über Holzhütten bis zu einfachen Häusern aus solidem Mauerwerk.

Wir fanden bei Nando, einem Italiener, welcher ein einfaches Hostel aufgebaut hat, eine tolle Übernachtungsmöglichkeit in gemütlicher Atmosphäre. Für 10$/Nacht konnten wir unseren Camper auf seinem Vorplatz abstellen und hatten Zugang zu Strom und Internet. Die Gemeinschaftsküche hätten wir mitbenützen können. Wir durften das private Badezimmer von Nando mitbenutzen. Dieses teilte er zudem mit einem Freund aus Italien, welcher derzeit zu Besuch war. Die anderen Backpackers, welche ebenfalls da waren, teilten sich jeweils zwei Parteien ein Bad. Die Hängematten und Sitzecke luden zum verweilen ein und Nando war ein offener und geselliger Typ. Lynn freundete sich vom ersten Moment an mit der Hauskatze an und liebte es in der Hängematte zu liegen und Geschichten zu hören. Ein bis zweimal pro Tag kamen Händler aus der Umgebung vorbei und machten hupend auf sich aufmerksam. Sie verkauften Trinkwasser, Früchte, Gemüse oder Fleisch.  Wir fanden es toll, bei diesen fahrenden Einkaufsläden uns mit Frischwaren einzudecken.

Nando, ein eingefleischter Surfer schien es sich ziemlich gemütlich eingerichtet zu haben. Ein bis zweimal pro Tag ging er surfen und dazwischen kümmerte er sich um sein Hostel.

 

Wir blieben drei Nächte und wurden richtige Faulenzer: etwas Yoga, ein bisschen meditieren, am Strand spazieren gehen, im Internet surfen und ab und zu sich etwas im Meer abkühlen. Die Hitze war immer noch enorm und pendelte zwischen 37 Grad tagsüber und 25 Grad nachts. Viel mehr Aktivität ist bei solchen Temperaturen einfach nicht möglich. Am letzten Abend schafften wir es dann sogar noch ins Dorf zu gehen (Nando hat sein Hostel etwas ausserhalb von Popoyo) und bei einem der Strandrestaurants zu Abend zu essen.


5.-8. März 2019: Insel Ometepe

Am Morgen des 5. Märzes verliessen wir etwas wehmütig “Nando’s Place” und fuhren landeinwärts nach Rivas, einer kleinen Stadt am südlichen Ende des Lago di Cocibolca. Das Strassenbild bot eine bunte Mischung aus Fussgängern, Fahrradfahrern, Pferdewagen, dreirädrigen “Velotaxis”, Autos, Lastwagen, Ochsenkarren und uns. Einmal mehr waren wir weit und breit die einzigen Ausländer. Bei einem kleinen “Tante Emma” Laden kauften wir Garafones (20l Wasserkanister) und füllten unseren Frischwassertank auf. Danach fuhren wir zum Fährhafen von San Jorge. Dort buchten wir uns einen Platz für die nächste Fähre, welche uns zur Vulkaninsel Ometepe bringen soll. Wir hatten Glück, einen freien Platz für unser Auto zu ergattern. Bis wir auf der Fähre waren, war es etwas ein Procedere: Kaum beim Hafen parkiert, noch bevor wir aussteigen konnten, stand bereits ein “Helfer” an unserer Seite und bot uns penetrant seine Dienste an. Das heisst, er bleib einfach an unserer Seite und leitete uns durch den Dschungel von Schaltern und Gebühren. Es wäre auch ohne ihn gegangen. Zuerst mussten wir bei einem Schalter die Tickets für uns und den Camper bezahlen, dann ging es zu einem nächsten Schalter, wo wir eine Hafengebühr zu begleichen hatten. Danach durften wir zurück zu unserem Auto gehen und uns wurde das Eingangstor geöffnet. Danach wurden die Papiere und Tickets von einem Hafenwärter kontrolliert und schliesslich durften wir auf die Fähre, wo dann nochmals Papiere und Tickets von uns und dem Auto kontrolliert wurden. 

Die Fähre war ziemlich klein und bot für höchsten 10 Autos Platz. Es blies ein starker Wind und der See hatte einen ziemlichen Wellengang. Unser Auto war lediglich mit der Handbremse gesichert und die Rampe war nicht mal richtig hochgezogen. Wir hofften und vertrauten, dass die Fährmänner das im Griff haben und unser Auto nicht einen Vorwärtssalto in den See macht. Das hätte wirklich unseren Tag ruiniert. Aber zum Glück ging alles gut und wir sind nach einer fast eineinhalb stündigen Fahrt sicher auf der Insel Ometepe gelandet. 

Schon von weitem bot die Insel einen beeindruckenden Blick auf die beiden Vulkane, welche je eine kleine Insel zieren. Diese beiden Inseln sind durch eine schmale Landzunge verbunden und bilden dadurch mit ihrer Form einer Acht die Insel Ometepe.

Wir blieben drei Nächte auf Ometepe und fanden jeweils einen anderen Ort am See, wo wir die Nacht bei “wildem Campieren” verbrachten. Nonstop blies dieser Wind - tags wie nachts. Er bescherte uns wenigsten angenehm kühle Nächte. Er blies aber so stark, dass er meist zu stark war zum Kiten. Stephen musste ein paar “Windflauten” abwarten, um Kitesurfen zu können. Wir fuhren sozusagen in einer Acht um die ganze Insel und kamen dadurch auch an sehr abgelegenen Orten vorbei. Die Strasse bestand lediglich aus einer Schotterpiste. Für Lynn sind solche Fahrten immer eine Gelegenheit und gleichzeitig ein Höhepunkt, weil sie dann auf Daddy’s Schoss Autofahren darf. Inzwischen ist sie echt geschickt, sich durch die Unebenheiten der Strassen zu manövrieren und Löchern auszuweichen.

Wie ländlich die Insel ist, zeigte sich auch bei einer meiner Mediationssessions. Dem Wind trotzend, setzte ich mich am frühen Morgen an das Ufer des Sees. Es ging nicht lange, da kamen die erste streunenden Hunde vorbei, welche wissen wollten, was ich da tue. Ich übte mich in Achtsamkeit und blieb ruhig sitzen. Plötzlich hörte ich Hufegetrampel und zwei, drei Pferde zogen an mir vorbei um ihren Durst im See zu löschen. Als ich dann auch noch von einer Herde Kühe umzingelt war, packte ich meine Sachen und suchte das Weite.

Ometepe sollte die letzte Station unserer Reise durch Nicaragua sein. Am frühen Morgen des 8. Märzes brachen wir auf Richtung Grenze von Costa Rica.

Die Strecke von unserem Übernachtungsortes bis zum Fährhafen hatten wir jedoch unterschätzt und so erreichten wir den Hafen erst fünf Minuten vor Abfahrt der Fähre. Die Angestellten waren aber sehr unkompliziert, lösten uns schnell ein Ticket für uns, das Auto und die Hafengebühr und schon waren wir auf der Fähre. Das war echt super.

 

Zurück in Rivas gingen wir noch in einen Supermarkt, um unsere letzten Cordobas in etwas Essbares umzuwandeln. Das übriggebliebene Kleingeld gaben wir einem blinden und stark Körperbehinderten Bettler.


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