California (4.10.-14.11.2018)

Sunset on Long Beach, California
Sunset on Long Beach, California

5. - 9.10.2018 Long Beach, Los Angeles

 

 

Die nächsten drei Tage verbrachten wir am bekannten Long Beach bei Los Angeles. Stephen verbrachte viel Zeit auf dem Wasser beim Kiten. Er nahm spontan an einem Kite-Rennen teil, welches an diesem Wochenende am Long Beach stattfand. Es war eine lehrreiche und interessante Erfahrung. Stephen hat sich tapfer geschlagen.

Lynn und ich nahmen es gemütlich, spazierten am Strand entlang, verfolgten das Rennen mit dem Feldstecher und führten unsere eigene Sozialstudie durch. So beobachteten wir die Leute, welche auf der Strandpromenade zu Fuss, mit dem Velo, Trottinette oder Rollerblades unterwegs waren. Wir wollten wissen, viele von ihnen mit Musik und Kopfhörer unterwegs waren. Zu den "Kopfhörerträgern" zählten wir auch diejenigen, welcher mit ihrer Boombox ans Velo montiert lautstark durch die Gegend fuhren. Unser Resultat: 13 "Kopfhörerträger" vs. 16 ohne Kopfhörer (wobei anzumerken ist, dass diejenigen ohne Kopfhörer meist zu zweit unterwegs waren und diejenigen mit Kopfhörer, Sport betrieben). Diese Studie hält natürlichen den wissenschaftlichen Standards nicht stand und somit enthalte ich mich der Interpretationen unserer Beobachtungen ;-).

Bis jetzt, wirken die Leute in Californien auf uns am exzentrischsten und manchmal auch etwas "crazy": da war z.B.der Anwohner einer Quartierstrasse, wo wir unser Auto parkten, welcher sich überschwänglich für unser Auto begeisterte und dann Stephen zur Seite nahm, um ihm Marijuana zu schenken (er wisse ja aus eigener Erfahrung wie schwierig es unterwegs sei, sich Drogen zu beschaffen). Soviel Altruismus hätten wir nun doch nicht gebraucht. Das Marijuana landete umgehend im Abfalleimer. Wusstet ihr, dass "Kinderwagen" für Hunde gibt? Gibt es! Falls der Fido beim langen Spaziergang müde werden sollte oder sein "Nickerchen" machen möchte, ist es doch ganz praktisch - oder?!?

Sport scheint ein grosses Thema hier zu sein. Neben dem Kite-Wettbewerb fand an diesem Wochenende noch das Long Beach Marathon, sowie ein Schwimmwettkampf statt. Berührend waren die Zuschauer am Strassenrand während des Marathonlaufes. Unermüdlich, mit Plakaten ausgestattet, die Läufer mit Getränken und Essen versorgend, sowie ausgefallen gekleidet feuerten sie die Läufer an. Soviel und so ausdauernder Enthusiasmus bringen wohl nur die Amerikaner zustande.

Wir hatten das Glück Zeuge eines Raketenstartes zu sein. Wie uns - von unserem Drogendealer - erklärt wurde, haben die Amerikaner an diesem Wochenende einen Satelliten ins Weltall geschossen. Das war extrem beeindruckend am Nachthimmel zu beobachten - WOW!!!!

 

 


Disney Land

Entrance to Disney Land, Los Angeles, California
Entrance to Disney Land, Los Angeles, California

8.10.2018 Disneyland in Los Angeles

 

Lynn wünschte sich schon lange, mal ins Disneyland gehen zu dürfen. Diesen Wunsch wollten wir ihr gerne erfüllen. Bereits früh am Morgen standen wir auf und machten uns auf den Weg, wollten wir doch den ganzen Tag dort ausnutzen. Wir dachten an einem gewöhnlichen Montag wird es wohl nicht so viele Leute haben - weit gefehlt! Die Wartezeiten für die Bahnen dauerten jeweils mind. 20min und konnten bei den beliebtesten Attraktionen bis zu 2 Stunden dauern. Stephen und ich schluckten dreimal leer, stürzten uns dann in das Getummel und tauchten mit Lynn in die Märchenlandschaften der Walt Disney Produktionen ein. Da gab es das Schloss von Dornröschen, das Haus von Goofy, Jungelabenteuer, eine Dampfschifffahrt wie in alten Zeiten, das Haus von Tarzan, Pirates of the Caribian, Starwars und, und, und… Wir besuchten eine Gesangs- und Tanzshow mit verschiedenen Märchenfiguren, fuhren mit der Dampflokomotive durch den Park, schafften immerhin 6 verschiedene Bahnen resp. Attraktionen und sind dabei wahrscheinlich insgesamt ca. 4 Std. Schlange gestanden. Den Amerikanern scheint auch beim stundenlangen Schlange stehen der Enthusiasmus nicht abhanden zu kommen - wie machen die das nur. Beim Warten hatten wir auch Zeit etwas die Leute um uns herum zu beobachten. Wir staunten über riesige Armada an Kinderwagen und Rollstühlen. Klar, gehen viele Familien mit Kindern in den Park und da hat auch jeder seinen Kinderwagen dabei. Wir sahen aber 8-9jährige Kinder, welche herumgestossen wurden. Auf der anderen Seite gab es bereits unter 30jährige, welche sich einer der unzähligen mietbaren Rollstühle schnappten und sich damit durch den Park bewegten. Bei ihnen schien oft das Übergewicht ein Grund dafür gewesen zu sein. Es sind einfach Bilder, welche wir so noch nie gesehen haben und Irritation bei uns auslösten. 

 

Nichtsdestotrotz, Lynn hat es sehr gefallen. Nach 12 Std. verliessen wir gesättigt und erschöpft den Park. Eine letzte Runde mussten wir noch anstehen für den Shuttlebus, welcher uns zum Parkplatz zurückfuhr. 

 


Santa Monica bis Jalama Beach

Jalama Beach
Jalama Beach

9. - 13.10.2018 Santa Monica bis Jalama Beach

 

Von Los Angeles hatten wir erstmal die Nase voll - wobei wir noch nicht wirklich in das Herzen der Stadt vorgedrungen sind. Die vielen Reize und das aggressive Verkehrsverhalten trieb uns aus der Stadt. Wir werden Mitte November für unseren Flug auf Hawaii wieder zurück nach Los Angeles kommen und uns dann noch berühmt berüchtigte Orte wie Hollywood oder Beverly Hills zu Gemüte führen. 

So fuhren wir der Küste entlang Richtung Norden. Wir kamen an diesem Tag bis Santa Monica und verbrachten die Nacht auf einem Parkplatz in der Nähe des Strandes. Irgendeinem Police Officer schien das nicht zu gefallen. Er klassierte unser Fahrzeug als “Oversize” (zu hoch!?! - und dies unter freiem Himmel) und gab uns eine Parkbusse. 

Am nächsten Tag setzten wir unsere Fahrt fort und kamen beim Malibu Beach vorbei. Achtung an alle David Hasselhoff und Baywatch Fans - ja genau, dieser Malibu Beach! David Hasselhoff habe ich zwar nicht angetroffen, aber die Standhäuser der Lifeguards sahen genau so aus wie in der Serie. 

Nach einem ausgiebigen Frühstück und etwas Zeit am Strand fuhren wir weiter. Einen Zwischenstopp in einem Starbucks nutzten wir, um unser Bedürfnis nach einer Internetverbindung zu stillen und so mit der “Aussenwelt” auf der anderen Seite des Teiches kommunizieren zu können. Gegen Abend trafen wir in Santa Barbara ein und fanden ein einigermassen ruhiges Plätzchen zum schlafen. Mit Ausnahme eines Typen, welcher mitten in der Nacht mit dröhnendem Bass neben uns parkierte und von einer enervierten Amerikanerin, welche ebenfalls hier übernachtete, zum Teufel gejagt wurde, blieben wir unbehelligt. Am nächste Tag erkundeten wir etwas Santa Barbara. Santa Barbara scheint wohl deshalb ein beliebter Ort zu sein, weil vorgelagerte Inseln die grossen Wellen brechen und so einigermassen ruhige Badestrände vorhanden sind. Ansonsten ist die Pazifikküste sehr wild, mit steil abfallenden Küsten und vor allem für Surfer ein Paradies. Santa Barbara scheint vorwiegend aus Villen zu bestehen, welche entlang der Küste gebaut sind. Irgendwie war das auch nicht der Ort, wo wir uns wirklich wohl fühlten. 

Dank dem iOverlander App fanden wir Jalama Beach, ein wunderschöner Strand - gut 20km entfernt vom Highway. Es gab dort einzig ein Campingplatz, ansonsten war es dort wild und fern ab von Zivilisation - genau, das was wir brauchten. Wir genossen während drei Tagen die Ruhe und Schönheit des Ortes. Regelmässig schwammen Delfine an unserem Strand vorbei.

 

Auch an unseren exzentrischen, alte Hippie, drogenkonsumierenden Nachbar, welcher entweder laut mit sich selber oder seinem Hund sprach und ab und zu den halben Campingplatz mit seiner Musik beschallte, gewöhnten wir uns. Eigentlich ein lieber Kerl - wenn er nur mal nüchtern gewesen wäre. Er tat uns leid.

 


Oceano Dunes

13. - 18.10.2018 Oceano Dunes

 

Während ich diesen Beitrag schreibe, sitze ich auf einem angeschwemmten Baumstamm an einem langen, fast menschenleeren Strand. Einzig ein paar Fischer sind zu sehen. Vor mir ist das raue Meer mit einer starken Brandung, das Rauschen begleitet mich und die Sonne wärmt mir den Rücken. Lynn bevorzugt die Ruhe im Camper, um sich ihren Schularbeiten zu widmen. Im Moment gerade büffelt sie Französischvokabeln. Stephen kümmert sich um sie und führt den “Camperhaushalt”.

 

Doch nun zurück in die Vergangenheit, damit ich den Faden aufgreifen kann, wo ich ihn zuletzt liegen gelassen habe:

Nach dem Aufenthalt am Jalama Beach führte unser Weg uns auf dem Highway 1 Richtung Norden zu einem kilometerlangen Strand namens Ocean Dunes. Der Name kommt nicht von ungefähr, da sich Dünen weit ins Landesinnere erstrecken. Es ist offiziell erlaubt, mit dem Auto auf den Strand zu fahren und zu campieren. Dies wird auch rege benutzt. Da wir an einem Samstag dort ankamen, gab es ganze Karawanen von Campern, welche sich entlang des Strandes fortbewegten und ihre “Zelte” aufgeschlagen hatten, um das Wochenende hier zu verbringen. Wir fuhren ca. 25 min. dem Strand entlang bis ganz ans Ende der “Campingzone”. Dort waren wir ziemlich für uns und etwas abseits des Trubels. Das Highlight hier scheint zu sein, sich ein ATV (All Terrain Vehicle für die diesbezüglich ungebildeten LeserInnen unter uns :-)) zu mieten und damit durch die Dünen zu fahren. 

Wir verbrachten hier sechs Tage und waren somit zum ersten Mal etwas länger an einem Ort. Es tat uns allen gut, einfach in den Tag hineinzuleben und stationär zu sein. Wir verliessen einzig einmal den Strand, um Wasser und Lebensmittel zu organisieren. 

Bei einem Spaziergang durch die Dünen fiel uns der Abfall auf, welcher überall herumlag. Es sah nicht nach besonders viel aus aber nach einer Stunde hatten wir soviel zusammen, wie wir gerade selber tragen konnten. Es waren vor allem herumliegende Bierflaschen, Aludosen und Autoteile von den ATVs. Lynn war hochmotiviert und so starteten wir später noch eine zweite Sammelaktion. Dabei machten wir einen grusligen Fund. Zunächst sahen wir verstreute Knochen herumliegen. Beim näheren Hinschauen entdeckten wir dann zwei Wolldecken und ein Hundekissen, sowie Überbleibsel von Fell. Wir schlossen daraus, dass es sich um ein Skelett eines Hundes handeln musste und vermuteten, dass er hier verendet, womöglich ausgesetzt worden ist. Die Decken und den Korb nahmen wir zur Entsorgung mit und berichteten es beim Verlassen des Strandes einem Ranger.

 

Zurück in der Zivilisation standen wiedermal alltägliche Dinge an wie Wäsche waschen, der Gastank musste aufgefüllt, das Auto vom Salzwasser abgespritzt, Lebensmittel eingekauft, eine richtige Dusche gefunden werden. Der volle Service also. Danach planten wir unsere weitere Route - wobei planen etwas übertrieben ist. Wir sind immer noch so unterwegs, dass wir die grobe Himmelsrichtung kennen und uns dann vor Ort und durch Menschen inspirieren lassen, wohin wir genau gehen. Oft halten wir einfach dort, wo es uns gerade gefällt und nehmen unser Frühstück ein oder kochen etwas zum Mittag- oder Abendessen.


California 1 Highway

California 1 Highway
California 1 Highway

18. - 22.10.2018 California 1

 

Die California 1 ist der Highway, welcher sich während 1055km von Dana Point, etwas südlich von Los Angeles bis Leggett ca. 300km nördlich von San Francisco der Küste entlang schlängelt. Er führt Kurve um Kurve durch steilabfallende Küstengebiete, an unzähligen Buchten und Klippen vorbei, durch kleine, pittoreske Dörfer und hübsche Badeorte mit einem europäischen Flair. 

Der erste Teil dieser Strecke führte uns von den Oceano Dunes bis San Simeon, wo wir dank Google Maps eine kleine versteckte Ausbuchtung neben dem Hwy1 fanden, wo wir diskret parkieren und übernachten konnten. Der Strassenlärm hielt sich in nach 22Uhr in Grenzen und wir schliefen entspannt. 

Bei San Simeon gibt es ein Schloss, welches wir vom Hwy aus auf einem Hügelzug thronen sahen. Wir wollten dies am nächsten Morgen besichtigen. Mit grossen Lettern wurden wir auf diese Attraktion hingewiesen und nahmen die entsprechende Ausfahrt. Diese führte uns zu einem riesigen Parkplatz mit Visitor Centre und Bussen, welche uns nach oben führen sollten. Keine Chance auf eigene Tour das Schloss zu besichtigen. So machten rechtsumkehrt und fuhren mit einigen kurzen Zwischenstopps weiter bis Big Sur. Unterwegs gab es unzählige Aussichtspunkte mit grandioser Aussicht auf die Küste. Big Sur selber ist ein kleines Örtchen, schön in den Bergen gelegen. Wir rasteten dort für ein nachmittägliches Mittagessen und fuhren dann weiter bis Carmel. Dort verbanden wir das Einkaufen mit einer Übernachtung auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums und dem Zugang zu Internet. 

Der nächste Tag verbrachten wir in Monterey, dem Nachbarort. Dort gab es einen schönen Spaziergang entlang der Dünen. Stephen konnte zum ersten Mal seinen Gleitschirm auspacken und entlang der Dünen “soaren”. Er genoss es in vollen Zügen. 

Am Abend stand dann das Projekt “duschen” an. Da wir seit unserer Wiedereinreise in die USA v.a. wild campieren, sind so selbstverständliche Dinge wie Duschen nicht immer einfach. Oft muss eine “Katzenwäsche” genügen oder wenn wir genug Wasser haben auch mal eine Dusche im Camper. Nun war wieder mal der Moment gekommen, an welchem unser Bedürfnis nach einer heissen Dusche überhand nahm. Im Hafen von Monterey fanden wir warme Duschen. Es war bereits Abend als wir dort ankamen und ein Herr vom Reinigungsdienst war gerade dabei, die Duschen zu reinigen und abzuschliessen. Dank seines Mitgefühls liess er uns ausnahmsweise doch noch rein. Unsere Dankbarkeit ihm gegenüber war immens! Grundsätzlich ist es aber erstaunlich mit wie wenig Wasser wir auskommen - ohne unsere Hygienestandards zu arg zu strapazieren.

Nach Monterey fuhren wir bis Santa Cruz - mit einem Zwischenstopp in Capitola, ein wirklich “härziger” Badeort. Die Bucht ist so gelegen, dass der Wellengang gemässigt ist und das Baden erlaubt - was sonst üblicherweise nicht möglich ist. Die Temperaturen waren uns aber zu frisch, um uns wirklich ins Meer zu wagen. Das Wetter ist derzeit durchgehend schön bei meist ca. 25°Celsius. Oft geht aber ein kühler Wind.

In Santa Cruz gibt es ein bekannter und beliebter “Boardwalk” - ein Vergnügungspark am Meer. Lynn kam nochmals auf ihre Kosten und vergnügte sich auf den unzähligen Bahnen, Karussells, Geisterbahnen etc. Diesmal ohne anstehen zu müssen!

Es begann schon ein zu dunkeln, als wir nach einem geeigneten Schlafplatz Ausschau hielten. iOverlander schlug uns einen schönen Platz mit Aussicht neben dem Hwy 1 vor - empfahl jedoch 4x4 um dorthin zu gelangen. Da hat Stephen Blut gerochen… Mein Blut dagegen begann eher zu gefrieren. Als wir bei besagtem Punkt angelangten und von der Strasse abzweigten, hielt Stephen erstmals an und erforschte die Strasse zu Fuss. Als er zurückkam und uns aufforderte auszusteigen, weil es doch recht “bumpy” werden könnte, ahnte ich nichts Gutes. Obwohl es nur ein kurzes Wegstück war, erinnerte es eher an eine Buckelpiste aus den 90er Jahren als an eine Strasse. Unbeschadet schaffte Stephen die Strecke und wir fanden den verheissenen Aussichtsplatz - auch wenn wir von der Aussicht noch nichts sehen konnten. Erst das Tageslicht am nächsten Morgen gab die gesamte Pracht preis. Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg zurück auf den Hwy 1. Diesmal ging es nicht ganz so reibungslos. Der Böschungswinkel stellte sich als zu gross aus und wir schlugen ziemlich deftig unsere Stossstange an, so dass sich diese verbog und Schrauben abbrachen. Es war zum Glück kein grosser Schaden und nichts, was wir nicht selber wieder reparieren können.

Den Tag verbrachten wir auf der Strasse und fuhren gemütlich der Küste entlang. Immer wieder hielten wir an und machten an schönen Buchten eine Verpflegungs- oder Photopause. Gegen Abend erreichten wir schlussendlich San Francisco. Der Zeitpunkt war nicht ideal getroffen. Es begann bereits ein zu dunkeln und wir kamen mitten in den Feierabendverkehr - wahrlich kein Vergnügen sich durch den überquellenden vierspurigen, sich zäh dahinfliessenden Verkehr zu bewegen und dabei nicht die Abzweigung zu verpassen. Und wehe, wenn wir andere wegen unsere mangelnden Ortskenntnisse behinderten. Dann gab es ein Hupkonzert - ganz für uns allein! Stephen hat es mit Bravour gemeistert! Ich war dankbar, nicht fahren zu müssen.

 

Wir haben die ganze Stadt durchquert und schlussendlich in der Nähe der Golden Gate Bridge einen “Geheimparkplatz” unter den Campern auf einem grossen Parkplatz in einer Wohnsiedlung gefunden. 


San Francisco

Golden Gate Bridge, San Francisco
Golden Gate Bridge, San Francisco

22. - 25.10.2018 San Francisco

 

Nach unserer ersten Nacht in San Francisco sind wir früh aufgestanden und nach Crissy Field,  einem Strand bei der Golden Gate Bridge gefahren. Wow - diese berühmte und bereits auf vielen Bildern gesehene Brücke wahrhaftig vor einem zu sehen, war beeindruckend! In derselben Bucht liegt auch die berühmte Gefängnisinsel Alcatraz. 

Wir verbrachten den ganzen Tag an diesem Strand. Das Baden ist wegen des kalten Wassers und der starken Gezeitenströme nicht zu empfehlen. Es hatte zwar einzelne wirklich gute Schwimmer, welche im Neopren entlang des Ufers schwammen. Im Verlauf des Nachmittags kam etwas Wind auf und nachdem Stephen sich mit den Wasser- und Windgegebenheiten bekannt gemacht hatte, machte er sich bereit für eine Kitesession vor der Golden Gate Bridge. Um 16h kamen dann auch die Lokalmatadoren, welche sich auf eine Feierabendsession trafen. Es war wegen der böigen Winde und der starken Strömung keine einfache Sache. Eigentlich war es eine Fahrt auf einem fließenden Gewässer. Anscheinend gehört es hier zum Alltag, dass Kiter aus den kalten Fluten gerettet werden müssen. Stephen stellte sich den Herausforderungen und kam auch gut wieder ans Ufer. Eine entspannte Fahrt war es jedoch nicht. 

Im Anschluss machten wir einen kleinen Spaziergang zu einem nahe gelegenen Sportgeschäft. Wir hofften dieses und jenes zu finden und vielleicht für Lynn sogar einen neuen Schulrucksack. Wir hatten ihr versprochen, dass sie sich in San Francisco einen neuen Rucksack aussuchen darf. Und den hat sie tatsächlich gefunden. Nun ist Lynn ausgerüstet für ihre Rückkehr in die Schule im April 2019.

Nach dem Abendessen am Strand fuhren wir zurück zu unserem “Geheimparkplatz” und verbrachten dort eine weitere Nacht. Früh am nächsten Morgen - d.h. um 7h - kehrten wir zum  Strand bei Crissy Field zurück. Nach dem Frühstück liessen wir das Auto stehen und machten uns  zu Fuss auf den Weg für eine Sightseeing Tour durch San Francisco. Den ganzen Tag waren wir unterwegs und haben etliche Kilometer zurückgelegt. Die Stadt hat uns sehr gefallen und war ganz besonders gelegen auf einer sehr hügligen Landschaft. Die Strassen sind extrem steil und wenn man oben angekommen ist, bietet sich wunderbare Ausblicke über die Stadt. San Francisco erschien uns auch übersichtlicher und wirkte ländlicher. Es hat keine besonders grosse Skyline, dafür viele schmucke Häuser und niedrige Häuserreiher nur wenige Stockwerke hoch. Während unserem Spaziergang durch die Stadt ist uns aufgefallen wie sehr sich die Atmosphäre oder der Charakter der Stadt von einer Strasse zur nächsten ändern kann. Da gab es z.B. die reichen Viertel, wo eine 3 Zimmerwohnung (2 bedroom) 2.7 Mio. Dollar kostet und plötzlich waren wir in Chinatown. Die Geschäfte sind in chinesischen Lettern angeschrieben, in den Schulen sahen wir ausschliesslich asiatische Kinder, es gab spezielle “chinese health care centers”, etc. Das schien uns gelebte Rassentrennung. Die Frage bleibt, wie sehr dies selbst gewählt ist und weshalb sich die Asiaten so schlecht in die amerikanische Gesellschaft integriert haben, obwohl sie seit Generationen hier leben. 

Und dann gab es wieder Strassenzüge, in welchen sich besonders viele Obdachlose aufhielten, es schmutzig war und nach Urin roch. Auffallend ist auch, wieviele ältere Menschen im Rentenalter obdachlos sind, betteln und Essbares im Müll suchen. Auf uns machte es den Eindruck, als ob hier Parallelwelten bestehen und man einfach aneinander vorbei lebt, ohne die anderen Welten wirklich wahrzunehmen. Mir ist bewusst, dass es dies in der Schweiz auch gibt. Hier scheint es irgendwie extremer zu sein. Oder vielleicht sind wir gegenübender der Zustände in der Schweiz einfach betriebsblind.

Wir sind erst  beim Eindunkeln zu unserem Camper zurückgekehrt, haben noch etwas gekocht und sind dann ein weiteres Mal zu unserem Parkplatz gefahren. Ein gemütlicher Ort ist es wahrlich nicht, aber sicher. Und in einer Grossstadt wie San Francisco kann man nicht allzu wählerisch sein. 

 

Am Morgen darauf fuhren wir zur Nachbarbucht, dem Baker Beach und konnten die Golden Gate Bridge noch von der anderen Seite bewundern. Nach dem - wie gewöhnlich - späten Frühstück und nachdem Lynn ihre Schularbeiten erledigt hatte, machten wir uns auf den Weg um die Golden Gate Bridge zu überqueren. Das war gewaltig! Danach ging es zurück auf den Hwy 1 Richtung Norden. Von Einheimischen wurden wir auf die berühmten Redwoods ca. 300km nördlich von San Francisco aufmerksam gemacht. Dort befinden sich mitunter  die ältesten und grössten Bäume der Welt. Das wollten wir uns unbedingt ansehen.


North of San Francisco on HWY 1

Inverness, California
Inverness, California

25. - 28.10.2018 California 1 Fortsetzung

 

Es war bereits späterer Nachmittag als wir die Golden Gate Bridge überquert hatten. Es blieben uns ungefähr noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang. Wir wollten diese Zeit nutzen um möglichst weit nördlich zu kommen - ohne genau zu wissen, wo wir schlussendlich halten und übernachten werden. Es war einmal mehr eine schöne Fahrt. Der Weg schlängelte sich der Küste entlang, die sich dort als ziemlich bergig entpuppte und ein tolles Wandergebiet beim Mount Tamalpais gewesen wäre. Wir fuhren vorbei an einem Hausbootquartier, hatten einen spektakulären Ausblick auf den bei Surfern beliebten Stinston Beach bei Sonnenuntergang und konnten das letzte Tageslicht einfangen als wir durch ein Gebiet mit Lagunen fuhren - wunderschön. Es stellte sich diesmal als nicht so ganz einfach heraus, einen Übernachtungsplatz zu finden. Schlussendlich campierten wir in der Nähe von Inverness am Strassenrand, etwas versteckt unter Bäumen neben einer Lagune. Man liess uns zum Glück in Ruhe. Früh standen wir am nächsten Morgen auf und fuhren erst mal ein kleines Stück, um einen Platz zu finden, wo wir gemütlich frühstücken können. Diesen fanden wir bei Inverness, einem kleinen verschlafenen Nest an einem See. Ein paar zweckmässig zurechtgeschnittene Holzstücke boten uns sogar Sitzmöglichkeiten und einen kleinen Tisch. Neben uns konnten wir einem Maulwurf beim wühlen und frühstücken zusehen. Lynn war ganz entzückt. Die Landschaft war in ein sanftes, goldenes Morgenlicht getaucht. 

Unser übliches zweites Frühstück besteht meist aus Porrigde, Brot oder Toast mit allem, was unser Kühlschrank gerade so bietet (Käse, Avocado, Tomaten, Gurken, Honig, Peanutbutter, Marmelade), selbst gemachtem Smoothie, Tee, Schoggimilch. Das erste Frühstück besteht aus einer Tasse heissen Kaffee, welchen Stephen und ich meist noch im Bett trinken oder während der Autofahrt und immer öfters auch draussen in der Natur (seit wir Schlafmützen am morgen etwas besser aufstehen mögen). Diese “Coffee Time” ist jeweils ein Highlight des Tages. Wir geniessen, die Frische des Morgens, die jeden Tag anders aussehende Landschaft, die Stille und einfach das Sein. Lynn schläft in diesen Momenten noch und so haben wir etwas Zeit für uns.

Nach unserem üblichen Morgenritual, haben wir unsere Sachen wieder zusammengepackt und haben die nächsten paar Kilometer zu unserem Ziel - Punto Reyes - unter die Räder genommen. Dieser Ort wurde uns von einem Kiter in San Francisco empfohlen. Punto Reyes ist eine Art Halbinsel, abseits des Hwy 1 in einer sehr abgelegenen Gegend. Die Wildheit der Natur und der Strände hat uns einmal mehr beeindruckt. Wir verbrachten einige Zeit am North Beach - wo mein letzter Eintrag entstanden ist - und erkundeten danach mit dem Auto noch etwas die Gegend. Dabei machten wir auch eine traurige Entdeckung. Verstreut in dieser Gegend lagen Ranches, welche ausschliesslich Viehbetrieb führten. Was uns das Herz abwürgte, war die Haltung der Kälber. Während die ausgewachsenen Kühe sich auf grossen Weideflächen frei bewegen konnten, waren die Kälber eingepfercht. Jedes einzelne Kalb hatte eine winzig kleine Plastikhütte und davor ein ebenso winzig kleines eingehegtes Plätzchen, wo es sich draussen aufhalten kann. Die Kälber hatten so nicht mal die Möglichkeit miteinander in Kontakt zu treten. Lynn brach in Tränen aus als sie das sah und wollte zum Farmer gehen, um ihm zu sagen, wie unrecht er diesen Tieren tat. Wir waren leider zu feige, um sie in diesem Vorhaben zu unterstützen. Dies war jedoch der Moment, wo Lynn beschloss, Vegetarierin zu werden.

Zurück auf dem Hwy 1 fuhren wir ca. weitere 150km bis Gualala. Unterwegs fuhren wir durch viele kleine, schmucke Dörfer und vorbei an Villen mit Ausblick auf das Meer. Zum Teil waren diese Villen direkt auf der Klippe gebaut, kaum zwei Meter vom Abgrund entfernt. Da kann man nur hoffen, dass sich die Klippe nicht irgendwann entscheidet abzubrechen und ins Meer zu fallen. 

In Gualala fanden wir eine tolle Übernachtungsmöglichkeit. Wir mussten dafür vom Hwy abzweigen und ca. 10min inland durch einen Wald fahren. Das Ziel war ein Fluss, bei welchem man übernachten kann - vorausgesetzt man hat 4x4. Es war bereits dunkel als wir dort ankamen. Alternativ hätte wir auch im Wald übernachten können. Aber diese Dunkelheit, die riesigen und dichten Bäume, liessen das Ganze etwas unheimlich erscheinen. Also entschieden wir uns für die Übernachtung am Fluss und nahmen dafür den etwas halsbrecherisch wirkende Weg zum Fluss in Kauf. Er war sehr steil und uneben. Problemlos sind wir unten angekommen, haben uns ein Plätzchen gesucht und erstmal etwas zum Abendessen gekocht. Womit wir nicht gerechnet haben, war, dass es irgendwelche Pistenrowdies gibt, welche es lustig finden mitten in der Nacht den Wald und das Flussbett als Motocrosspiste zu missbrauchen und sich laut schreiend kund zu tun. Wir versuchten ihnen so gut es geht auszuweichen, indem wir ein versteckteres Plätzchen suchten, damit sie uns nicht mehr um die Nase fuhren. Irgendwann war auch den Rowdies die Lust nach Action vergangen und es wurde still - einzig das Plätschern des Flusses war zu hören. 

Am nächsten Morgen weckte uns einmal mehr die Sonne und wir konnten erst entdecken, wie schön es hier eigentlich ist. Wir blieben bis in den frühen Nachmittag und vergnügten uns am Fluss beim Baden und Frisbee spielen und genossen einfach dieses schöne Fleckchen Erde. Als es Zeit war weiterzuziehen, erforschten wir erstmal ob es noch einen anderen Weg zurück zur Strasse gab. Die gab es zwar, entpuppte sich aber nicht unbedingt als die einfachere Route. So nahmen wir den gleichen Weg zurück, was auch reibungslos ging. Bei unserer Erforschungstour sahen wir auch, wie sehr der Wald durch diese Rowdies zerfahren ist. An einer Stelle hatte es wohl jemand übertrieben. Wir fanden fort ein Auto in Seitenlage, welches nun schon seit einiger Zeit vor sich hinzu rotten scheint. Es machte nicht den Eindruck, als ob sich jemand darum kümmern wollte. 

Wenn ich grad schon bei diesem Thema bin: es ist auffallend, wieviele alte Autos und landwirtschaftliche Geräte in Vorgärten oder irgendwo auf einem Landstück vergammeln. Betreffend Autoentsorgung stecken die Amerikaner echt noch in den Kinderschuhen.

Zurück auf dem Hwy 1 ging es weiter Richtung Norden. Da der Tag bereits sehr fortgeschritten war, kamen wir nicht mehr weit. Das ist auch gut so. Wir geniessen es, langsamer unterwegs zu sein und einfach dort länger verweilen zu können, wo es uns gerade gefällt. Die ersten beiden Monate waren gehetzter und anstrengender, weil uns die grosse Strecke und die fortschreitende Jahreszeit stärker einen Rhythmus aufdrängte. Ich glaube diese äusserliche Verlangsamung geht auch mit unserer innerer Verlangsamung und zunehmender Entspannung einher - unklar, was zuerst war, das Huhn oder das Ei.

Unterwegs hatten wir noch eine kleine Rettungsaktion. Auf dem Hwy fanden wir einen jungen Adler sitzen, welcher offensichtlich angefahren und noch im Schockzustand war. Mit uns hielten zum Glück auch gleich ein paar andere Autos und darunter war jemand, welcher sich recht gut mit Wildtieren auskannte und sich des jungen Adlers annahm, um ihn zum Tierarzt zu bringen.

 

Etwas nördlich von Mendocino - einem wirklich sehenswürdigen Städtchen - fanden wir auf einer Klippe neben dem Hwy ein Ort zum Übernachten mit atemberaubender Aussicht. Das Tosen des Meeres übertönte dabei den Strassenlärm. Wir schliefen dennoch herrlich. Dies war unsere letzte Nacht entlang des Hwy 1. Bei Leggett endet der Hwy und gleichzeitig beginnt die Strecke, wo die Giganten unter den Bäumen anzutreffen sind. Aber dies ist ein anderes Kapitel und gehört an eine andere Stelle.


Giants of California

Chandelier Drive-Thru Tree, Leggert, California
Chandelier Drive-Thru Tree, Leggert, California

28. - 29.10.2018 Die Giganten von Redwoods

 

Bei Leggett bekamen wir einen ersten Eindruck wie gross und alt hier die Bäume werden können, denn hier steht der bekannte Drive-Thru Tree. Es ist ein 2400 Jahre alter Coast Redwood Baum (Sequoia Sempervirens), welcher, verursacht durch einen Brand, einen für diese Bäume typischen Spalt am Fusse des Baumes gebildet hat. Mit etwas menschlicher Nachhilfe ist dieser Spalt so gross, dass ein normaler PW hindurch passt. Daraus wurde eine Attraktion gemacht inklusive Eintrittsgebühr, Visitorcenter und Souvenirshop. Wir wollten uns den Baum dennoch ansehen. Mit einer Höhe von 96m war der Baum gigantisch und enorm beeindruckend. Es war gar nicht so einfach ihn auf ein Bild zu bringen.

Danach fuhren wir weiter, auf der Suche nach einem Wald, welcher ausschliesslich aus solch grossen Bäumen besteht. Einige Kilometer weiter im Richardson Grove State Park bei Garberville meinten wir diesen Wald gefunden zu haben. Ein Baum grösser als der andere standen majestätisch da. Im dortigen Visitorcenter wollten wir uns etwas mehr über die Bäume erkunden. Ein sehr netter und hilfsbereiter Ranger erklärte uns einiges über die Bäume und machte sogar eine kleine Führung mit uns durch den Wald und zeigte uns mit Stolz den 9. grössten Baum der Wälder hier. Dabei erfuhren wir auch, dass wir hier lediglich in einem kleinen Waldstück sind und etwas weiter die Strasse entlang - im Humboldt Redwoods State Park - die ca. 50km lange “Avenue of the Giants” beginnen würde. Eine Strasse, welche mitten durch den Wald führt und überall Gelegenheit für Stopps und kleine Spaziergänge in den Wald bietet. Er berichtete auch, dass in diesen Wäldern nur noch 4% der ursprünglichen und bis zu 2500 Jahre alten Bäume stehen. Alle anderen Bäume seien wiederaufgeforstet worden und deutlich jünger. Durch idealere Wachstumsbedingungen, würden die neuen Bäume jedoch viel schneller wachsen als die alten. Die Gier nach Bauholz habe dazu geführt, dass der Baumbestand derart reduziert worden sei. Früher hätten entlang eines grossen Teils der kalifornischen Küsten solch alte Wälder gestanden. Da dieses Holz nur sehr schwer brennbar sei, sei es ideal für den Häuserbau - insbesondere nach dem Grossbrand in San Francisco 1906 hätten viele ihre Häuser aus dem Holz der Coast Redwoods bauen lassen wollen. Heute gibt es diesen uralten Wald nur noch in sehr kleinen Gebieten, u.a. im Humboldt Redwoods State Park.

 

Nach einem anschliessenden halbstündigen Rundgang durch den Park, machten wir uns auf den Weg zu der “Avenue of the Giants”. Das war eine beeindruckende Fahrt. Die “Avenue of the Giants” schlängelte sich eng gesäumt von den Bäumen durch den Wald. Immer wieder hielten wir an, um die Bäume näher bestaunen zu können. Gefühle von Ehrfurcht und Staunen übermannten uns, es war ein Gefühl wie beim Betreten einer riesigen Kathedrale. Betörend war auch der Duft der Bäume - ein herber, frischer Geruch. Der Tag begann sich bereits dem Ende entgegen zu neigen als wir uns noch den höchsten Baum der Welt anschauen wollten. An besagter Stelle mussten wir ein kleines Wegstück durch den Wald gehen - und dann stand er da. Majestätisch, erhaben, eine Ruhe ausstrahlend. Ich hätte mich am liebsten hingekniet, so überwältigend war der Anblick des Baumes. Er ist 115,6m hoch, hat einen Durchmesser von über 8m, einen Umfang von ca.  25m und ist über 2000 Jahre alt. Wir nützen noch das letzte Tageslicht aus, um einen ausgeschilderten Trail abzulaufen, vorbei an weiteren Giganten, welche oft nicht sehr viel kleiner wirkten. Reich gefüllt an Eindrücken und beeindruckt von der Schönheit des Waldes gingen wir zurück zum Auto und machten uns auf den Weg, um einen Platz für die Nacht zu finden. Wir fuhren noch ein kleines Stück nördlich und übernachteten auf einer kleinen vorgelagerten Insel namens Samoa. So romantisch wie es tönt, es war nichts besonderes, sondern nicht viel mehr als eine grosse Sandbank mit Dünen, welche von der Navy und wie auch für die Industrie benutzt wird. Dies sollte vorerst unsere letzte Nacht am Pazifik sein für die nächsten zwei bis drei Wochen. Denn nun geht es ins Inland und zurück in den Süden, nach Los Angeles.


Shasta Lake & Lassen Volcanic National Park

View down from the trial to Lassen Peak
View down from the trial to Lassen Peak

29. - 30.10.2018 Shasta Lake & Lassen Volcanic National Park

 

Für die nächsten Etappenziele haben wir uns inspirieren lassen von Tipps von Einheimischen - insbesondere Bowen, dem Kiter aus San Francisco.

Etwas nördlich von der Samoa Insel zweigten wir auf die 299 ab, welche uns in die Berge und bis zum Shasta Lake führte. Wir fuhren durch Berge und Täler, entlang von Flüssen, vorbei an herbstlich bunt gefärbten Wäldern, durch kleine Dörfer mit exotischen Namen wie “Burnt Ranch”. Es war eine wirklich schöne Fahrt. Erst gegen Abend kamen wir beim Shasta Lake an. 

 

Der Shasta Lake scheint ein Wasserreservoir zu sein. Er ist von tiefem Blau und streckt seine vielen Arme in alle Himmelsrichtungen aus. Das Wasser selber ist leider kaum zugänglich und bietet auch keine Strände zum verweilen oder zum baden. Es gibt lediglich einige Bootsanlegestellen. So verweilten wir nicht lange dort, sondern fuhren bald weiter Richtung Tahoe Lake weiter östlich.

 

Unser Weg zum Tahoe Lake führte uns durch den Lassen Volcanic National Park. Wie der Name bereits vermuten lässt, befindet er sich in vulkanischen Gebiet, wobei es jedoch keine aktiven Vulkane mehr gibt. Einzig einige heisse Quellen und der Geruch nach Sulfat erinnern noch daran. 

Unsere knurrenden Mägen verlangten nach einem ersten Zwischenstopp kurz nach dem Betreten des Parkes. Wir fanden an einem kleinen See ein schönes Plätzchen, welches zum Verweilen einlud. Es war auch bereits früher Nachmittag. Danach setzten wir unsere Fahrt fort und etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang, d.h. ca 16:30h kamen wir an einem der höchsten Punkte des Parks auf 2500müM vorbei. Von dort aus kann man in einer gut 2stündigen Wanderung den Lassen Peak besteigen. Stephen wollte die Gelegenheit nutzen für einen Hike and Fly. Da es zeitlich nicht mehr für die Gipfelbesteigung reicht, beschloss er etwas unterhalb des Gipfels zu starten. Lynn und ich wollten die Zeit nutzen, um einen Kürbis für Halloween zu schnitzen. Lynn ist seit längerem im Halloween Fieber und hat bereits einiges an Dekomaterial hergestellt. Aus Wollfäden machte sie ein Spinnennetz und aus Klopapierrollen schnitt sie Spinnen und Kürbisse aus und bemalte sie.

Mit Stephen waren wir über Funk in Kontakt. Wir hatten die Kinderfunkgeräte von Lynn mit auf die Reise genommen und die taten nun ihren vollen Dienst. Stephen informierte uns wo er war und wann er starten würde. Bei uns unten und beim Startpunkt sah alles gut aus und so hob Stephen ab. Wir sahen sofort, dass kein gemütlicher Abendflug werden wird. Der Schirm von Stephen sah mehr aus wie ein Taschentuch im Wind. Er muss in irgendeinen Windrotor gekommen sein. Dank seines hohen fliegerischen Könnens schaffte er es dennoch den Gleitschirm zu landen und heil unten anzukommen. Gott sei Dank!

 

Inzwischen war es bereits am Eindunkeln. Wir verliessen den Nationalpark, da es nicht erlaubt ist innerhalb der Nationalparks wild zu campieren. Um diese Jahreszeit sind sowieso viele der Campingplätze bereits geschlossen. Nach etwa 45min. fanden wir ein gemütliches Plätzchen an einem See etwas abseits des Highways.


Halloween in Tahoe City

31.10. - 1.11.2018 Halloween in Tahoe City

 

Heute ist Halloween! Lynn fieberte seit langem auf diesen Tag hin, obwohl sie bisher keine eigenen Erfahrungen mit dieser Tradition gemacht hat und nicht so genau wusste, wie das eigentlich abläuft. Wir konnten ihr leider auch nicht gross weiterhelfen. So begann Lynn auf ihre eigene Art, diesen Tag zu zelebrieren. Dies startete bereits am Morgen. Während Stephen und ich unseren Kaffee am See unten tranken, traf Lynn irgendwelche Vorbereitungen, von welchen wir nichts wissen durften. Nach etwa einer Stunde rief sie uns. Wir fanden einen verschlossenen Camper an und öffneten die Tür vorsichtig. Innen war es dunkel, die Blenden verschlossen und Lynn war nirgends zu sehen. Einzig der ausgehöhlte Kürbis leuchtete gespenstig und der Camper war dekoriert mit Spinnen, Kürbissen und Wollfäden, welche als Spinnennetz herhalten mussten. Da sprang Lynn, schwarz gekleidet und schwarz geschminkt (mein Schminkstift musste herhalten) hinter dem Duschvorhang hervor und erschreckte uns. Zudem spielte sie über den Lautsprecher, welchen sie im Kürbis versteckt hatte, selber aufgenommene, gruslige Geräusche ab. Das war echt der Hammer - wow, bravo Lynn!

Nach dem anschliessenden Frühstück sind wir weitergefahren. Unser Ziel war Tahoe City am Tahoe Lake. Unterwegs fuhren wir durch sehr ländliches Gebiet mit Dörfern, in welchen die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Auch waren die Halloween Dekorationen in den Gärten und an Gebäuden ausgefallener oder schienen mehr Wichtigkeit zu haben.

Im Verlauf des Nachmittages kamen wir in Tahoe City an - ein wirklich “härziges” kleines Städtchen wunderschön gelegen am See. Es ist sowohl im Sommer zum Baden wie auch im Winter zum Skifahren beliebt. Obwohl es auf 1900 müM lag, waren die Temperaturen immer noch angenehm mild. Nachts sanken die Temperaturen zwar gegen null Grad, aber tagsüber wurde es wieder schön warm. Wir parkten unser Auto beim See und blieben dort auch für eine Nacht. Im Visitorcenter erkundeten wir uns nach Aktivitäten im Zusammenhang mit Halloween. Lynn wollte unbedingt Halloween erleben. Wir erfuhren, dass sich gross und klein am spätere Nachmittag im Stadtzentrum traf und dann verkleidet von Geschäft zu Geschäft geht und mit der Frage “trick or treats” nach Süssigkeiten fragt. Wir hatten zwar kein Kostüm für eine Verkleidung. Aber mit Hilfe meines Schminkstifts, einem Tatoo auf der Wange und etwas künstlichem Spinnennetz und Plastikspinne im Haar konnte sich Lynn gut unter die grusligen Gestalten mischen. Und da sahen wir allerhand lustige Gestalten vom Kleinkind als Cinderella bis zum 70jährigen Batman gab es alles. Es war ein lustiges Volksfest. Die Kinder stürmten alleine oder in Kleingruppen von Geschäft zu Geschäft, ganze Familien im Einheitstenue, z.B. als die Incredibles waren unterwegs, man traf sich, hielt einen Schwatz und nach dem Eindunkeln ging es wohl in den Bars weiter. Es dauerte nicht lange bis auch Lynn das Fieber gepackt hat und sie von einem Geschäft zum anderen ging und mit “tricks or treats” ihre Tasche mit Süssigkeiten füllten. Die VerkäuferInnen standen bereits mit Unmengen an Süssigkeiten bereit, welche sie den Kindern verteilten und schienen mindestens genau so viel Freude zu haben. Bei manch einem weckte es wohl die Erinnerung an die eigene Kindheit.

Den nächsten Tag verbrachten wir gemütlich am See. Den Morgen startete ich nach unserem morgendlichen Kaffeeritual mit Yoga - ach wie wohltuend. Schade schaffe ich mir nicht mehr solche Auszeiten. Lynn erledigte einiges an Schularbeiten und dank freiem Internetzugang - was echt selten vorkommt hier in den Staaten - konnten wir auch einiges Administratives erledigen und unsere Lieben auf der anderen Seite des Atlantiks kontaktieren. Das tut einfach auch mal gut.

 

Wir wollten die Toleranz der Ortspolizei nicht weiter strapazieren und haben deshalb gegen Abend den Parkplatz am See verlassen und sind weiter dem See entlang gefahren. In einem Waldstück fanden wir einen guten Ort für die Nacht.


Highway 395

1. - 5.11.2018 Highway 395

 

Früh am Morgen sind wir bereits wieder losgefahren. Wir wollten ein Stück fahren bevor wir rasten und frühstücken. Lynn war immer noch tief in den Träumen. Nach einer bergigen und kurvenreichen Strecke stiessen wir auf den Highway 395, von welchem so viele schwärmten. Der Highway verläuft auf einer Nord-Südroute östlich an den Sierra Nevadas vorbei. Unsere Route führte uns vorbei am idyllischen Topaz Lake und endete vorerst in Bridgeport, wo wir Pause machten und uns um unsere hungrigen Mägen kümmerten.

Danach machten wir einen kleinen Abstecher nach Bodie - eine Geisterstadt, welche 1859 als Goldgräberstadt gegründet wurde. Als der Goldrausch vorbei war, verschwanden auch die Einwohner und nach einem Grossbrand 1932 lebte kaum mehr jemand dort. Seit 1962 ist es nun ein historischer Park. Bodie war auch bekannt für das wilde Leben mit Mord und Totschlag, Drogen und Prostitution. Noch heute stehen einige der Gebäude von damals und wenn man durch die Fenster schaut, sieht es immer noch so aus, wie die ehemaligen Bewohner es zurückgelassen haben. Wir staunten auch über die Widerstandsfähigkeit der Menschen, war doch Bodie auf über 2000müM gelegen, eingebettet in eine unwirtliche Landschaft mit extremen Wetterverhältnissen.

Zurück auf dem Highway 395 machten wir uns auf die Suche nach den heissen Quellen. Bowen hat uns einige Tipps gegeben. Wir versuchten unser Glück zuerst bei Buckeley Road, wo es in einem Fluss eine heisse Quelle gab. Der Abstieg zum Fluss schien uns aber etwas zu mühsam und da wir noch von einer anderen heissen Quelle wussten, setzten wir unsere Fahrt fort. Bei Lee Vining bogen wir auf den Highway 120 ab, um einen kleinen Loop zu machen und nach Benton zu gelangen, wo es weitere heisse Quelle gibt. Benton ist ein kleines Dorf. Doch auch da schien die Zeit still gestanden zu sein. Wir fanden sogar eine Badeanstalt, wo man die heissen Quellen geniessen kann. Wir sind einfach rund 150 Jahre zu spät angekommen. Auch sonst standen viele verrostete Reliquien herum. Alles wirkte irgendwie ausgestorben - hatte aber irgendwie einen besonderen Charme. Irgendwo hätte es wohl noch Quellen gegeben, welche man benutzen kann. Wir haben sie aber nicht gefunden. So fuhren wir zurück zum Highway 395, immer noch in der Hoffnung ein paar Quellen zu finden. Und das taten wir dann auch! Mehr durch Zufall und dank einem Hinweis auf Google Maps fanden wir im “middle of nowhere” eine heisse Quelle, wo sich jemand die Mühe gegeben hat, einen kleinen Pool zu bauen - gerade gross genug für 2-3 Personen. Es war bereits kurz vor dem Eindunkeln als wir dort ankamen. Lynn war Feuer und Flamme und wollte unbedingt sofort in den Pool. Während ich das Abendessen zubereitete, genossen Stephen und Lynn ein ausgiebiges Bad im Pool unter klarem Sternenhimmel. Da wir auf gut 2000müM und ohne Lichtemissionen aus der Zivilisation waren, war der Sternenhimmel echt beeindruckend.

 

 

Einmal mehr begrüsste uns ein tiefblauer Himmel am nächsten Morgen. Die Nacht war kalt gewesen und der Morgen herrlich frisch. Es ist wirklich ein Privileg, den Tag so starten zu können. Warm eingepackt sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen, die Schönheit der Landschaft geniessen und dabei einen heissen Kaffee trinken. Anschliessend mitten in der Natur in den warmen Pool springen und sich einfach entspannen. Das ist kaum mehr zu überbieten. Danke für diesen Moment!

 

Yosemite Nationalpark

 

Nach dem Baden im Pool und einem gemeinsamen Frühstück fuhren wir vom Highway 395 über den Tioga Pass auf knapp 3000üM in den Yosemite Park. Wir verbrachten den Rest des Tages und den ganzen nächsten Tag im Park. Für die Nacht mussten wir den Park verlassen. Die Campingplätze waren alle ausgebucht und in den Nationalparks ist es nicht erlaubt, wild zu campieren. Dies bedeutete eine extra Stunde Autofahrt, um raus zu kommen. Manchmal ist die Grösse des Landes auch etwas ätzend und stets mit viel fahren verbunden.

Am zweiten Tag verliessen wir den Park erst als sich der Tag dem Ende zu neigte und die Sonne unterging. Wir wurden dabei von “Alpenglühen” und fantastischer Abendstimmung begleitet - als ob der liebe Gott die Farbpalette hervorgeholt und den Himmel angemalt hätte.

Für die Nacht fuhren wir nochmals zurück zu unserer heissen Quelle. Stephen und Lynn nahmen ihr abendliches Bad. 

 

Vielleicht ist hier der Moment, wo ich noch etwas über das Wetter und das Klima anfügen kann. Seit wir in Kalifornien sind und insbesondere seit wir uns auf dieser Hochebene von rund 2000müM befinden, ist das Klima sehr wüstenhaft - extrem trocken, kalt in der Nacht und sehr warm tagsüber. Die Trockenheit ist wirklich enorm und macht uns zu schaffen. Der Boden ist staubtrocken und wenn wir auf Schotterpisten fahren, wirbelt es Staub so fein wie Puderzucker auf. Wir müssen stets darum bemüht sein, alle Fenster dicht geschlossen zu haben, weil sonst der Staub in jede Ritze dringt. Auch unsere Haut und Haare leiden unter der Trockenheit. Es scheint seit Monaten nicht mehr geregnet zu haben. Diese Trockenheit fordert nun auch ihren Tribut und hat derzeit zu einem der fatalsten Waldbrände in der Geschichte Kaliforniens geführt. Die Zeitungen weltweit berichten ja derzeit davon. Zum Zeitpunkt der Brände waren wir bereits wieder in Los Angeles und haben zum Glück lediglich von Weitem den Rauch des Feuers von Malibu gesehen und waren nicht direkt betroffen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind hier sehr offensichtlich. Die Leute berichten, dass es früher deutlich mehr geregnet habe. Waldbrände sind immer mehr an der Tagesordnung und die Temperaturen höher.  Der Weckruf ist nicht zu überhören!

 


Ancient Bristlecone Pine Forest und White Mountains

View on to the White Mountains, California
View on to the White Mountains, California

5. - 6.11. 2018 Ancient Bristlecone Pine Forest und White Mountains

 

Nach unserer erneuten Übernachtung bei der heissen Quelle in der Nähe der Mammoth Lakes, nahmen wir es erst mal gemütlich bevor wir unseren Weg fortsetzten. 

Nicht weit entfernt liegt der Convict Lake, ein kleiner “Bergsee”, welcher v.a. bei den Fischern beliebt zu sein scheint. Die Farben dort waren unglaublich. Das herbstliche Gelb der Bäume, das Petrolblau des Sees und das unglaubliche tiefe Blau des Himmels waren wunderschön. Allgemein erscheint der Himmel hier viel blauer zu sein als bei uns zu Hause. 

Wenn man nicht gerade zum Fischen gekommen ist, blieb lediglich die Möglichkeit eines kurzen Spaziergangs entlang des Sees. Diese Möglichkeit hatten wir schnell ausgeschöpft und so setzten wir nach einer kleinen Malzeit unsere Fahrt fort. Unser Ziel war Bishop im Owens Valley. Von dort machten wir uns auf den Weg zum Ancient Bristelcone Pine Forest. Die Bristelone Pines sollen zu den ältesten Bäumen der Welt gehören. Nachdem wir den grössten Baum gesehen haben, wollten wir nun auch den Ältesten sehen, welcher über 5000 Jahre als sein soll. Nicht wenige der Bäume in diesem Wald sollen rund 4000 Jahre alt sein - eine fast unvorstellbare Zahl wenn man bedenkt, was sich alles in den letzten 4000 Jahren ereignet hat.

Die Bristelcone Pines wachsen zudem auf einer unglaublichen Höhe von über 3000müM! So fuhren wir von Bishop aus in die Berge rein und rauf in die luftigen Höhen. Kurz vor dem Eindunkeln erreichten wir einen Campingplatz auf 2500müM. Wie so viele der einfachen Campingplätze in den Forest Parks galt auch hier die “Selbstbedienung”. D.h. man sucht sich einen Platz, steckt das Geld in ein Kuvert und wirft es in den entsprechenden Briefkasten. In diesem Fall waren es 10 Dollar. Es gibt dafür weder Personal noch sonstige Infrastruktur. Einzig Picknick-Tische, Grillplätze und ein Plumpsklo stehen zur Verfügung. 

Wir kamen gerade noch rechtzeitig an, so dass wir unsere Campingstühle, etwas Salziges zum knabbern und etwas zu trinken einpacken konnten, um auf einer Anhöhe mit Ausblick aufs Tal bei einem Apéro das letzte Tageslicht einzufangen.

Am nächsten Morgen standen wir um 6h in der Früh auf. Wir wollten die Sonne aufgehen sehen. Danach fuhren wir ein paar Kilometer weiter. Wir waren nicht mehr weit vom Park entfernt. Unterwegs kamen wir an einem herrlichen Aussichtspunkt vorbei. Der ideale Ort für unseren morgendlichen Kaffee. Welch ein Genuss an diesem schönen Ort die frische des Tages mit einem heissen Kaffee zu begrüssen und dabei der absoluten Stille zuzuhören! Diese Stille durchtränkte alles und war tief erfüllend - etwas, was man nur noch an wenigen Orten auf dieser Welt erleben kann. Jedes einzelne Geräusch schien diese Stille zu zerschneiden.

 

Im Bristelcone Pine Forest Park machten wir eine knapp 2.5 stündige Wanderung durch den Wald. Wir waren zutiefst beeindruckt von den Bäumen, welche seit hunderten, ja tausenden von Jahren hier in dieser trockenen und kargen Gegend, in luftiger Höhe täglich ums Überleben kämpfen und dabei die interessantesten Formen bilden. Eine perfekte Adaption. Wir kamen an vielen sehr alten Bäumen vorbei. Ob der älteste Baum darunter war, wissen wir nicht. Er wird anscheinend absichtlich und zum eigenen Schutz nicht markiert. 

 

Vom Bristelcone Pine Forest sind wir dann noch weiter in die Berge, bis wohl zum höchsten Punkt unserer Reise, auf 3620müM gefahren. Eine abenteuerliche und äusserst staubige Fahrt hinauf zu den White Mountains - welche tatsächlich aufgrund ihres Gesteins weiss sind. Die Aussicht war grandios! Obwohl der Weg noch einige Meilen weiter in die Berge geführt hätte, entschlossen wir uns umzukehren. Einerseits hatten wir sowieso schon eine knapp einstündige Fahrt zurück über eine ziemlich holprige Schotterpiste vor uns und andererseits wollten wir das Auto nicht weiter strapazieren. So kehrten wir an diesem Punkt um und fuhren rund 2000 Höhenmeter runter ins Tal nach Lone Pine, wo wir übernachteten. Das war wieder mal ein reicher und erfüllender Tag, welchen wir erleben durften. 


Death Valley

View down into Death Valley
View down into Death Valley

7. Nov. 2018 Death Valley

 

Am nächsten Morgen entschieden wir uns definitiv noch den Abstecher durch das berühmt berüchtigte Death Valley anzuhängen - zumal es kein grosser Umweg bedeutete.

Das Death Valley war enorm beeindruckend und das dortige Visitorcenter war sehr informativ. Nun können wir eine Superlative mehr bei unserer Reise anhängen: wir haben nun auch den heissesten Ort der Welt gesehen. Bei rund 32 Grad Celsius hatten wir geradezu angenehme Temperaturen angetroffen. Im Sommer soll es regelmässig 49 Grad Celsius werden. Der Rekord liege bei 57 Grad. Und dazu kommt die enorm trockene Luft. Man verliert enorm schnell viel Körperflüssigkeit. Trinken, trinken, trinken war angesagt. 

Und um noch einen weiteren Extremwert zu nennen. So hatten wir bei Badwater im Death Valley mit 85m unterhalb des Meeresspiegels auch gleich noch den tiefsten Punkt von Kalifornien besucht. Wir waren also innerhalb von nicht einmal 24 Std. von 3620müM auf 85muM gefahren - krass! Unsere Körper haben das erstaunlich gut mitgemacht.

 

Ein besonderes Erlebnis, welches man unter der Kategorie “zur richtigen Zeit am richtigen Ort” verbuchen kann, durften wir noch erfahren. Wir standen gerade an einem Aussichtspunkt bei einem Canyon als plötzlich zwei Kampfjets im Tiefflug durch den Canyon an uns vorbeiflogen, eine Schlaufe machten und dann gleich nochmals vorbei donnerten! Unsere ganzen Körper vibrierten durch die Schall- und Druckwellen. Mann, war das beeindruckend! Wir trafen anschliessend noch eine kleine Gruppe von eingefleischten Fans, welche bewaffnet mit der Amerikanischen Flagge und Fotoapparaten mit riesigen Teleskopen in Position gestanden sind. Anscheinend nutzt  die Armee in unregelmässigen Abständen das Gelände für Übungszwecke. Die Fans kommen immer wieder auf gut Glück vorbei, hören den Funkverkehr ab und warten über Stunden, in der Hoffnung, dass eine Übung durchgeführt wird. Und wir Greenhorns kommen mal kurz vorbei - wohl das erste und letzte Mal in unserem Leben - und dürfen Zeugen dieses Spektakels werden.

Erst beim Eindunkeln verliessen wir den Death Valley National Park und übernachteten etwas abseits der Strasse bei weiteren heissen Quellen. Die Nacht war sehr stürmisch und liess uns kaum schlafen. Der Camper wurde vom Wind regelrecht durchgeschüttelt. Am nächsten Morgen mussten wir etwas überhastet den Ort verlassen, da wir uns mitten in einem "Sandsturm" befanden und der feine Staub in den Camper drang. Wir hatten anscheinend an einem Punkt übernachtet, wo der Wind aufgrund eines Venturi-Effekts besonders stark blies. 

 


Back to Los Angeles

Centre of Beverly Hills
Centre of Beverly Hills

6. - 13. Nov. 2018 Zurück nach Los Angeles

 

Nach unserer stürmischen Nacht und unserer fluchtartigen Abfahrt, sind wir durch die Mojavewüste bis nach Baker gefahren. Baker ist eine Ansiedlung von Tankstellen, Fastfoodketten und ein paar simple Wohnhäuser. Der Wind heulte während der Fahrt immer noch, wirbelte den Sand auf und vernebelte zeitweise die Sicht. In Baker hielten wir nach einem Restaurant Ausschau, da wir bisher noch gar nichts gegessen hatten. Ausserhalb der Grossstädte ein gemütliches Café oder Restaurant zu finden, stellt sich in Amerika als herausfordernd an. Die Fastfood-Ketten dominieren das kulinarische Bild. Wir entschieden uns schlussendlich für den Griechen, einfach weil er nicht zu einer der Fastfood-Ketten gehört. Es stellte sich aber heraus, dass der Unterschied zum McDonald v.a. in der Verpackung lag und weniger am Inhalt. Auch hier hätten wir uns mit Burger und Hot Dogs eindecken können. Daneben gab es einfach noch ein paar typisch griechische Gerichte wie Souvlakis, Tzatziki und Baklava. Als Vegetarierin hat man es in den USA noch doppelt schwer - in einem Land, wo das Fleisch günstiger als Gemüse ist. Auf einer Menuliste mit bestimmt 30 Gerichten, gab es gerade mal zwei vegetarische Varianten. Also gab es für mich einen mexikanischen Vegi-Burrito, für Lynn Pancakes mit Ahornsirup und Stephen bestellte sich ein richtig amerikanisches Frühstück mit Pancakes, Würsten, Speck und Ei - Malzeit! An Papi und Annemarie und alle anderen eingefleischten Griechenlandfans: ihr habt nichts verpasst und könnt wieder atmen!

Das Beste war der freie Internetzugang und damit der Zugang zu Informationen und Kontakt mit Familie und Freunden. Lynn nutzte ihn für die Schule. Stunden später verliessen wir die Beiz und fuhren weiter Richtung Los Angeles. Weit waren wir nicht mehr davon entfernt. In der Nähe des nächst grösseren Ortes namens Barstow zweigten wir vom Highway ab und fuhren etwas in die Mojave-Wüste rein und blieben dort für die Nacht. Während wir am Abend und in der Nacht noch mutterseelenallein waren, wurden wir am nächsten Morgen von “Pistenrowdies” (alle Offroad-Fans mögen mir meinen etwas abschätzigen Ton verzeihen) mit ihren röhrenden Motoren begrüsst. In einem Affentempo rasten sie mit ihren krassen Autos durch die Wüste. Jetzt war mir auch klar weshalb es mitten in der Wüste Plumpsklos hat….

 

Am 9. November sind wir schlussendlich wieder in Los Angeles angekommen. Durch den Kiter, welcher Stephen in San Francisco kennengelernt hatte, haben wir eine Adresse vermittelt bekommen von einem Freund, bei welchem wir unser Auto während unserem Aufenthalt auf Hawaii abstellen dürfen. So suchten wir die Adresse auf, etwas ausserhalb von Los Angeles. Es ist ein nobles Viertel, welches ausschliesslich aus Villen besteht.

Wir sind Frank und seiner Familie für ihre Grosszügigkeit gegenüber wildfremden Leuten sehr dankbar!

Bis zu unserem Abflug am 14. November nutzten wir die Zeit um v.a. praktische Dinge zu erledigen wie kleine Reparaturen am Camper durchführen, neue Autoreifen besorgen, einen Kite flicken lassen und uns um einen Autoservice kümmern. Es war jedoch unmöglich einen Service durchführen zu lassen, nicht mal den einfachsten Ölwechsel führte die Garage durch. Der Grund war, dass die Amerikaner keine Fords mit Dieselmotoren kennen und deshalb weder die Kenntnisse noch die entsprechenden Zubehöre hatten. Sie konnten nicht einmal unser Auto unter unserer Seriennummer im System finden. Unser Auto existiert für die Amerikaner ganz einfach nicht. Gott sei dank hatten wir bisher noch keine grössere Panne. Und zum Glück Stephen in weiser Voraussicht einiges an Ersatzteilen wie einen Öl- und Luftfilter sowie Bremsbelege mitgenommen. Wir bestellten nun einige Kleinigkeiten wie z.B. Dieselfilter in Europa und lassen es hierher schicken. So können wir nach unserer Rückkehr aus Hawaii mit den selbstmitgebrachten Zubehörteilen einen kleinen Service machen lassen.

Wir benötigten viel Zeit, um all diese Dinge zu erledigen. So dauerte schon nur die Autofahrt zum Kiteshop, wo Stephen den Kite zur Reparatur abgeben konnte, 1.5 Stunden. Der Verkehr in Los Angeles ist einfach gestört - dies trotz 4 bis 8 spurigen Autobahnen! 

Wir verbrachten auch nochmals Zeit am Long Beach. Der Wind war Stephen hold und er konnte  nochmals kurz kiten. Zudem machten wir einen Ausflug nach Hollywood und Beverly Hills, wo all die Stars leben. Für Lynn war es sehr beeindruckend und sie war voll im Fieber und versuchte herauszufinden, wer alles hier in der Gegend wohnt. Stephen und ich verbuchen diesen Ausflug unter der Kategorie “wir waren dort”. 

Unsere innere Anspannung stieg wie schon beim letzten Aufenthalt in Los Angeles. Dies ist ein Ort, welcher uns überhaupt nicht zusagt. Wir haben das Gefühl, dass nicht nur wir hier angespannt sind, sondern hier auch eine angespannte Atmosphäre herrscht. Die Menschen wirken unter Druck. Vieles scheint um die äussere Fassade zu gehen: um Status, Anerkennung, Schönheit, Geld. 

 

Wir sehnen uns nach dem Paradies auf Hawaii!

Kommentare: 5
  • #5

    Anita (Mittwoch, 28 November 2018 21:37)

    Reading your reports and mainly looking at the great pictures one after the other lets me dive into another world.
    Lots of love
    Mum Non Anita

  • #4

    Lynn Cox (Donnerstag, 01 November 2018)

    Lieber Daddy und liebes Mami

    Ich danke euch mega das ihr diese super Reiseberichte schreibt. Danke viel mal das ich da so etwas einmaliges und cooles mit euch erleben kann�. Wir haben und werden noch ganz viel schönes machen und wir werden uns auch verendern in diesem Jahr und dem nächsten. ����������������!!! Ihr gebt mir so viel schönes für das ich meine Wünsche erfüllen kann�.Danke für: das Essen, Liebe �,Glück, Erlebnisse, Abenteuer, Trinken, Fröhlichkeit, Ehrlichkeit usw... ihr gebt mir so viel Glücklichkeit��.

    Herzliche Grüsse eure Tochter Lynn �

  • #3

    Anita (Donnerstag, 01 November 2018 14:43)

    Hi you lot, while you are enjoying your travelling, Minusch is growing into a big tom cat. He is no longer the sleek teenager. He hunts at night fall when the mice come out of their holes, playes with them and as he is not allowed to bring them inside, I think he eats them in the end. Now that we are having a series of rainy days he goes out inbetween, but comes home all sopping wet. Nona then rubbs him down with a towel while he purs and purs.
    Lots of love
    Nona Mum Anita

  • #2

    Mami und André (Mittwoch, 31 Oktober 2018 11:28)

    Hallo ihr Lieben

    Wieder einmal mehr danke für die wunderschöne Bildergalerie eurer Reise. Das gute Wetter ist zum Glück ganz auf eurer Seite, so dass ihr die abwechslungsreichen Landschaften geniessen könnt und Stephen natürlich auch seinen Hobbies frönen kann. Lynn und du Stefanie geniesst offensichtlich auch das Meer, die Dünen, Sandstrand und das dolce far niente. So soll es auch sein. Ab und zu “beneiden“ wir euch ein wenig.

    Wir wünschen euch weiterhin alles Liebe und Gute und erlebnisreiche Weiterfahrt.
    Liebe Grüsse Mami und André

  • #1

    Werner (Mittwoch, 17 Oktober 2018 13:56)

    ...nach deinem what's up an das Team habe ich mich endlich aufgemacht eure HP zu besuchen: Unglaublich und wunderschön was ihr alles sehen und erleben könnt! Tolles Tagebuch und sehr schöne Bilder! Hätte ich nicht selbst vor genau 35 Jahren mit Renate eine 6-monatige Tour durch Nordamerika unternehmen können, wäre ich wohl etwas neidisch auf euch...;)) Einige Bilder weckten sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit. Weiterhin viel Vergnügen!