Big Island, Hawai'i (14.11.-18.12.2018)

Update 9. Dec. 2018

14. - 30.11.2018 Big Island, Hawai`i

 

Endlich ist es soweit und wir fliegen nach Hawaii - konkret auf Big Island. Morgens um 4h geht unser Wecker. Um 5h haben wir das Taxi bestellt, welches uns zum Flughafen bringt. Die Fahrt sollte laut Routenplaner eine gute Stunde dauern. Der Verkehr in Los Angeles scheint jedoch nie zu schlafen und so kommen wir auch in diesen frühen Morgenstunden in einen Verkehrsstau, welcher demjenigen zwischen Bern und Zürich zu Stosszeiten ähnelt. Wir übten uns im Nerven bewahren. Denn schlussendlich dauerte die Fahrt zum Flughafen fast doppelt so lang und wir sind erst eine gute Stunde vor Abflug angekommen - nicht wissend, wie lange das Procedere bis zum Abflug-Gate dauern wird. Mit Ausnahme des Eincheckens unserer Surfbag, ging alles erstaunlich schnell. Wir hatten eine grosse Tasche mit dem Kitematerial von Stephen gepackt und laut Reglement der United Airlines, sollen Reisende aus Kalifornien nach Hawaii bloss 30 Dollar für ihr Surfequiment bezahlen müssen - wenn es gewisse Masse nicht überschreitet. Beim Einchecken wollten sie uns dann 130 Dollar abknöpfen, weil das Gepäck zu schwer sei. Unser Hinweis, dass wir uns extra gut informiert hätten (auch telefonisch) und man uns versichert hätte, dass wir mit unserem Gepäck im grünen Bereich seien, stiess auf taube Ohren. Sie boten uns einzig an, dass wir statt der einen grossen Tasche, zwei Gepäckstücke einchecken und dann lediglich 60 Dollar bezahlen müssten. Zähneknirschend nahmen wir das Angebot an. Da soll sich einer in diesem Jungel von Reglementen noch auskennen.

Dankbar, dass sonst alles gut verlaufen ist und wir den Flug erwischt haben, stiegen wir in unser Flugzeug. Nach 5,5 Stunden landeten wir in Honolulu auf der Insel O`ahu. Wir hatten dort einen 3 stündigen Aufenthalt bevor es weiter ging nach Hilo auf Big Island. Bereits in der Wartehalle des Flughafens merkten wir, wie der Aloha-Spirit seine Wirkung hatte und sich unser Nervensystem mit jeder Stunde mehr entspannte. Aloha, welches anscheinend mehr als 50 verschiedene Bedeutungen trägt, je nachdem in welchem Kontext man es braucht und unter anderem sowohl Hallo, guten Tag, gute Nacht wie auch Liebe bedeutet.  Nimmt man das Wort “Aloha” auseinander, so erkennt man die Tiefe des Wortes. “Alo” bedeutet “sein mit” und “ha” heisst “der Atem”. Es nimmt damit Bezug auf das, was dich und mich am Leben erhält, was uns verbindet. Die hawaiianische  Sprache weisst viele Besonderheiten auf. So besteht sie aus lediglich 13 Buchstaben. Es gibt zudem kein Wort für “Goodbye”, da es im Ursprung der Sprache kein Konzept der Trennung und der Endlichkeit gab. Stattdessen ging (oder geht) man davon aus, dass wir stets verbunden sind, auch wenn wir physisch nicht am selben Ort zur selben Zeit sind. In diesem Punkt gibt es eine grosse Gemeinsamkeit mit den Dialekten der Indianer aus Nordamerika. Auch bei ihnen gibt es kein Wort für “Goodbye” und auch sie von der Untrennbarkeit aus. In der Hawaiianischen Sprache gibt es auch keine Vergangenheits- und Zukunftsform,  da sich gemäss ihrem Konzept das Leben nur im Moment, im Jetzt abspielt. Wie wunderbar ist es in ein solches Land und dessen Spirit einzutauchen!

 

Nach weiteren 50min. Flugreise sind wir schlussendlich auf Big Island gelandet. Bereits aus der Luft stach uns das saftige Grün der Insel in die Augen. Beim Verlassen des Flughafens schlug uns die warme, tropische Luft entgegen, einzelne Menschen welche Ankommende mit Blumenschmuck begrüssten, Männer in ihren Hawaii-Hemden, Frauen mit Blumen im Haar und das üppige Grün - wir erhaschten einen ersten Eindruck des Paradieses. Wir holten unseren Mietwagen und fuhren los, auf die andere Seite der Insel, wo wir über Airbnb eine Wohnung gemietet haben. Hilo ist auf der regnerischen Ostseite und Kona, wo wir stationiert sein werden auf der trockeneren Westseite. Die Strasse führte durch die unglaubliche Dichte und Fülle der Vegetation im Osten, hinauf in die Berge auf gut 2000müM, durch Lavafelder, an Wiesen und Wälder vorbei hinunter zur Westküste. Dort ist es immer noch sehr grün, jedoch etwas weniger üppig und trockener als auf der Ostseite. Nach den Wochen in der extremen Trockenheit und Kargheit der Landschaften in Kalifornien, war die Landschaft und das Klima auf Big Island eine reine Wohltat für Körper und Geist. Beeindruckend waren für uns auch die starken Farbkontraste: das Schwarz der Lavafelder, in welchem in intensivsten Grüntönen Pflanzen wachsen und dann das Blau des Ozeans.

Es war bereits dunkel als wir bei unserem neuen, temporären Zuhause angekommen sind. Die Wohnung ist Teil eines größeren Hauses. Die Vermieter wohnen mit ihren 4 Kindern im selben Haus und so ist der Kontakt zu den Einheimischen schnell geknüpft. Es tut uns allen drei gut, mehr Raum und Platz zu haben. Wir geniessen die Wohnung und den alltäglichen Luxus wie sanitäre Anlagen, fliessend Wasser und den Internetzugang.

Die ersten zwei Tage erkundeten wir die Strände in der näheren Umgebung; wobei nähere Umgebung auch etwas ein dehnbarer Begriff ist. Denn die Insel ist ziemlich gross und so ist man schnell mal 40min unterwegs, um irgendwohin zu gelangen. Es war das erste Mal auf unserer Reise, dass wir zu dritt das Meer beim Schwimmen und Schnorcheln geniessen konnten. Woran wir uns etwas gewöhnen musste, war, dass das Meer nicht überall frei zugänglich ist. Einige Strandzugänge sind privat oder gehört zu Ressorts, wo nur Gäste erlaubt sind. Wir sind halt immer noch in Amerika mit all ihren Rules und Regulations. Doch nach ein, zwei Tagen hatten wir den Dreh raus und fanden viele frei zugängliche Orte. Interessanterweise stossen wir inzwischen kaum mehr auf Privatstrände.

 

Lava Tubes und unterirdischer See

Eine Besonderheit auf Big Island sind die Lava Tubes - ein riesiges Höhlensystem welches vielerorts auf der Insel über Meilen ein unterirdisches Labyrinth bildet. Sie entstehen wenn die äusseren Bereiche eines Lavaflusses erkalten. Einige kleinere solches Tubes sind am Rande eines Highways zu sehen. Unterwegs zum Strand hielten wir und besichtigten die Tubes. Anschliessend fuhren wir zu einem der unzähligen Strände. Während wir am Strand entlang spazierten entdeckten wir per Zufall, leicht versteckt im Wald, einen unterirdischen See. Ein Loch in der erstarrten Lava gab den Blick frei auf einen Süsswassersee und war zugleich Einstieg. Es war herrlich frisches und kühles Wasser und stellenweise so tief, dass man nicht mehr stehen konnte. Mit Stirnlampen ausgerüstet könnte man weit in diese Höhle rein schwimmen. Es war ein besonderer und den Hawaiianer ein heiliger Ort. Wir hatten dort eine interessante Begegnung mit einem Pärchen, welches uns weitere Tipps zu Besonderen Orten auf der Insel gab. 

 

 

Kaffeeplantagen, South Point und Green Beach

Am nächsten Tag, es war der 18. November, wollten wir uns einer dieser besonderen Orte auf der Insel anschauen. Es ist der South Point, der südlichste Punkt der USA. Dieser äusserst windige und wilde Ort, ist bekannt für seine besondere Energie. Es bedeutet eine fast zwei stündige Fahrt für uns. Unterwegs hielten wir bei einer der unzähligen Kaffeeplantagen, welche es hier auf Big Island gibt. Wir kamen gerade rechtzeitig an, um an einer der Führungen teilzunehmen und etwas über die Herstellung des Kaffee’s zu erfahren.

Um zum South Point zu gelangen zweigt man von der Hauptstrasse ab und fährt 12 Meilen bis es nicht mehr weiter geht und man am untersten Zipfel ankommt. Die Fahrt geht durch Wiesen mit hohem Gras und vereinzelt stehen Bäume in der Landschaft, welche durch den starken Wind gezeichnet sind und mehr horizontal wie vertikal wachsen. Auf der einen Seite des South Point gibt es steil abfallende Klippen. Wer mutig genug ist, kann sich rund 10m in Tiefe stürzen und eine wacklige Leiter wieder hochklettern.

Die Energie oder Atmosphäre war hier wirklich besonders. Wir alle drei konnten es spüren.

Etwas östlich vom South Point liegt der berühmte Green Beach, dessen Sand tatsächlich eine olivgrüne Färbung trägt. Er ist nur schwer zugänglich. Entweder legt man die knapp 5km zu Fuss oder mit 4x4 zurück. Da wir kein 4x4 Auto besitzen, wurde uns die Entscheidung abgenommen. Aber auch sonst war der Fussmarsch unsere bevorzugte Variante. Man hätte sich auch für unsinnige 20$ pro Person per Shuttle chauffieren lassen können. Der Spaziergang entlang der Küste war wunderschön und so hatten wir genügend Zeit die Landschaft auf uns wirken zu lassen. Der grüne Strand lag in einer kleinen Bucht, umgeben von schroff abfallenden Felsen. Wir sind erst am späteren Nachmittag dort angekommen. Der Himmel hatte sich bereits wieder etwas überzogen und es war immer noch windig. So reizte es uns nicht mehr so sehr uns in das Meer und die Wellen zu stürzen. Dafür hatte es den Vorteil, dass die meisten Leute bereits wieder gegangen sind und wir am Schluss den Strand fast für uns hatten. Einmal mehr waren wir traurig berührt wieviele Touristen an wunderschöne Orte kamen, schnell anhielten, unzählige Selfies und sonstigen Fotos schossen und dann wieder verschwanden - und möglicherweise zur nächsten touristischen Attraktion hetzten. Sie lassen sich keine Zeit, um den Ort mit allen Sinnen zu erfahren. Die Hektik des Alltags lässt sich kaum mehr von der Hektik des Urlaubes unterscheiden. Es wirkt oberflächlich, überreizt und gleichzeitig abgetrennt vom Leben. 

 

Da wir noch einen einstündigen Fussmarsch vor uns hatten und hier kurz vor sechs Uhr die Sonne untergeht und es dann ziemlich rasch dunkel wird, mussten wir uns rechtzeitig auf den Rückweg machen. Der Küste entlang Richtung Westen der untergehenden Sonne entgegen gehen, welche die Landschaft in ein goldenes Licht tauchte, war einfach unglaublich schön. Da verstummte auch bald mal das Nörgeln von Lynn, welche gar keine Lust hatte, nochmals eine Stunde zu laufen. Stattdessen begann sie wieder eifrig Abfall zu sammeln, welcher am Wegesrand lag.

 

Schwimmen mit den Delfinen

Am 19.11. beschlossen wir einen Ausflug zum Honaunau Bay zu machen, weil es dort gut zum Schnorcheln sei. Gerade als wir ins Wasser gehen wollten, sah Stephen eine Gruppe von Delfinen in der Bucht schwimmen. Also schnappten wir unsere Schnorchelmasken und schwammen hinaus in die Bucht auf der Suche nach den Delfinen, welche alle paar Minuten an der Wasseroberfläche auftauchten, Luft holten und wieder verschwanden. Offensichtlich befanden sie sich im Schlafmodus. Es heisst, dass sie dann eine Gehirnhälfte runterfahren und sich langsam bewegen und nur ab und zu auftauchen, um Luft zu holen.

Und dann waren sie plötzlich da. Sie schwammen direkt unter uns, so tief, dass man sie auf den ersten Blick mit “gewöhnlichen” Fischen hätte verwechseln können. Aber langsam tauchten sie und kamen immer näher. Wir lagen einfach im Wasser und beobachteten das Spektakel. Sie schwammen meist in kleinen Gruppen von 2-5 Delfinen zusammen. Wir versuchten sie zu zählen und schätzten die ganze Gruppe auf gut 40 Stück. Es war einfach ein unbeschreibliches Erlebnis, welches uns alle tief im Herzen berührte. Wir konnten nicht genug bekommen und schwammen etwa eine halbe Stunde mit ihnen. Immer wieder tauchten sie auf, holten Luft und verschwanden wieder in der Tiefe des Ozeans, kreisend, meist mehr oder weniger am selben Ort wieder auftauchend. Wir sahen kleine Babys, welche neben ihren Mütter schwammen, manchmal tauchten sie so nahe bei uns auf, dass man fast die Hand nach ihnen hätte ausstrecken können.

Lynn’s Traum, mit Delfinen zu schwimmen hat sich erfüllt! Und für uns alle war es ein traumhaft schönes, fast surreales Erlebnis. Danke!

Wir verliessen das Wasser erst, als wir die Delfine länger nicht mehr auftauchen sahen und dachten, dass sie weitergezogen seien. Sie waren aber immer noch da und als wir die Heimreise antreten wollten - es war bereits kurz vor Sonnenuntergang -  sahen wir, dass die Delfine noch oder wieder da waren. Diesmal waren sie wach und spielten und sprangen im Wasser. Wow - das war sozusagen das “Schlussbouquet”.

 

Wanderung zum Captain Cook Monument

So inspiriert von unserem Delfinerlebnis, beschlossen wir am nächsten Morgen ganz früh aufzustehen und zum Captain Cook Monument im Kealakekua Bay zu wandern. Oft seien die Delfine dort anzutreffen und wenn wir Glück hätten, seien sie morgens um 7:30 noch wach.

Um 6h sind wir aufgestanden und eine halbe Stunde später losgefahren. Wir mussten das Auto oberhalb der Bucht parkieren, da man nur per Boot, Kajak oder zu Fuss Zugang zu dieser Ecke der Bucht hat. Rund 35min. wanderten wir die steile Küste runter und überwanden gut 400 Höhemeter. Ein schmaler Pfad wand sich durch mannshohes Gras, Lavafelder und zwischen einzelnen schattenspendenden Bäumen hindurch. Unten angekommen bot uns ein herrlicher Blick auf eine Bucht mit glasklarem Wasser, umgeben von hohen Klippen. Dort stand auch das Captain Cook Monument. Es erinnert an den gleichnamigen Captain James Cook, ein berühmter und erfolgreicher Seefahrer, welcher um 1779 als erster Weisser Big Island entdeckte und in eben dieser Bucht vor Anker ging. Konflikte mit den Einheimischen führten dazu, dass Captain Cook am 14.Februar 1779 ermordet wurde - ungefähr an der Stelle, wo nun das Monument steht.

Delfine trafen wir an diesem Morgen keine an. Dafür war das Schnorcheln in dieser Bucht echt der Hammer. Es war als würden wir in einem Aquarium voller Fischer in allen Farben und Formen schwimmen. Beeindruckend war auch ein grosser Schwarm Fische, welcher an uns vorbei zog.

Nach dem Schnorcheln, trockneten wir uns etwas in der der warmen Sonne und nahmen ein kleines Frühstück zu uns. Wir hatten ja bis jetzt noch gar keine Zeit zum Essen gehabt. Danach machten wir uns an den Aufstieg zurück zu unserem Auto. Obwohl es erst kurz nach 10h war, brannte sie Sonne inzwischen schon stark auf uns nieder und der gut einstündige Aufstieg war - v.a. für mein Kreislauf äusserst strapaziös. Lynn ging voraus wie junges Häschen und die alte Mutter schleppte sich hinter nach. Stephen ist sowieso gut in Form, ihm machte das nicht so viel aus.

Es war ein gutes Gefühl, bereits schon so vieles Schönes erlebt und getan zu haben obwohl der Tag noch so jung war. Wir beschlossen die der anderen Seite des Kealakekua Bay zu fahren und uns dort ein Schönes Plätzchen zu suchen, damit wir ein ausgiebigeres zweites Frühstück zu uns nehmen können. Das war gar nicht so einfach, denn die Bucht bietet kaum zugängliche Strände und wenn, dann war es eher felsig. Wir installierten uns schliesslich bei einem solchen felsigen und steinigen Strand, damit wir mal etwas essen konnten. Wir waren nicht die einzigen, welche Hunger hatten. In der Bucht schwammen drei Schildkröten, welche sich gerne mit frischen Blättern füttern liessen. Wir packten nochmals unsere Schnorchel aus und schwammen gemeinsam mit den Schildkröten. Unglaublich wie grazil sie sich im Wasser bewegen, während sie an Land langsam und schwerfällig unterwegs sind.

Nicht weit von diesem Strand fanden wir dann noch ein wirklich schönes Plätzchen, wo wir den Rest des Tages verbrachten.

 

Black Sand Beach, Kilauea Vulkan und Mauna Kea

Nachdem wir uns vom grünen Strand haben begeistern lassen, wollten wir uns nun auch noch auf die Suche nach dem schwarze Strand machen. Es gibt hier zwar einige schwarze Strände, wobei sie wohl eher als dunkelgrau bezeichnet werden können und meist aus Kieselsteinen bestehen. Dieser eine schwarze Strand, soll aber ganz besonders und auch so ein “Kraftort” sein. Da er auf der Strecke zum bis vor kurzem aktiven Vulkan Kilauea liegt, wollten wir das miteinander verbinden. Immerhin bedeutet es eine gut 2 stündige Fahrt, um zum Vulkan zu gelangen. Also standen wir wieder morgens um 6h auf, damit wir rechtzeitig losfahren können.

Der schwarze Strand ist wirklich schwarz und von ganz besonderer Natur. Geschaffen durch die vulkanische Aktivität ist es kein gewöhnlicher Sand und er fühlt sich auch ganz anders an. Barfuss durch den Sand zu gehen war ein Erlebnis für sich. Zum Glück ging ein Wind, so dass der Sand nicht zu sehr aufgeheizt worden ist. Die Grösse der “Sandkörner” variierte. Es gab eher grobkörnige Bereiche, wo sich der Sand wie ein Granulat anfühlte. Feinere Varianten fühlten sich an wie Kaffeesatz oder ganz fein gehobelte Eisenspäne. Ich hätte ewig diesen Sand mit Händen und Füssen spüren können. Auch das Auge konnte sich kaum satt sehen: der rabenschwarze Sand, die Palmen und dahinter ein Teich mit Seerosen. Auch Schildkröten konnten wir wieder beobachten, welche sich an Land ausruhten.

Wir bereiteten unser Picknick am Boden aus und liessen es uns erst mal gut gehen. Nur schwer konnten wir uns von diesem Ort trennen. Wenn wir aber etwas vom Vulkan mitbekommen wollen, sollten wir die letzten paar Kilometer unter die Räder nehmen.

 

Der Vulkan und der Nationalpark rund um den Vulkan boten leider nicht mehr das, was es mal zu sehen gab. Im Mai dieses Jahres gab es einen gewaltigen Vulkanausbruch, welchem mehrer Häuser zum Opfer fielen. Seither ist der Vulkan jedoch verstummt und ständig fliessende Lava, welche man hautnah erleben konnte, fliesst nicht mehr. Auch mussten grosse Teile des Parks geschlossen werden, da der Vulkanausbruch mit unzähligen Erdbeben einhergegangen ist und vieles zerstört hat. So konnten wir auch nicht die Wanderungen machen, welche wir gerne gemacht hätten. Wir wussten zwar, dass der Vulkan nicht mehr aktiv ist und dass sie den Nationalpark erst vor kurzem wieder geöffnet hatten. Uns war aber nicht bewusst, wie gross die Zerstörung gewesen war und hatten uns vorgängig auch nicht informiert. So blieben wir nicht sehr lange im Park, sahen uns das an, was noch zugänglich ist und traten dann vorzeitig den Heimweg an.

Dies sollte dafür mit einem besonderen Erlebnis belohnt werden. Für den Rückweg wählten wir eine etwas andere Route, welche uns über die Saddle Road zurück an die Westküste führte. Die Saddle Road verläuft zwischen den beiden grossen Bergen Mauna Loa und Mauna Kea - beide über 4000m hoch. Würde man sie von ihrer Basis unterhalb des Meeresspiegels messen, wäre der Mauna Loa rund 17’000m hoch.

Zum Mauna Kea führt eine Strasse hoch. Auf dem Gipfel gibt es ein Observatorium. Wir wollten mal schauen, wie weit nach oben wir kommen. Also zweigten wir von der Hauptstrasse ab und folgten der Nebenstrasse gut 10km bis zum Visitorcenter auf 2600müM. Dort wurde uns klar gesagt, dass wir mit unserem Auto keine Chance hätte es bis zum Gipfel zu schaffen. Ungeteerte Strassen mit einem Neigungswinkel von bis zu 25° erfordern einen 4x4. Also parkten wir unser Auto beim Visitorcenter und kletterten auf den nahe gelegenen Hügel. Ein starker Wind blies uns um die Ohren und die Temperatur betrug etwas noch 9°Celsius. Immer noch in unserem “Strandtenue” waren wir nicht ganz der Witterung entsprechend gekleidet. Zum Glück hatten wir wenigsten die Turnschuhe und Regenjacken im Auto.

Oben angekommen bot uns ein atemberaubender Blick auf die Ebene zwischen den beiden vulkanischen Bergen Mauna Kea und Mauna Loa. Dazwischen mit sattem Grün überdeckt gab viele Hügel mit Kratereinbuchtungen, welche auf ihre ehemalige vulkanische Aktivität hinwiesen.

 

Wir waren kurz vor Sonnenuntergang oben angekommen und konnten nun Zeuge werden von einem besonderen Moment. Im Westen sahen wir die Sonne untergehen und im Osten den fast Vollmond (wir waren ein Tag vor Vollmond dort) aufgehen. Wieder so ein Wow-Moment und ein Gefühl im Fluss mit dem Leben und einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

 

Mit dem Kajak zum Captain Cook Monument, Besichtigung des  Pu’uhonua o Honaunau Historical National Parks und Hula-Tanz am Abend

Bei Vollmond sollen die Delfin regelmässig in der Bucht von Kealakekua auftauchen. Also versuchten wir am 23. November 2018 nochmals unser Glück und mieteten diesmal ein 3er Kajak, um durch die Bucht paddeln zu können. Die Delfine tauchten leider nicht auf. Wir genossen es dennoch und verbrachten den ganzen Vormittag mit Kajak fahren und schnorcheln auf und im Wasser.

Im Anschluss fuhren wir in den Pu’uhonua o Honaunau National Historical Park. Ein Ort besonderer historischer Bedeutung. In früheren Zeiten war dies ein Ort von besonderer spiritueller Kraft (mana). Dies kam zum einen davon, dass die Gebeine von 23 Ali’i (Häuptlingen) in einem Tempel aufbewahrten. Zum anderen war dort das Machtzentrum und es war nur den Häuptlingen sowie ihren Diener erlaubt, sich dort aufzuhalten. Ein Bereich dieses Ortes, genannt “Pu’uhonua” war ein Zufluchtsort für diejenigen, welche das Gesetz (Kapu) gebrochen hatten. Ein Verstoss gegen das Kapu wurde stets mit dem Tod bestraft. Das konnten Dinge sein wie wenn ein Mann und eine Frau gemeinsam eine Malzeit einnahmen, wenn der Schatten eines Ali’i berührt wurde oder Fische ausserhalb der Saison gefangen wurden. Das Kapu wurde im 12. Jahrhundert durch einen Tahitianer, welcher damals nach Hawaii kam, eingeführt und galt bis 1819. Wenn es also einem Gesetzesbrecher gelang, zur Nachbarsbucht zu gelangen und über das Meer nach Pu’uhonua zu schwimmen, erhielt er dort von einem Priester die Absolution und durfte zurück in sein Dorf kehren.

Dank gut dokumentierten Beschreibungen des Ortes und eines Vortrages durch eine Parkangestellte erfuhren wir an diesem Ort einiges über das Leben und die Geschichte der Hawaiianer. 

 

Durch einen Einheimischen haben wir erfahren, dass jeweils am Freitag Abend auf einer “Pizza” inmitten von Ladengeschäften Hula getanzt werde und man einfach vorbeigehen und zuschauen könne. Es war eine kleine Gruppe von vier Mädchen im Alter von ca. 9 bis 15 Jahre. Ihre Darbietung wirkte unglaublich professionell und wie wir erfahren haben, nahm die Gruppe auch erfolgreich an Wettbewerben teil. 

Die Tänze wurden begleitet vom Gesang und Perkussion durch die Lehrerin. Jedes Lied erzählte ein Kapitel aus einer Legende und dazu gehörte jeweils ein Tanz, welcher diese Geschichte ausdrückt. So wie wir verstanden haben, sind die Tanzbewegungen wie Worte und haben ihre Bedeutung. In einer beeindruckenden Synchronizität und Präzision boten die Mädchen die Tänze dar. Da stecken unzählige Stunden von Übung dahinter. Berührend war, wie sich die Mädchen zum Schluss unters Publikum mischten, die Leute umarmten und sich für unser Kommen bedankten. So auch bei uns und wir bekamen kurz die Möglichkeit mit ihnen zu sprechen. 

 

Das Waipi’o Tal

Am nächsten Tag fuhren wir in den Norden der Insel, zum Waipi’o Tal. 1947 wurde durch ein Tsunami das ganze Dorf in diesem Tal weggeschwemmt. Heute leben nur noch wenige Menschen dort, welche bewusst die Abgeschiedenheit des Ortes suchen und nicht besonders begeistert sind von Touristen, welche das Tal erkunden. 

Von oben bot sich ein wunderbarer, wenn auch wolkenverhangener Blick über das saftig grüne Tal. Eine äusserst steile Strasse mit einem Neigungsgrad von 25% erlaubte es nur Fahrzeugen mit 4x4 runter zu fahren. So nahmen wir die Strecke von 1.6 km zu Fuss in Angriff. Unten angekommen, liefen wir durch den üppigen Wald zum Meer, wo viele Familien den Tag beim grillieren, picknicken und schwimmen verbrachten. Wir begegneten auch einigen wilden Pferden - Nachkommen der Pferde, welche den Tsunami 1947 überlebt hatten.

 

Stephen und Lynn genossen das Spiel mit den Wellen, ich suchte mir in der Zwischenzeit ein Plätzchen, um a diesem schönen Ort zu meditieren. Ein tropischer Platzregen und die fortgeschrittene Zeit forderten uns auf, die Rückfahrt anzutreten.

 

Beachleben, surfen und Dolce far niente

Noch fünf Tage verbleiben uns auf Big Island. Wir nahmen es gemütlich, trödelten morgens, nahmen ein spätes Frühstück und gingen oft erst nach dem Mittag oder im Verlauf des Nachmittags an einen Strand.

 

Unsere Vermieter empfahlen uns den Kukio Beach. Wie wir herausfanden, war dies der Beach, welchen wir am ersten Tag besuchen wollten, aber an einem Eingangstor abgewiesen wurden, weil es sich um ein Ressort handelt und nur Gäste erlaubt seien.

 

Da man offensichtlich irgendwie doch hinkommt, versuchten wir es nochmals und liessen am Tor mit Bestimmtheit verlauten, dass wir zum Kukio Beach wollen. Und siehe da, plötzlich ging es. Wir bekamen eine “Vistor Parkkarte”, unsere Autonummer wurde registriert und wir wurden zum nächsten Tor geschickt, wo wir uns melden mussten, damit es geöffnet wird. Das ist definitiv der amerikanische Einfluss auf dieser Insel. Das Procedere hat sich trotzdem gelohnt. Wir kamen an einen wunderschönen Strand. Wir trafen dort sogar auf eine der fünf Robben, welche auf Big Island heimisch sind.

Für die letzten zwei Tage konnte sich Stephen bei unserem Vermieter - einem Surflehrer - noch ein Surfbrett ausleihen und so seine ersten Erfahrungen im Wellenreiten sammeln.

 

 

Und dann war unsere Zeit auf Big Island bereits abgelaufen. So schnell ging die schöne und auch intensive Zeit vorbei. Wir haben so viel Wunderschönes erlebt und gesehen. Wehmütig, aber reich beschenkt, verabschiedeten wir uns von Big Island.

 


Kaua'i, Hawai'i

Update 31. Dec. 2018

Hanalei Bay
Hanalei Bay

30.11. - 18.12.2018 Kaua’i

 

Am 30. November mussten wir bereits früh aus den Federn. Um 7h fuhren wir los Richtung Flughafen, gaben dort unseren Mietwagen zurück und setzten unsere Reise fort. Wir flogen via Maui nach Kaua’i. Zwei ultra Kurzflüge von ca. 25 und 35 Minuten. 

In Kaua’i wurden wir von Regenwetter begrüsst. Kaua’i wird auch als Garteninsel bezeichnet - die ganze Insel ist tatsächlich wie ein riesiger Garten: unglaublich grün, saftig, Vegetationen unterschiedlichster Art vom Regenwald bis zur Graslandschaft. Das muss ja alles mal gegossen werden…. Nicht umsonst gehört Kaua’i zu den nassesten Orten der Welt. Kaua’i ist auch die Hühnerinsel. Überall gackert, piepst und kräht es. Die wilden Hühner und Hähne picken am Strassenrand, im Regenwald, im Garten, am Strand… Hier braucht keiner einen Wecker. Ab ca. 4h morgens geht es mit dem “Gekrähe” los. Das einzige, was wir noch nicht herausgefunden haben, ist, wo die Hühner ihre Eier legen. Wahrscheinlich könnte man sich hier täglich auf Ostereiersuche begeben. 

Kaua’i ist nicht nur beeindruckend wegen ihres Reichtums an Pflanzen, Bäumen und Federvieh, sondern auch wegen seiner landschaftlichen Formen und den unglaublich schönen und irgendwie geheimnisvoll wirkenden Bergen. Solche spitze, schroff abfallende Berge auf der einen Seite und langgezogene Bergrücken, welche tiefe Täler bilden auf der anderen Seite haben wir noch nie gesehen. Und auch die Berge sind mit üppigem Grün bewachsen. Und noch eine Besonderheit erwartete uns auf der Insel. Dieser Aloha-Spirit: die Gemütlichkeit, Langsamkeit, Freundlichkeit, Offenheit der Menschen. Wie auch auf Big Island ist hier eine wunderschöne Atmosphäre, eine besondere Energie. Und doch ist es hier nochmals anders. Obwohl die Reise nur kurz war, brauchten wir zwei Tage, um hier wirklich anzukommen.

Zurück zu unserer verregneten Ankunft in Lihue, Kaua’i. Wir nahmen wieder unser Mietauto in Empfang und machten uns auf den Weg zur Nordküste, wo wir in Princeville eine Unterkunft via Airbnb gebucht haben. Unterwegs deckten wir uns noch mit Lebensmitteln für die nächste Woche ein. 

Ich möchte an dieser Stelle ein paar Zeilen einfügen zum Einkaufen hier in den USA. Dies erweist sich für uns immer wieder zum Spiessrutenlauf. Wenn man nicht gerade einen Whole Food Market (Reformhaus im grösseren Stil) findet, wo es extrem teuer ist, aber ein tolles Sortiment auch für gesundheitsbewusste Menschen und Vegetarier gibt, so ist das Einkaufen echt schwierig. Der Walmart, eine Art Aldi oder Lidl der Amerikaner ist zwar günstig, aber kaufe dort ja kein Gemüse oder Früchte ein - wenn es denn überhaupt welches gibt. Wir haben tatsächlich schon Walmarts angetroffen, in welchen man entweder nur ein paar Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln erhält oder manchmal tatsächlich kein einziges Gemüse oder Obst. Alles, was man erhält, sind Tiefkühlprodukte, Fertigmahlzeiten, Dosenfutter, meterweise Fertigsaucen usw. Es gibt zum Glück noch andere Verkaufsketten aber auch da ist die Bioecke eher klein, den Tofu muss man in der hintersten Ecke suchen und beim nicht Biogemüse weiss man nie so genau, ob es gentechnisch verändert ist. Oft ist es angeschrieben, wenn es NICHT gentechnisch verändert ist. Aber was ist mit all dem anderen Gemüse, welches nicht angeschrieben ist? Ist das dann evtl. gentechnisch verändert? Und dann ist da noch die Sache mit dem Brot. Wir essen inzwischen gar keines mehr - ausser wenn wir zurück im Camper sind und ich wieder das eigene Brot backe oder wir per Zufall über ein Brot stolpern, welches den Namen auch verdient hat. Die Amerikaner ernähren sich einfach vorwiegend von Weissbrot, Toast und bereits zurechtgeschnittenem Brot in Plastiktüten abgepackt. Das ganze wirkt gummiartig und süss. Denn überall kommt noch eine extra Portion Zucker hinzu. Sogar der Philadelphiakäse ist hier süsser als bei uns zu Hause. Und wenn wir schon beim Käse sind: das ist ein weiteres sehr trauriges Kapitel. Es gibt ihn, den wirklich feinen Käse. Das sind aber Raritäten und extrem teuer. Wer "Blätterliwasser" will ist auch im Nachteil. Es ist nicht ganz einfach zu bekommen (manchmal ist es gar nicht im Sortiment oder nur in überteuerten kleinen Flaschen zu haben). Hier trinkt man entweder Wasser ohne Kohlensäure oder dann all die Süssgetränke in allen Farben und Geschmacksrichtungen - meist in der 2l Flasche. Cola & Co. sind einiges billiger als "Blätterliwasser". 

Das Essen hier in den USA bereitet uns wirklich Mühe. Auch unsere Verdauung rebelliert immer wieder mal. Seit wir in Hawai’i sind und uns vorwiegend von tropischen Früchten und Gemüse aus dem Direktverkauf der Farmer ernähren sowie das Brot weglassen, geht es uns schon viel besser. 

So und nun zurück nach Princeville, wo wir nach dem Einkauf im Safeway von Kapa’a unsere Wohnung entgegen genommen haben. Die Ankunft war etwas schräg. Der Besitzer des riesigen Hauses, direkt an den Golfplatz angrenzend, war offensichtlich gerade im Streit mit seiner Hausangestellten, welche die Wohnung für uns hätte bereitstellen sollen. Sie war sehr aufgebracht, machte einen alkoholisierten Eindruck und trat Lynn gegenüber grenzüberschreitend auf. Nach diesem Empfang mussten wir uns echt etwas sammeln. Zum Glück kam am nächsten Tag der Besitzer vorbei, entschuldigte sich für das Ganze und war sehr bemüht, uns einen angenehmen Aufenthalt zu gestalten. Die Wohnung ist riesig und mit allem Komfort ausgestattet. Dennoch mussten wir alle drei sagen, dass wir uns in der kleineren und etwas chaotisch wirkenden Wohnung auf Big Island, wo wir sehr nahe mit den Besitzern zusammengelebt haben, wohler gefühlt hatten.

 

Farmersmarket und Surfen in Hanalei Bay

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg Richtung Hanalei, einer beliebten Bucht bei Surfen, gut fünf Autominuten von uns entfernt. Wir wollten den lokalen samstäglichen Markt besuchen. Es war ein kleiner Markt mit vorwiegend Früchte und Gemüseständen, aber auch Kleider, Schmuck und lokalen Gesundheitsprodukten. Die Atmosphäre war friedlich, ruhig und wohlwollend. Wir deckten uns mit frischem Obst ein - Papaya, Rambutan (eine Art Litchi), Avocado, Brotfrucht (eine riesige Frucht, welche wie Kartoffeln zubereitet wird) und Bananen.

Die Fahrt zum Farmersmarket war überwältigend. Zum ersten Mal erhaschten wir einen Blick auf die Berge und Täler rund um Princeville - breathtaking!

An diesem ersten Tag, der 1. Dezember. Waren wir alle noch sehr müde und fühlten uns wie erschlagen. Viel machten wir noch nicht.

Am nächsten Tag besorgte sich Stephen für die Zeit des Aufenthalts auf der Insel ein Surfbrett und stürzte sich denn auch gleich in die Wellen. Lynn folgte ihm mit dem Boggieboard. Mir war es bei diesem eher feuchten und wolkenverhangenen Wetter nicht so drum, mich ins Meer zu stürzen. Stattdessen unterhielt ich mich prächtig mit einem Amerikaner und erkundete die langgezogene, sichelförmige Bucht von Hanalei zu Fuss.

 

Kleine Wanderung zum Ho’opi’i Wasserfall

Am 4. Dezember machten wir einen gemütlichen Spaziergang durch den Regenwald zu einem der unzähligen Wasserfälle auf Kaua’i. Dass man auch im Regenwald auf Hühner und Hähne stösst und statt tropischem Vogelgesang, Hahnengekrähe hört, war zu Beginn noch irritierend. Erinnert das Krähen doch eher an einen Schweizer Bauernhof. 

Beim Wasserfall angekommen, liessen wir uns alle den Sprung ins kühle und erfrischende Nass nicht entgehen. Das war echt aufregend!

Auf dem Rückweg nach Hause, nutzte Stephen den aufkommenden Wind für eine kurze Kitesession. Hier ist das Kiten nicht besonders bekannt und setzte die vorbeigehenden Spaziergänger in Staunen. Da Stephen sich auch nicht scheut, über unwegsames Gelände und Felsbrocken zu klettern, um ins Wasser zu gelangen, waren sie echt alle beeindruckt.

 

Am Abend überraschte uns Lynn mit einem fruchtigen Apéro aus Bananenshake und frischem Obst. Sie hat zudem sowohl den Tisch wie auch die Wohnung mit Blumen und Blätter aus dem Garten dekoriert.

 

Secret Beach

Am nächsten Tag besuchten wir den “Secret Beach” - einen etwas abgelegenen Strand, welcher eine kurze Wanderung von 10min die Klippe runter erfordert. Früher sei er bliebt gewesen bei Leuten, welche sicher gerne im “Birthday Suit” sonnen. Die Prüderie der Amerikaner verbot aber diese Praktik- wobei sich immer noch einige die Freiheit nehmen und dem nackt Baden frönen.

Uns beeindruckte der Strand vor allem wegen seiner Schönheit und den hohen Wellen (bis ca. 4m hoch), welche an diesem Tag an den Strand donnerten. Offensichtlich hat es irgendwo im Ozean einen Sturm gegeben. Das Baden oder auch Surfen wären undenkbar gewesen. Dennoch gab es Leute, welche sich, leichtsinnigerweise oder einfach weil sie die Naturgewalt des Ozeans unterschätzen, auf der Suche nach einem tollen Photo zu weit auf die Felsen rauswagten. Einige wurden dabei von den Wellen erfasst. Eine junge Frau zahlte dies an diesem Tag mit ihrem Leben. Den ganzen Nachmittag sahen wir einen Helikopter über dem Meer kreisen, auf der Suche nach ihrem Leichnam. Bis heute ist sie nicht gefunden worden.

Wir entspannten uns am Strand, assen unser Picknick und Lynn vertiefte sich in phantasievoller Weise im Spiel mit dem kleinen Fluss, welcher ins Meer floss.

Am späteren Abend fuhren wir zurück zu unserem “Home Beach”, die Bucht von Hanalei. Die Wellen waren dort etwas gemässigter und regelmässiger, so dass Stephen noch eine Runde surfen konnte. Endlich gab es auch mal einen wolkenfreien Abend und wir konnten die Sonne hinter dem Bergrücken verschwinden sehen und das wunderbare Abendlicht geniessen.

 

 

Wanderung auf dem Hanalei ‘Okolehao Trail

Am Nikolaustag nahmen wir uns eine erste grössere Wanderung vor. Kaua’i ist ja das reinste Wanderparadies mit unzähligen Trails. Leider können wir den schönsten Teil der Insel, die berühmte Napali Coast nicht bewandern. Eine Sintflut (über 1000mm innerhalb von 24 Std.) haben im April 2018 an dieser Küste Erdrutsche ausgelöst und ganze Strassenteile mitgerissen. Auch in Hanalei sieht man bis heute Spuren der Verwüstung. So sind einige Gebäude unbewohnbar, weil der Untergrund weggespült wurde. Bis heute ist die Strasse ab Hanalei bis zum nördlichsten Ende gesperrt. Nur die Einwohner können nach einem Fahrplan getaktet, im Konvoi zwischen ihren Häusern und Hanalei pendeln. Die Einwohner und Fische scheinen vom Unterbruch in den Touristenströmen zu profitieren. Erstere geniessen die Ruhe und Zweitere können sich von der Überfischung erholen und sich wieder vermehren. 

Zurück zu unserer Wanderung: Auf dem Hanalei ‘Okolehao Trail galt es ca. 6km und knapp 400 Höhenmeter zu überwinden. Ein schmaler Pfad schlängelte sich entlang eines Bergrückens hinauf. Das Herausforderndste war dabei die Bodenbeschaffenheit. Obwohl es seit 2 Tagen nicht mehr geregnet hat, war ein grosser Teil des Weges extrem schlammig - “Bäbätsch” trifft es wohl am besten - und rutschig. Ich glaube wir haben den Ort gefunden, wo der Schlamm erfunden worden ist. Lediglich mit unseren Turnschuhen (und ich zusätzlich noch mit einem Stecken) bewaffnet, meisterten wir diese Strecke. An den kniffligsten Stellen wurde immerhin ein Seil montiert, welches etwas Halt bot. Vor allem Lynn erfreute sich an diesem Abenteuer und genoss es durch den Schlamm zu waten. Die Aussicht von oben entschädigte uns mehr als gebührend für die Strapazen.

 

 

Poipu Beach

Am nächsten Morgen bergrüsste uns wieder der Regen. Wir beschlossen deshalb in den trockeneren Süden zu fahren. Tatsächlich fanden wir dort Sonne und einen schönen Strand, welcher auch zum Schnorcheln geeignet ist, da die Bucht von einem vorgelagerten Reef geschützt ist. Dennoch gibt es Strömungen ins Meer raus, welche man beachten muss. Das Meer ist in den Wintermonaten echt rau und tückisch hier.

 

 

Polihale

Ein weiterer Regentag im feuchten Norden und Osten der Insel trieb uns erneut Richtung Süden und Westen. Diesmal wollten wir nach Polihale fahren. Polihale liegt am nordwestlichsten Ende der Strasse, welche fast rund um die Insel führt. Wir standen früh morgens auf um bei Zeiten losfahren zu können und umrundeten die Insel zu etwa 3/4 um nach Polihale zu gelangen. Die steilen Berge, Klippen und Täler der Napali Coast trennen die beiden losen Enden der Strasse rund um die Insel. Was von unserer Homebase in Princeville eigentlich ein “Katzensprung” wäre, dauerte nun fast 2.5 Stunden. In Polihale endet der südliche Teil der Klippen von Napali und danach beginnt ein fast 20km langer Sandstrand. Für die Hawaiianer ist Polihale von besonderer Bedeutung. Sie sagen, dass die Klippen am Ende des Strandes der Ort sei, wo die Seelen der Verstorbenen zurückkehren und sich mit ihren Ahnen wieder vereinen. Man kann daran glauben oder nicht. Aber es ist definitiv ein besonderer Ort, welcher trotz der wilden Wetterbedingungen mit starkem Wind und rauer Brandung eine Ruhe und Erhabenheit ausstrahlt. Unser Versuch eines Picknicks am Strand mussten wir abbrechen, ansonsten wäre unsere Malzeit gesandstrahlt worden. So machten wir uns, nach einem kurzen Spaziergang bis zum nördlichsten Ende unterhalb der Klippen, auf den Rückweg. Wir hielten unterwegs am Kekaha Beach im Südwesten von Kaua’i und genossen alle drei das Spiel mit den Wellen. Stephen auf dem Surfbrett, Lynn und ich mit den Boogieboards. Weit draussen im Meer sahen wir sogar noch die Fontänen von vorbeiziehenden Walen.

 

 

Waimea Canyon

Nach einem weiteren Regentag, welchen wir zu Hause mit ausschlafen und etwas “umeblätterle” verbracht haben, waren wir heute wieder bereit für ein weiteres Abenteuer. Diesmal wollten wir in den Waimea Canyon fahren und von dort eine Wanderung machen. Auf unserer Fahrt Richtung Waimea wurden wir ein Stück von einem wunderschönen Regenbogen begleitet. Das war das erste Mal, dass wir von einem Regenbogen beide Ende sehen konnten, welche bis zum Boden reichten. Den Topf mit dem Gold fanden wir leider nicht.

Das Wetter wurde mit zunehmender Fahrt Richtung Süden besser. Die Wolken verdichteten sich jedoch wieder, je weiter wir in den Canyon reinfuhren. Am Ende der Strasse, welche der Klippe entlang in den Canyon führt, würde es schöne Aussichtspunkte geben, welche den Blick auf die umliegenden Täler freigeben würden. Der Konjunktiv lässt unschwer erraten, dass wir leider gar nichts sahen. Wir sassen in den Wolken und Regen. So kehrten wir um und fuhren wieder talauswärts, wo sich die Wolken wieder etwas lichteten. Wir hatten ja geplant den sogenannten Canyon Trail zu den Waipo’o Wasserfällen zu machen. Unterwegs machten wir noch einen kleinen Abstecher eine geteerte Strasse runter bis zum Ende des Bergrückens. Wir erhofften unterhalb der Wolken raus zu kommen und so wenigsten noch einen Blick auf Küste erhaschen zu können. Der Weg endete jedoch abrupt vor einem Tor zu einer militärischen Anlage. Also machten wir rechtsumkehrt und fuhren zurück, nun definitiv zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Der Weg führt 6km hin und zurück zunächst durch den Regenwald und erneut über sehr sumpfige Wege bis man an den Rand des Canyons kommt und einen enormen Ausblick über das Tal und die bergige Landschaft erhält. Entlang des Canyons führt der Weg danach runter zu den Wasserfällen. Auf der einen Seite des Weges und gleichzeitig Endpunkt des Pfades fällt das Wasser rund 240m in die Tiefe. Auf der anderen Seite hat es einen viel kleineren Wasserfall mit einem Becken, in welchem man sogar baden könnte.

 

Wie der Tag begonnen, so hat er auch wieder geendet: mit der Begleitung durch einen Regenbogen. Der Waimea Canyon mit Regenbogen - was für eine Kulisse!

 

Larsen Beach und Anahola Beach

An den nächsten beiden Tagen standen Strandbesuche an. Am 11. Dezember besuchten wir den Larsen Beach etwa 20min. von unserem Zuhause entfernt. Nach einem Picknick am Strand machten Lynn und ich einen gemütlichen Spaziergang während Stephen ein Nickerchen nahm. Wir sahen eine junge Robbe, welche sich am Strand erholte, nachdem sich sich anscheinend wegen der starken Brandung die Schnauze an den Felsen gestossen hatte. Etwas weiter konnten wir einmal mehr Schildkröten bei ihrer Siesta beobachten.

Am nächsten Tag stand der Anahola Beach auf dem Programm. Anahola soll das Gegenstück zu Polihale sein - der Ort, wo die Seelen eintreten, wenn sie wieder inkarnieren. Wir wussten nicht genau wo dieser Ort ist, da es sowohl ein Dorf wie auch ein Strand gibt, welcher Anahola heisst. 

 

Es war ein windiger Tag, welcher auch viele Wellen mit sich brachte - nichts zum baden. Für Stephen ergab sich aber eine gute Gelegenheit zum Kiten. Die Hawaiianer nutzten die Wellen, um mit ihren speziellen Kanus die Wellen abzureiten.

 

Queen’s Bath

Von unserer Wohnung aus machten wir zu Fuss einen Ausflug zum Queen’s Bath - ein natürlich geformerter Swimming Pool aus Felsen. Wir querten den direkt an unser Grundstück grenzende Golfplatz - obwohl das natürlich offiziell nicht erlaubt wäre. Unterwegs trafen wir auf Nene. Das sind Hawaiianische Gänse, welche nur auf den Hawaiianischen Inseln anzutreffen sind.

Nach einer guten halben Stunde kamen wir zum Eingang des Abstieges zum Queen’s Bath. Wir standen vor einem Gitterzaun mit abgeschlossener Tür und dem Hinweis, dass die Brandung zu gefährlich sei und des der Zugang zum Queen’s Bath gesperrt sei. Es war an diesem Ort, wo die Touristin vor ein paar Tagen von einer Welle tödlich erfasst worden ist. 

Wie alle anderen liefen wir einfach um den ca. 5m langen Zaun herum. Es hat sich bereits ein richtiger Pfad gebildet von all den Leuten, welche die Hinweisschilder und das geschlossene Tor umgangen sind. Bauarbeiter waren daran, nach dem fatalen Unfall den Zaun um weitere 3m zu verlängern. Kopfschüttelnd nahmen wir das zur Kenntnis. Es gibt hier in den USA überall soviel Warn- und Verbotsschilder, dass sich einfach niemand daran hält. Es geht jeweils um eine Absicherung durch die Behörden im Falle einer Verklagung - so absurd.

Also machten wir uns an den Abstieg auf dem nassen und rutschigen Pfad und über Wurzelwerk. Es war ein wunderschöner Abschnitt durch den Wald, entlang eines Flusses und Wasserfällen. Unten kommt man an einen felsigen Strand mit steilen Klippen - wunderschön. Die Brandung war immer noch stark, wenn auch nicht mehr so wie vor ein paar Tagen als der Unfall passierte. Es gab aber doch immer wieder mal ein paar grosse Wellen, welche mit grosser Wucht auf die Felsen prallten. In sicherem Abstand beobachteten wir die Naturgewalt. Im Queen’s Bath kann man lediglich in den Sommermonaten, wenn das Meer ruhiger ist, baden. Es war aber auch so ein schöner Anblick.

Als wir auf dem Rückweg waren und ob wieder ankamen, kamen wir mit einer Anwohnerin ins Gespräch. Sie war ziemlich aufgelöst und wütend. Sie regte sich wahnsinnig auf über die Touristen, welche sich so leichtsinnig verhalten und zu wenig gesunden Menschenverstand zeigen, um die Naturgewalt der Wellen richtig einschätzen zu können. Sie habe den tödlichen Unfall der jungen Frau hautnah miterlebt. Das Drama mit all den Rettungskräften und Familienangehörigen der Ertrunkenen habe sich direkt vor ihrer Haustür abgespielt. Sie erzählte auch wie während der Hochsaison im Sommer die Leute auf ihrem Grundstück parken, ihren Abfall und Fäkalien liegen lassen - disgusting! Kaua’i hinke mit der Infrastruktur den Touristenströmen hinterher. 

Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch kurz rüber zum Hanalei Beach zum Surfen.

 

Wailua River und Wanderung auf dem Kuilau Ridge Trail

Am 15. Dezember stand wieder mal eine Wanderung auf dem Programm. Wir fuhren der Küstenstrasse runter bis zur Flussmündung des Wailua Rivers. Entlang dieses Flusses hat es diverse heilige Stätte der Hawaiianer. Unter anderem gibt es historische Stätten von einer ehemaligen Tempelanlage, einer Opferstätte (die Historiker sind sich uneinig, ob dort Menschen oder Tiere geopfert worden sind) sowie die sogenannten Birthstones. Bei diesen Birthstones wurden die zukünftigen Ali’is (Chefs, Oberhäupter) geboren. Niemand anderes durfte dort gebären.

Am Ende der Strasse entlang des Flusses startete der Trail. Es war eine gemütliche Wanderung mit einem stetigen leichten Aufstieg und deutlich weniger sumpfig als das, was wir bisher erlebt haben. Die Aussichten waren einfach grandios. In unseren Augen die schönste Wanderung, welche wir bisher gemacht haben. Das Wetter war so gut, dass wir sogar den Wai’ale’ale sehen konnten. Der Wai’ale’ale ist der höchste Berg der Insel und ein heiliger Ort. Es ist der nasseste Ort der Insel mit einem jährlichen Regenfall von fast 11m!

 

Nach der Rückkehr stoppten wir noch am Kealia Beach, genossen das Surfen, Baden und das wunderbare Abendlicht.

 

Santa Claus

Am Sonntagabend, dem 16.12.18 wurde der “Samichlous” angekündigt. Im Dorfzentrum von Hanalei versammelten sich all die Familien mit ihren Kindern und warteten gespannt auf das Eintreffen des Santa Claus. Kurz vor der Ankunft begannen alle schön Schlange zu stehen. Weshalb das so war, zeigte sich als der Santa Claus auf der Ladefläche eines Pickup’s sitzend eingefahren kam. Jedes Kind durfte sich auf die Schoss des Santa Claus setzen und für ein Photo posieren. Witzig war, der hawaiianische Einfluss auf die Ausstattung des Samichlous. Er kam im Hawaiihemd und mit Blumenschmuck um den Hals. Für das Photo posierte er mit dem typisch hawaiianischen “hang loose” Händegruss.

 

 

Standup Paddeln auf dem Fluss bei Hanalai

An unserem letzten Tag vor der Abreise mieteten wir uns Standup Paddle Boards und paddelten damit rund 3 km den Fluss aufwärts durch die schöne Landschaft. Unterwegs sahen wir kleine Schildkröten, welche sich am Ufer sonnten und zum Schluss schwammen sogar noch zwei riesige Meeresschildkröten an uns vorbei. Die waren echt 2-3x so gross, wie diejenigen, welche wir bisher gesehen haben!

Wir waren etwa 3 Stunden unterwegs. Danach genossen wir unser Picknick am Strand und verbrachten den Rest des Tages in der Bucht von Hanalei.

Rückkehr nach Los Angeles

Am 18.12.18 hiess es dann Abschied nehmen von den Hawaiianischen Inseln. Wir waren wehmütig diesen schönen Ort verlassen zu müssen, dankbar dieses Paradies gesehen und erlebt zu haben sowie aufgeregt, was für neue Abenteuer uns zurück auf dem Festland und mit der Einreise in Mexiko erwarten werden.

Unser Flug ging erst am Nachmittag. Also nahmen wir es am Morgen noch etwas gemütlich. Via Honolulu und Big Island flogen wir zurück nach Los Angeles. Aufgrund der gut 3 stündigen Wartezeit auf Big Island war es eine lange Reise. Wir erreichten Los Angeles am 19.12.18 morgens um 5h. Nach diesem einmonatigen, entspannten Inselleben war Los Angeles wie ein Schlag ins Gesicht. So schnell wie möglich wollten wir diesen Ort verlassen.

Nach der einstündigen Taxifahrt zurück zu unserem Camper, machten wir uns sofort daran, die letzten Vorbereitungen für die Einreise nach Mexiko zu treffen. Stephen schloss noch einige kleine Reparaturen ab und danach machten wir uns auf die Suche nach einer Garage, welche bereit war, einen kleinen Service an unserem Auto durchzuführen. Wie wir bereits festgestellt hatten, ist dies nicht so einfach, da wir einen europäischen Wagen haben und die offizielle Ford Garage aus Haftungsgründen und mangelndem Wissen im Umgang mit einem Dieselauto den Service abgelehnt hat. Hier fahren ja alle mit Benzin und es ist auch nicht selbstverständlich, dass man an jeder Tankstelle Diesel beziehen kann.

Im dritten Anlauf fanden wir schlussendlich eine Garage, welche für uns den Service macht. Das Hauptproblem war diesmal die Höhe unseres Campers. Mit seinen 3m Höhe passte er schlicht nicht in die Garagen rein. Auch bei dieser hier ging es nur knapp - 2-3cm Raum blieb zwischen Camper und Eingangstor. Die Mechaniker waren super nett und hilfsbereit. Wir hatten alle Ersatzteile wie Dieselfilter, Luftfilter und Ölfilter dabei. Der Wechsel des Dieselfilters hatten wir Youtube und der Experimentierfreude des Mechanikers zu verdanken. Da sie ja keine Dieselautos kennen, wussten sie auch nicht wie ein Dieselfilter zu wechseln ist. Der Mechaniker schaute sich also im Youtube eine Anleitung dazu an und traute sich dann zu, den Dieselfilter zu wechseln. Es hat jedenfalls wunderbar geklappt. 

Mit dem einen Mechaniker sind wir noch etwas ins Gespräch gekommen und er hat uns so einiges über die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Amerikaner erzählt. Er sei seit ein paar Monaten in dieser Autogarage als Mechaniker und Kundenbetreuer angestellt. Sein Stundenlohn betrage 17 Dollar. Er arbeite rund 9 Stunden pro Tag, damit er genug verdiene. Ferien habe er bisher noch keine genommen. Er müsse sich zuerst etwas “hocharbeiten”. Er habe zudem noch keine bezahlten Ferien zu Gute, sondern müsste Freitage oder Ferien unbezahlt nehmen. Erst wenn er länger bei der Firma angestellt sei, bekomme er bezahlte Ferien (ca. 2 Wochen) und mit der Zeit auch etwas mehr Lohn. Die Arbeit mit den Kunden sei auslaugend. Er habe wenig Freizeit und müsse viel arbeiten, damit er über die Runden komme. Wenn man bedenkt, dass die Lebenshaltungskosten in Kalifornien denjenigen in der Schweiz entsprechen (zumindest was Lebensmittel betreffen) - ja da bleibt nicht mehr viel zum Leben übrig. Das Leben hier in den Staaten ist verbunden mit viel Arbeit, wenig Lohn und kaum Freizeit. 

Der Mechaniker erzählte uns auch einiges über die Obdachlosen. Er erzählte von einem Mann, welchen er gekannt hatte. Dieser habe durch einen Unfall seine Frau und Kinder verloren. Er sei daran zerbrochen und schlussendlich auf der Strasse gelandet und irgendwann von jemandem umgebracht worden. Hinter all diesen Obdachlosen stehen ganz bestimmt viele so tragische Geschichten. Traurig ist, dass diese Menschen irgendwie durch ein Netz fallen und diese Menschen nicht genügend aufgefangen werden können. 

Kürzlich habe ich von einem Amerikaner erfahren, welche eine Bewegung gegründet hat, bei welcher er versucht, Obdachlose wieder mit ihren Familien zusammen zu bringen. Die Obdachlosen können eine Videobotschaft für ihre Angehörigen aufnehmen und der Mann (habe leider seinen Namen vergessen) verbreitet die Botschaft via Soziale Medien an Orten, wo die Obdachlosen früher gelebt haben. So ist es zu vielen Wiedervereinigungen gekommen. Viele Familien wussten gar nicht mehr wo sich ihr “verlorenes” Mitglied aufhält oder ob er/sie überhaupt noch lebt. In vielen Fällen führte diese Wiedervereinigung auch dazu, dass die Obdachlosen wieder ein festes Heim haben. Die Familien werden zudem professionell betreut. Das sind Geschichten die berühren. Da in Amerika so viele Menschen an der Armutsgrenze leben, braucht es scheinbar leider nicht viel und sie landen auf der Strasse.

Nach diesem Gespräch und dem erfolgreichen Service setzten wir unsere Fahrt fort Richtung Süden der Grenze von Mexiko entgegen. Die Nacht verbrachten wir wieder mal auf dem Parkplatz eines Walmarts. Ode besser gesagt, wir versuchten es. Denn kaum angekommen und müde in die Federn gekrochen, klopfte es an der Tür. Ein Police Officer bat uns freundlich auf den Parkplatz nebenan umzuziehen. Denn dort sei das Geschäfts 24h geöffnet und der Walmart hier leider nicht.

Gesagt, getan. Und dann endlich konnten wir nach einer langen Reise und einem langen Tag in die Welt der Träume versinken.

 

 

Torrey Pines und unsere letzte Nacht in Amerika

 

Auf dem Weg Richtung Mexikanische Grenze fuhren wir bei Torrey Pines, einem kleinen Ort in der Nähe von San Diego vorbei. Stephen hat dort vor ca. 16 Jahren an einem Gleitschirm Event teilgenommen. Freunde von uns haben dort später eine zeitlang gelebt und gearbeitet. Wir wollten uns den Ort deshalb ansehen. Wir besuchten die Gleitschirmschule, welche am Rand von hohen Klippen positioniert ist. Dieser Ort ist ideal, um die Küste abzufliegen. Leider trafen wir niemanden von den Leuten an, welche Stephen von früher her kannte. Deshalb zogen wir auch bald weiter und machten noch einen kurzen Stopp in La Jolla um kleine Erledigungen zu tätigen. Danach fuhren wir auf einen Campingplatz ca. 10km von der Mexikanischen Grenze entfernt. Es war bereits dunkel als wir eintrafen. Wir nutzten die dortigen Infrastrukturen, um vor dem Grenzübertritt nochmals Trinkwasser zu tanken, das Grauwasser und die Toilette zu leeren, sowie eine heisse Dusche zu nehmen - wer weiss, wann wir die nächste Gelegenheit dazu erhalten…

 

 

Kommentare: 1
  • #1

    Anita (Sonntag, 23 Dezember 2018 10:33)

    I am sitting on my chair reading and looking. My mind immersed, my eyes full of images which touch into a world long past and mingels it all up, time has lost its meaning. One and a half hour later I look up and need to pull myself out of a world alien and yet so close to the ones my brain creates and return to the day of today.
    I love the voyages you create with your report and I thank the three of you for sharing. Lots of love �
    Mum Anita Nona

    And of course I wish you a very happy Christmas where ever you are:
    Wach sein
    Leises hören
    Kleines sehen
    Feines spüren
    Wesentliches sagen
    Freude und Lachen