3. - 8.9.2018 Vancouver Island
Um Mitternacht kamen wir in Port Hardy auf Vancouver Island an. Wir fuhren lediglich bis zum nächsten Parkplatz und nahmen dort mit vielen anderen Camper eine Mütze voll Schlaf.
Wir sind manchmal unglaubliche Schlafmützen und waren einmal mehr die letzten, welchen den Parkplatz am nächsten Tag - einen sonnigen Morgen verliessen. Wir brauchten dringend frische Wäsche und somit stand das Projekt “Wäsche waschen” als erstes an. Dank App fanden wir im Null Komma Nichts den nächsten Wäschesalon - eine Baracke mit Waschmaschinen und Tumbler, platziert zwischen Bootszubehörverkaufsstelle, Autogaragen und heruntergekommenen bewohnten Wohnwagen. Ohne unsere App wären wir nie auf die Idee gekommen, dass an diesem heruntergekommen wirkenden Ort ein Waschsalon zu finden ist. Aber es funktionierte wunderbar.
Nach getaner Arbeit starteten wir unsere Entdeckungstour der Insel (mit einer Grösse von 500km auf 200km nicht viel kleiner als die Schweiz). Wir fuhren mit dem Auto spazieren und hielten, wo es uns gefiel. Langsam werden wir “kanadisiert”. Es ist hier leider nicht so einfach, zu Fuss die Gegend zu erkunden.
Vancouver Island hat es uns vom ersten Moment an angetan. Eine bergige, dicht bewaldete Insel mit schönen Buchten und vielen Seen. Die Wälder waren imposant, extrem vielseitig und manchmal auch erdrückend. An der wilden und feuchten Westküste konnten wir durch dichten Regenwald spazieren. Im Osten führte der Highway durch einen ganz besonderen Wald. Der Wald besteht aus Jahrhunderte alten “Red Cedar Trees” - manche waren 700 bis 800 Jahre alt. Durch diesen Wald zu gehen war beeindruckend und ging uns unter die Haut. Er wirkte mystisch, zauberhaft, andächtig. Kein Wunder war und ist dieser Wald den Indianern heilig. Sie sammeln hier noch heute ihre Heilpflanzen. Die Fotos von diesem Ort sind lediglich ein blasses Abbild von der Naturschönheit, welche sich uns dort bot.
Auf eine andere Art märchenhaft wirkten die Tannenwälder. Da konnten wir uns auf einmal konkret etwas darunter vorstellen, als die Gebrüder Grimm vom tiefen dunklen Wald sprachen, in welchen Hänsel und Gretel gebracht worden sind.
Unsere erste Nacht verbrachten wir im Nordosten der Insel auf einem gemütlichen Campingplatz am Alder Bay mit wunderschöner Aussicht aufs Meer und die benachbarte Insel. Ab und zu würden Delfine, Wale und Otter vorbei schwimmen, erzählte uns die Campingbesitzerin. Im gleichen Atemzug erwähnte sie so nebenbei, dass des öfteren auch Bären über den Campingplatz spazieren - auf der Suche nach Nahrung. Ich glaube, ich muss meine Beziehung zu den Bären langsam überdenken und mich etwas entspannen. Anyway, von all den erwähnten Tieren, zeigten sich während unserem Aufenthalt lediglich zwei, drei Delfine in der Ferne.
Am nächsten Tag nahmen wir rund 300km unter die Räder und querten die Insel von Ost nach West. Eine wunderschöne Strecke durch die Berge. Unser Ziel war Tofino - berühmt für seinen Long Beach und die guten Surfspots. Es war bereits Abend als wir die Westküste erreichten und wir hatten Mühe einen freien Campingplatz zu finden. Schlussendlich fanden wir - Allstays-App sei dank - einen tollen Campingplatz sehr abgelegen in Mussel Beach. Der Weg dorthin führte über eine rund 8km lange Schotterstrasse durch den Busch resp. Wald. Die Campinginhaberin war sehr sympathisch und erzählte viel über ihr abgeschiedenes Leben und den Campingplatz. Die nächsten Nachbarn sind 4km entfernt. Wenn der Camping geschlossen ist, lebt sie und ihr Mann alleine an diesem verlassenen Ort.
Die nächsten zwei Tage genossen wir das Strandleben und die Sonne am Long Beach. Stephen kam auf seine Kosten mit Kitesurfen und konnte zum ersten Mal im Pazifik kiten. Bei idealen Windbedingungen konnte er kilometerlang den Strand entlang fahren.
Leider waren die Wetterprognosen nicht besonders gut - es war Regen angesagt für die nächste ganze Woche. Nach dem heissen und trockenen Sommer, scheint nun der Herbst vorzeitig Einzug zu halten. Da wir nun schon seit Alaska in eher kühlem und des öfteren regnerischen Wetters unterwegs waren, zieht es uns Richtung Süden. Deshalb entschieden wir uns die Insel vorzeitig zu verlassen und einen kurzen Zwischenstopp in Vancouver zu machen, bevor wir die Grenze zu Amerika überqueren und dann Richtung Süden fahren.
8. - 9.9.2018 Vancouver
Die Überfahrt mit der Fähre nach Vancouver dauerte etwas 1.5 Std. Wir erreichten Vancouver in den Abendstunden. Zum Übernachten wählten wir einen Aussichtspunkt oberhalb von Vancouver und erhielten so einen wunderbaren Ausblick auf Vancouver by Night. Wir waren nicht die Einzigen, welche diesen Ausblick geniessen wollten und so war es bis spät in die Nacht ein ständiges Kommen und Gehen von Autos und mehr oder weniger lauten Insassen. Die Nacht verbrachten wir schlussendlich ungestört bis am nächsten Morgen kurz vor acht als jmd. heftig an unsere Tür klopfte. Ein angeblicher Ranger wies uns darauf hin, dass hier kein Overnight Parking erlaubt sei und wir innerhalb 30min verschwinden sollten, ansonsten würde er uns eine Busse erteilen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es weder ein Verbotsschild gab, noch war er wahrscheinlich überhaupt befugt, uns zu büssen. Da wir nun aber schon mal aufgestanden waren, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Leider regnete es immer noch ziemlich stark und wir hatten einfach keine Lust in diesem Regen die Stadt zu erkunden.
Das Wenige, was wir bei der Durchfahrt durch Vancouver gesehen haben, war sehr schön. Vancouver ist wunderschön gelegen - eingebettet zwischen Pazifik und den Bergen. Wir besuchten einzig das Museum of Vancouver, um etwas über die Stadtgeschichte zu erfahren. Während einer Führung erfuhren wir mehr über die Geschichte der First Nations aus dieser Gegend. Wir erfuhren viel über die aussergewöhnliche Handwerkskunst und wie die First Nations trotz rechtlichen Verboten, Wege gefunden haben, ihre Kultur und ihr Wissen zu bewahren. Der sogenannte Potlatch Ban verbot es den First Nations ihre Traditionen, Kultur, Sprache zu leben und auszudrücken. Die First Nations sollten christianisiert werden und die Kultur der Weissen übernehmen. Der Potlatch Ban wurde erst 1951 wieder aufgehoben. Heute gibt es zum Glück neben der Förderung der First Nations Kultur eine zunehmende Bewegung der Wiedergutmachung und Anerkennung, des Unrechts, welches geschehen war.
Wir erfuhren auch viel Interessantes und Tragisches über die Entwicklung der Stadt Vancouver. Insbesondere die Einflüsse des zweiten Weltkrieges. So wurden zum Beispiel nach dem Angriff auf Pearl Harbor alle an der Westküste lebenden japanisch stämmige Kanadier - auch wenn sie bereits seit Jahrzehnten in Kanada lebten oder dort geboren waren - aufgefordert ihre Häuser zu verlassen und wurden in Camps östlich der Rocky Mountains untergebracht oder sie mussten das Land verlassen. Dies wurde aus Sicherheitsgründen angeordnet. Erst ab 1949 durften sie wieder in die “geschützten Zonen” zurückkehren. Es ist unglaublich, welchen Effekt dieser Angriff auf Pearl Harbor gehabt hatte und wieviel Leid er verursacht hat. Das stimmte uns schon sehr nachdenklich.
Gegen Abend verliessen wir Vancouver und machten uns auf den Weg Richtung kanadisch-amerikanische Grenze.
Mami und André (Montag, 24 September 2018 19:24)
Unsere lieben Weltenbummler
Eine wahre Steigerung, die Bilder von Vancouver Island! Gewaltig!! ... und die Texte umrahmen die eindrücklichen Fotos. Lynns Freude beim Wellenreiten ist ihr wahrlich ins Gesicht geschrieben. All die Erlebnisse in dieser märchenhaften Natur sind Balsam für eure Seelen. Schade, dass ihr Vancouver nur bei Regen kurz streifen konntet. Da ihr jetzt Richtung Süden fährt, werdet ihr bestimmt mit viel Sonnenschein verwöhnt, um auch die amerikanischen Naturschönheiten erleben zu dürfen.
Herzliche Grüsse
Mami/ Grossmami/ Christine und André
Anita (Sonntag, 23 September 2018 19:21)
wow you three lucky ones! the pictures are breathtaking despite the rain of which I as spectator are not bothered about !
Minusch and I are having an easy glide into autumn - the fourth bird had to give its life for the cats game a couple of days ago. Just now he is dancing around the Macbook looking for 'mimitos'.
lots of love
Mum Anita Nona (MAN)